Julia Extra Band 377
Haare. Regungslos stand sie da, die Augen geschlossen, und dachte an nichts.
Das änderte sich in dem Moment, als sie aus der Dusche kam und im Wohnzimmer Geräusche hörte. Sofort verspannte sie sich.
„Reiß dich zusammen, Zoe!“, sagte sie zu sich selbst. „Du findest ihn toll. Die halbe Menschheit findet ihn toll, also was macht dich zu etwas Besonderem, außer der Tatsache, dass er dich für eine inkompetente Idiotin hält?“ Sie schniefte und nahm einen der hoteleigenen Bademäntel von einem Haken. „Außerdem küsst er seine Angestellten nicht, selbst wenn sie ihn küssen.“ Diese Episode würde ihr noch lange peinlich sein.
Zoe atmete tief durch, während sie den Gürtel fester zog und sich das nasse Haar aus dem Gesicht strich.
Als sie zögernd das Wohnzimmer betrat, stellte sie fest, dass jemand während ihrer Abwesenheit dort für gemütliche Stimmung gesorgt hatte. Der Tisch neben den hohen Glastüren, die auf einen kleinen Balkon hinausführten, war mit Silberbesteck und Leinenservietten gedeckt, und in dem antiken Leuchter darauf brannten Kerzen. Das Ganze sah verdächtig nach einem romantischen Candle-Light-Dinner aus. Offenbar hatten die Hotelangestellten etwas falsch verstanden.
Erst als Isandro sich bemerkbar machte, entdeckte sie ihn in einer Nische auf einem Chesterfield-Sofa.
„Na, geht es dir besser?“
Erschrocken zuckte sie zusammen und wirbelte herum, als er aufstand. Ihre Haut prickelte noch intensiver … Eben ging es mir besser, aber jetzt nicht mehr, dachte Zoe und setzte ein höfliches Lächeln auf.
„Ja, danke. Das riecht gut.“ Mit einem Nicken deutete sie auf die mit Hauben abgedeckten Servierplatten, bevor sie wieder Isandro ansah – oder besser gesagt, knapp an ihm vorbeiblickte.
Isandro trug ebenfalls einen Hotelbademantel, der bei ihm allerdings nur bis zu den muskulösen Waden reichte und somit für ihren Geschmack zu viel Haut zeigte.
„Ich hätte eben fast nach dir gesehen.“
Er hatte seine ganze Willenskraft aufbieten müssen, um nicht seinem Instinkt zu folgen. Außerdem war der Zimmerservice da gewesen.
Er hatte in dem anderen Bad geduscht, und zwar eiskalt, was ihm für eine Weile Erleichterung verschafft hatte. In dem Moment, als Zoe den Raum betrat, war sein Verlangen jedoch wieder erwacht, und er konnte an nichts anderes denken als daran, sie aufs Bett zu werfen.
Was er empfand, war unverhohlene Begierde.
„Ich muss nur einmal am Tag gerettet werden.“ Zoe lächelte, sah ihm aber nicht in die Augen, und Isandro spürte förmlich ihre Anspannung. „Hast du schon mit Alex gesprochen?“
„Ja, er hat Rowena gebeten, auf die beiden aufzupassen.“
„Rowena“, wiederholte sie lächelnd. „Danke.“
Isandro ließ den Blick von ihren bloßen Füßen zu ihren nassen Haaren schweifen. Bei der Vorstellung, was sich unter dem flauschigen weißen Bademantel verbarg, ging seine Fantasie mit ihm durch.
„Was möchtest du?“ Er ging zum Tisch und hob die Haube von einer Servierplatte.
Dich, dachte Zoe. „Danke, aber ich kann nichts essen. Ich muss jetzt nach Hause.“ Bevor ich mich völlig zum Narren mache.
„Warum?“ Isandro wirkte irritiert. „Bei Rowena sind die Zwillinge doch in guten Händen.“
„Darum geht es nicht.“ Rowena war eine hervorragende Babysitterin. Ihre Eltern waren gute Freunde von Dan und Laura gewesen, und die Zwillinge liebten die junge Frau. „Ich möchte es nicht ausnutzen.“
Ihre Schwester und ihr Schwager hatten viele Freunde gehabt, und es war gut zu wissen, dass diese ihr im Notfall zur Seite standen. Aber sie wollte auf eigenen Füßen stehen und nicht von anderen abhängig sein. Oder verliebt sein, dachte Zoe, als sie Isandro zum ersten Mal in die Augen blickte.
Er zog eine Braue hoch. „Hast du je Nein gesagt, wenn jemand dich um einen Gefallen gebeten hat? Nein, hast du nicht. Aber wenn andere sich erkenntlich zeigen, nennst du es ausnutzen.“
Da er ihre bebende Stimme nachgeahmt hatte, schnürte sich ihr die Kehle zu.
„Schön, dass du dich über mich lustig machen kannst.“
„Das tue ich nicht. Ich bewundere Unabhängigkeit, aber keine Sturheit.“ Manchmal fragte er sich, wann Zoe schlief – oder ob sie es überhaupt tat. Ihre Augenringe waren ihm nicht entgangen. Sie bemühte sich nach Kräften, einen Job zu machen, für den sie nicht geeignet war, und die perfekte Mutter zu sein. Das war bewundernswert, aber völlig unrealistisch. Warum konnte sie nicht zu ihren Fehlern stehen? Er
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