Julia Festival Band 0103
… Nein, nein, nichts Schlimmes … Es ist nur … Jane ist ganz plötzlich hier aufgetaucht und hat Katy mitgenommen, ohne irgendjemandem zu sagen, wohin … Wir machen uns natürlich große Sorgen …“
Dann verstummte Ross und hörte nur noch zu. Forschend betrachtete sie sein Gesicht, konnte ihm allerdings nichts entnehmen. Als er auflegte, wirkte er weder optimistischer noch deprimierter als vor dem Gespräch.
„Katy hat Jane vor ein paar Tagen ein Fax geschickt, das ist alles, was Marian weiß“, teilte er ihr dann mit. „Und Jane hat sich über dieses Fax anscheinend unheimlich aufgeregt.“
„Und was stand in dem Fax?“
„Keine Ahnung. Marian konnte oder wollte es mir nicht sagen. Aber eins hat sie mir verraten …“
Ihre Blicke trafen sich, und Ross sah so traurig aus, dass Ursula ihn am liebsten in die Arme genommen und getröstet hätte.
„Jane ist … allein gekommen … ohne Julian …“
10. KAPITEL
Ursula war wie betäubt. „Sag das noch einmal, Ross“, bat sie mit bebender Stimme.
„Meine Exfrau hat ihren Lover am anderen Ende der Welt zurückgelassen!“
Ihrer Meinung nach war dies nicht der richtige Zeitpunkt, Ross darauf hinzuweisen, dass Jane nicht seine Ex frau war, sondern immer noch seine Ehe frau. Tapfer kämpfte sie gegen die brennende Eifersucht. „Und was schließt du daraus?“, fragte sie ruhig.
„Muss ich dir wirklich erklären, was das im schlimmsten Fall bedeuten kann, Ursula? Vielleicht haben Julian und Jane sich wieder getrennt, und …“
Es schien ihr, als würde ihr jemand einen Dolch ins Herz stoßen. „Und vielleicht möchte Jane wieder zu dir zurückkommen?“, ergänzte sie leise.
Ross reagierte unwirsch. „Ursula, ich habe es dir bereits mehrmals gesagt: Ich habe von Anfang an nicht gewollt, dass Jane zu mir zurückkehrt, und jetzt will ich es erst recht nicht!“
Die Frage, die Ursula jetzt stellte, kostete sie eine fast unmenschliche Überwindung, doch sie wusste, dass ihr Schicksal von der Antwort abhing. „Aber vielleicht möchte Katy, dass ihr drei wieder eine Familie seid – so wie früher.“
Er schüttelte den Kopf. „Katy war noch nie glücklicher als in den letzten Monaten.“
„Vielleicht tut sie nur so – dir zuliebe.“ Sie spürte, dass Ross ihr widersprechen wollte, und nickte nachdrücklich. „Doch, Ross! Es ist wirklich so, Kinder hängen am Gewohnten. Sie wünschen sich, dass ihre Eltern für immer und ewig zusammenbleiben, selbst wenn diese sich nur streiten. Du kannst mir wirklich glauben, ich habe etliche Bücher zu diesem Thema gelesen!“
„Worauf willst du hinaus, Ursula? Empfiehlst du mir, Jane mit offenen Armen zu empfangen?“
„Ross, stell dich bitte nicht so stur! Du weißt ganz genau, dass ich … dass ich …“
„Dass du was, Ursula?“, fragte er sanft.
Sie hatte ihm eigentlich sagen wollen, dass es ihr unmöglich wäre, weiterhin für ihn zu arbeiten, sollte er sich mit Jane wieder versöhnen. Sie konnte nicht den Rest ihres Lebens einer Illusion nachhängen und sich vergeblich nach ihrem Boss sehnen, sie musste endlich ihr Schicksal in die Hand nehmen und ihr Glück suchen.
Allerdings hatte sie nicht den Mut dazu. „Du musst doch wissen, dass ich nur eins will – dir dabei helfen, Katy zu finden“, antwortete sie ausweichend.
„Und wie sollte ich das deiner Meinung nach anstellen?“, erkundigte er sich, immer noch beunruhigend sanft. „Was schlägst du vor?“
Die Spannung zwischen ihnen war unerträglich geworden. Ross wirkte bedrohlich, und an seiner Schläfe pochte eine kleine Ader. War er immer noch wütend auf sie, Ursula? Machte er sie immer noch indirekt für Katys Verschwinden verantwortlich?
„Wir sollten einfach abwarten“, schlug sie vor.
„Abwarten?“
„Ja, bis Katy nach Hause kommt.“
„Und wenn sie nun nicht nach Hause kommt?“
„Ross, sie wird bald wieder hier sein! Sie kann sich schließlich nicht einfach in Luft aufgelöst haben. Katy wird bestimmt zurückkommen, daran musst du ganz fest glauben! Und jetzt mach ich uns erst einmal einen Tee“, setzte sie entschlossen hinzu. „Während ich in der Küche bin, kannst du überlegen, wo Jane vielleicht sein könnte. Sie hat doch bestimmt noch Freunde in London!“
Er schüttelte den Kopf. „Keine Freunde, bei denen sie mit einem Kind willkommen wäre.“
Ursula hatte gerade den Kessel aufgesetzt, als das Telefon klingelte. Sie eilte in den Flur, Ross hatte das Gespräch
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