Julia Extra Band 377
meinem Anwesen ein Wohltätigkeitsfest veranstaltet hat, wäre das die denkbar schlechteste PR gewesen.“
Vor Wut und Panik schwirrte ihr der Kopf, sodass sie nur die Hälfte verstand. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“
„Weil du naiv bist.“
Fieberhaft überlegte Zoe, wie lange ihre Ersparnisse reichen würden – einen Monat, zwei? Und was sollte sie danach tun?
„Ich hasse dich“, stieß sie hervor und funkelte Isandro dabei verächtlich an. Da sie ganz weiche Knie hatte, musste sie sich an einem Beistelltisch festhalten.
„Beruhige dich. Es gibt keinen Grund, so zu reagieren. Schließlich ist es nicht so, als würde dir der Job Spaß machen.“
Sie sollte sich beruhigen? Auf welchem Planeten lebte dieser Mann eigentlich?
„Nicht jeder kann sich den Luxus erlauben, einen Job anzunehmen, der ihm Spaß macht. Einige von uns müssen einfach nur überleben.“ Dieser Job war ihr Plan A gewesen, und sie hatte keinen Plan B. Hektisch strich Zoe sich über die Stirn, als wieder Panik in ihr aufstieg.
Isandro umfasste ihre Schultern und drückte sie hinunter aufs Sofa. „Würdest du mich bitte alles erklären lassen? Ich werfe dich ja nicht raus. Ich schlage dir nur vor, dass du ans Ende der Auffahrt ziehst.“
„Wovon redest du eigentlich?“
„Du sollst ins Pförtnerhaus ziehen.“ Seit ihm diese geniale Idee gekommen war, konnte Isandro nicht mehr nachvollziehen, warum er nicht früher daran gedacht hatte.
„In das Haus, das gerade umgebaut worden ist?“
Das betreffende Haus war frisch renoviert. Die Umbauarbeiten waren erst vor wenigen Wochen beendet worden, und die Innenausstatter hatten buchstäblich bis zum Vortag darin gearbeitet.
„Wenn ich nicht für dich arbeite, wie kann ich dann …?“
„Ich schlage vor, dass du und die Kinder in das Haus zieht, eine symbolische Miete zahlt …“
„Und wovon?“ Kein Job bedeutete kein Geld, was wiederum hieß … Nein, daran mochte sie gar nicht denken. Die Zwillinge brauchten ein Zuhause und Stabilität – eine feste Bezugsperson, die nicht ihren Job verlor!
Ich bin so ein Loser, dachte Zoe.
Aber Isandro war ein richtiger Mistkerl!
„Ich habe eine gute Freundin, die gerade eine Kunstgalerie gekauft hat. Sie sucht eine Geschäftsführerin. Ich habe mit ihr über dich gesprochen …“
Noch immer hörte er ihre Worte, nachdem er Polly erklärt hatte, dass er seine Haushälterin nicht einfach so gehen lassen konnte, ohne ihr eine Art Sicherheitsnetz zu bieten.
„Seit wann machst du dir Gedanken, weil du jemanden entlassen hast, der seiner Aufgabe nicht gewachsen ist? Und warum hilfst du ihr bei der Suche nach einem neuen Job?“
Sie hatte seine Erklärungen akzeptiert, ohne weitere Fragen zu stellen.
„Du willst also keine negative PR. Da bin ich aber erleichtert. Ich dachte schon, du wärst plötzlich sentimental geworden“, hatte sie lachend hinzugefügt.
„Sie würde dich gern auf Probe beschäftigen“, sagte er nun zu Zoe.
„Wie kommst du darauf, dass ich der Aufgabe besser gewachsen bin?“, erkundigte Zoe sich bitter.
„Weil du künstlerisch begabt bist.“
„Woher willst du das wissen?“
„Hast du nicht kurz vor dem Tod deiner Schwester und deines Schwagers einen Studienplatz für Bildende Kunst bekommen?“
Ungläubig blickte sie zu ihm auf. „Woher weißt du das?“
Isandro zuckte die Schultern. „Ich glaube, Tom hat es erwähnt.“
„Aber warum sollte diese Freundin von dir mir den Job geben?“
„Weil ich sie darum gebeten habe.“
„Ist es eine unbefristete Stelle?“
„Nein. Allerdings würdest du eine sehr gute Abfindung bekommen“, erwiderte er lässig. „Du könntest damit dein Studium und den Lebensunterhalt für dich und die Kinder finanzieren. Soweit ich weiß, kann man an der Hochschule hier in der Nähe ein Grundstudium machen.“
„Das verstehe ich nicht. Warum sollte diese Frau mir eine Abfindung zahlen?“
„Sie würde es nicht tun, sondern ich.“
Verwirrt schüttelte Zoe den Kopf. „Ich würde doch nicht für dich arbeiten.“
„Nicht im eigentlichen Sinne“, räumte Isandro ein. „Ich fühle mich auch zu dir hingezogen, Zoe. Ich möchte mit dir schlafen, und ich verfüge über die Mittel, um meine Fantasien wahr werden zu lassen. Du bist meine Fantasie, Zoe.“
Nun begriff sie. Ihre Verzweiflung und ihre Angst wichen einer unbändigen Wut, und Zoe sprang auf.
„Dieser Job, von dem du redest … Ich soll deine Gespielin werden?“
Wieder zuckte er die Schultern.
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