Julia Festival Band 0103
jedoch schon angenommen. Er war wie verwandelt und lächelte strahlend, und sie wusste sofort, dass Katy am anderen Ende der Leitung war.
„Dir geht es also wirklich gut? Nein, natürlich bin ich dir nicht böse, Katy. Könntest du mir jetzt bitte Mummy geben?“
Schnell zog sich Ursula wieder in die Küche zurück. Auf keinen Fall wollte sie hören, wie Ross und Jane sich stritten. Aber vielleicht stritten sie sich ja auch gar nicht? Von den schlimmsten Zweifeln geplagt, goss Ursula den Tee auf und stellte die Tassen bereit.
Als Ross schließlich die Küche betrat, war die Anspannung von ihm abgefallen, und er wirkte heiter und gelassen. Ursula sah ihn fragend an.
„Katy geht es gut. Jane setzt sie in einer knappen Stunde wieder bei Sophie-Jo ab.“
„Und warum nicht hier?“
„Jane bringt es im Moment nicht über sich, dieses Haus zu betreten – was mir nur recht sein kann.“ Er presste die Lippen zusammen.
„Hat sie gesagt, weshalb sie Katy abgeholt hat, ohne dich zu benachrichtigen ? Wo sind die beiden denn gewesen?“
„Anscheinend haben sie einen Einkaufsbummel gemacht. Was die ganze Geheimnistuerei sollte, hat sie mir nicht erklärt. Bevor ich Katy nicht gesund und wohlbehalten zurückhabe, werde ich Jane auch nicht zur Rede stellen. Außerdem möchte ich das bisschen an gegenseitiger Achtung, das von unserer Beziehung übrig geblieben ist, nicht auch noch aufs Spiel setzen.“
Ursula schob ihm seine Tasse hin, doch Ross lehnte ab.
„Ich bin zu unruhig, um mich jetzt hinzusetzen und Tee zu trinken. Ich glaube, ich fahre lieber gleich los, damit ich auch wirklich pünktlich bin.“
Sie nickte müde, denn sie fühlte sich plötzlich völlig überflüssig. Für ihn zählte nur Katy, und selbst Jane war ihm viel wichtiger als sie, die zuverlässige, aber völlig uninteressante Sekretärin.
„Ich gehe jetzt lieber nach Hause, Ross“, sagte sie.
„Nein! Du gehst nicht, Ursula, denn ich möchte, dass du hier bist, wenn ich zurückkomme.“ Dabei sah er ihr so tief in die Augen, dass neue Hoffnung in ihr aufkeimte – doch sofort bekam sie wieder einen Dämpfer. „Katy zuliebe lass uns so tun, als wäre alles ganz normal – und dazu gehört, dass du hier bist.“
„Ja.“ Ursula nickte, ohne sich ihre Enttäuschung anmerken zu lassen. Als Ross die Tür hinter sich zuschlug, ohne sich auch nur mit einem Wort von ihr verabschiedet zu haben, wurde sie noch deprimierter.
Natürlich war es verständlich, dass er nur an Katy dachte. Wer konnte einem Vater das auch verübeln? Bestimmt hatte Ross an all die schrecklichen Dinge denken müssen, die Katy hätten passieren können, und Todesqualen gelitten. Ursula konnte es ihm nachfühlen, schließlich hatte sie lange genug die Mutterstelle gegenüber Amber vertreten.
Ihre Aufgabe war es jetzt, alles so zu organisieren, dass Katy sich bei ihrer Rückkehr wohlfühlen konnte und bei ihr ein offenes Ohr für ihre Probleme fand. Ursula blickte auf die Uhr. Ja, es war noch Zeit genug, schnell einen Teig anzurühren und ein Blech mit Muffins zu backen, die Katy so gern mochte. Das würde das Warten verkürzen, und außerdem würde es gut duften.
Ursula hatte das Blech gerade im Ofen, als sie die Haustür zuschlagen hörte. Ohne sich die Zeit zu nehmen, sich die Hände zu waschen, strich sie sich das Haar hinter die Ohren und blickte wieder zur Uhr. Ross war in Rekordzeit zurückgekehrt. Jane musste Katy wirklich außerordentlich pünktlich abgeliefert haben, und er war bestimmt wieder schneller als erlaubt gefahren.
Ursula eilte in den Flur und band sich beim Laufen die Schürzenbänder auf. Ihr Willkommenslächeln verschwand jedoch, als sie sah, wer dort stand. Es war nämlich nicht Ross.
Es war Jane.
Jane in einem weißen, makellos glatten Leinenkleid mit nackten, sonnengebräunten Beinen und rot lackierten Zehennägeln. „Habe ich dich aus der Küche geholt?“, fragte sie abfällig lächelnd und musterte sie ungeniert von oben bis unten.
Ursula wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken, als sie daran dachte, was sie für einen Anblick bieten musste – die befleckte Küchenschürze, ihre praktische, aber alles andere als elegante und zudem vom Flug zerknitterte Reisekleidung, ihre unordentliche Frisur und die Mehlspuren. Sie brachte kein Wort über die Lippen.
Jane hatte dieses Problem nicht. „Anscheinend musst du dauernd kochen, um mit deinem Appetit mitzukommen. Es ist bestimmt nicht einfach, so eine Figur in Form zu
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