Julia Extra Band 375
ich nichts weiß? Denn als wir uns das letzte Mal gesehen haben, war noch alles in Ordnung.“
„Ich hatte einige Zeit zum Nachdenken, das ist alles“, erwiderte sie und strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, eine Affäre mit dir zu haben, schließlich müssen wir miteinander arbeiten.“
„Stimmt. Doch wir sind nicht die Ersten, denen so etwas passiert, also warum verrätst du mir nicht den wahren Grund für deinen plötzlichen Sinneswandel?“
Sie hielt kurz inne. „Es ist wegen Andrew.“ Daraufhin lief sie durch den Raum zu seinem Schreibtisch und wandte ihm bewusst den Rücken zu, um wenigstens für einen Moment nicht von seinem Blick durchbohrt zu werden.
„Wenn ich von Andrew erwarte, dass er sich zurückhält, muss ich dasselbe tun. Ich muss ihm ein gutes Vorbild sein.“
„Wenn du mich fragst, bist du ihm ein fantastisches Vorbild.“
„Nicht mehr“, flüsterte sie.
„Wie bitte?“
„Ich habe gesagt, nicht mehr“, antwortete sie. „Ich habe Andrew und Victoria gestern Abend überrascht.“
„Oh.“
„Genau.“
„Haben sie …?“
„Er behauptet, dass sie nicht mehr machen wollten als das, was ich gesehen habe. Aber wir beide wissen, dass man in der Hitze des Augenblicks die besten Vorsätze über den Haufen wirft.“
„Das tut mir leid. Ich weiß, welche Sorgen du dir gemacht hast, dass so etwas passieren könnte.“ Seine Hände lagen plötzlich auf ihren Schultern. Gott, es fühlt sich so gut an. „Haast du mit ihm gesprochen?“
„Natürlich. Doch es war nicht ganz einfach, überzeugende Argumente anzuführen, während ich damit herumlaufe.“ Sie zog am Kragen ihrer Bluse, um ihm einen Knutschfleck an ihrem Hals zu zeigen. „Ich habe meine Glaubwürdigkeit verloren.“
„Wieso? Nur weil du und ich …?“, wieder streckte er die Hand nach ihr aus, „… er ist siebzehn. Sicher kann er unterscheiden, was Teenager tun und was zwei Erwachsene, die …“
„Die eine kurze Affäre haben.“ Sie riss sich los, bevor er sie wieder berühren und ihre Entschlossenheit ins Wanken bringen konnte. „Sicher würde ihm das durch und durch logisch erscheinen.“
„Wie kommst du darauf, dass es nur eine kurze Affäre ist?“
Das kann nicht sein Ernst sein. Denkt er wirklich, dass ich so dumm bin? „Ich weiß von Xinhua Paper, Charles. Willst du mir wirklich weismachen, dass du – Amerikas bekanntester Corporate Raider – nicht gerade dabei bist, über den Verkauf der Firma zu verhandeln?“
Sein Schweigen war Antwort genug. „Dachte ich mir. Und wenn ich mich auf dich einlasse, kann ich Andrew nicht verbieten, dasselbe mit Victoria zu tun.“
Sie hielt kurz inne, um die Fassung wiederzugewinnen, und hasste sich gleichzeitig für ihre Sehnsucht, sich bei ihm anlehnen zu können. „Ich möchte nicht, dass er dieselben Fehler begeht und sich damit seine Zukunft verbaut.“
„Wie du selbst.“
Sie nickte. „Der Abend gestern war schön, aber es führt zu nichts. Bitte sag, dass du mich verstehst.“
Eine Weile schwieg Charles. Schließlich nickte er jedoch. „Ich finde es nicht gut, aber ich verstehe dich. Von jetzt ab gehen wir rein beruflich miteinander um.“
„Vielen Dank.“ Seine Zustimmung war genau das, was sie gewollt hatte, und doch schmerzte es, dass er sich so schnell geschlagen gab. Sie unterdrückte den Wunsch, zu ihm zu gehen, und kehrte an ihren Schreibtisch zurück. „Ich werde bei der Buchhaltung nach den Investmentzahlen fragen.“
Sie schloss die Tür hinter sich, damit sie ihre Meinung nicht ändern und wieder hineingehen konnte.
„Ich möchte einen Toast ausbringen. Auf die Eishockeymannschaft der Gilmore High, die Zweitplatzierten der Dritten Landesliga!“
Die Menge ließ lediglich einen müden Applaus hören. Die Niederlage vom Nachmittag saß ihnen noch in den Knochen.
„Hey, was ist denn mit euch los?“, fragte Van. „Ihr habt es bis zum Finale geschafft.“
„Genau, und da sind wir sechs zu eins zerlegt worden“, antwortete sein Sohn Sean.
Charles saß gegenüber von Van und beobachtete die Szene mit einiger Belustigung. Van hatte ihn gebeten, nach dem Spiel noch zu bleiben. Doch da Huangs Besuch am nächsten Tag anstand, hatte er eigentlich genug zu tun. Zudem gab es ein Unternehmen in Tucson, das sich seine Anwälte ansehen sollten. Ich muss wirklich bei Jim Cavalier anrufen und ihn zur Arbeit antreiben. Ein Essen mit der Eishockeymannschaft der Gilmore High hatte wirklich
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