Julia Festival Band 0105
entschieden.“
Louise war perplex. „Sie … Sie wissen davon?“
„Von diesem irrwitzigen Vertag?“ Lady Perrin schnaufte verächtlich. „Natürlich. Alex hat mir schon vor der Heirat davon berichtet, und ich muss zugeben, dass ich nicht ganz unschuldig daran bin. Sosehr mir sein Lebensstil auch missfallen hat, ich hatte kein Recht, mich einzumischen. Ich hätte wissen müssen, dass Alex sich das nicht einfach gefallen lassen würde.“
Louise straffte sich. „Geben Sie ihm Rosshampton jetzt deshalb? Weil Sie sich schuldig fühlen? Und was ist mit den Versprechungen, die Sie Cliff Maidstone gemacht haben?“
Lady Perrin schüttelte den Kopf. „Rosshampton war schon immer für Alex bestimmt. Das wusste er, und er hätte nur zuzugreifen brauchen. Der arme Cliff dagegen hat sich Illusionen gemacht, für die ich ihm nie einen Anlass gegeben habe. Er scheint dazu zu neigen, Tatsachen zu verkennen. So hat er mich auch für dumm genug gehalten, in eine Gesellschaft zu investieren, die nur in seiner Fantasie existiert. Er ist eben der Enkel seines Großvaters – obwohl Archie viel besser aussah und obendrein geistreich und charmant war.“
In Erinnerungen versunken, lächelte sie. „Es gab eine Zeit, da war ich schrecklich in Archie verliebt. Ich war mit meinem anderen Cousin, Alexander, verlobt, aber der kam mir im Vergleich zu Archie gesetzt und langweilig vor. Glücklicherweise offenbarte Archie seinen wahren Charakter rechtzeitig, indem er mit dem Geld der Bank und nicht mit mir durchbrannte. Ich sah mich damals als tragische Heldin, die bald dahinsiechen würde. Meine Eltern waren allerdings klug genug, den Hochzeitstermin angesichts der Umstände vorzuverlegen.“
Ihr Gesicht verklärte sich. „In den Flitterwochen erlebte ich dann mehr Leidenschaft und Romantik, als ich mir je erträumt hatte. Alexander liebte mich von ganzem Herzen, er betete mich regelrecht an, und ich konnte seine Gefühle mit derselben Ausschließlichkeit erwidern.“ Sie seufzte. „Alex hat Sie gestern auf dem Ball so angesehen, wie sein Großvater mich damals angesehen hat. Und als er mir heute Morgen beim Frühstück überhaupt nicht zuhörte, sondern nur verträumt lächelte, war ich mir sicher, dass er in Ihnen die Frau seines Lebens gefunden hat.“
Louise errötete tief. „Nein. Er hat mich nur wegen Rosshampton geheiratet.“
„Das war seine ursprüngliche Absicht, aber dann hat er sich anders besonnen“, erwiderte Lady Perrin sanft. „Schon an dem Tag, als er mir von der bevorstehenden Hochzeit erzählt hat, hat er auf das Haus verzichtet. Er hat mir den Vorschlag gemacht, es in ein Heim für sozial benachteiligte Kinder umzuwandeln. Wir sind momentan dabei, einen gemeinnützigen Verein zu gründen, der die Trägerschaft übernehmen soll – deshalb unsere vielen Gespräche in den letzten beiden Tagen.“
Louise barg das Gesicht in den Händen. „Oh nein! Lady Perrin, ich habe ihm die schrecklichsten Dinge vorgeworfen!“
„Das dachte ich mir bereits“, meinte Lady Perrin trocken. „Alex ist übrigens im Garten. Sie können gleich durch die Terrassentür gehen.“
Alex stand am Ufer und blickte auf den See.
„Ich muss dich unbedingt etwas fragen!“ Louise war ganz atemlos.
Langsam drehte er sich zu ihr um. „Dann stell bitte deine Frage, und geh. Ich komme nicht damit klar, wenn man mich zurückweist.“
„Alex, warum hast du auf Rosshampton verzichtet?“
„Kannst du dir das nicht denken?“, meinte er abweisend.
„Doch, aber ich möchte es aus deinem Mund hören.“
„Ich habe darauf verzichtet, weil es immer zwischen uns gestanden hätte. Du hättest dich immer gefragt, ob ich dich nicht doch nur wegen des Hauses geheiratet hätte und nicht aus Liebe.“
„Alex, warum hast du mich vorhin all die dummen Dinge sagen lassen, statt mir das zu erklären?“
„Aus Stolz, denn du hast mich tief verletzt, Louise. Ich hatte mir vorgenommen, nach dem Frühstück ganz romantisch mit dir im Garten spazieren zu gehen. Auf der Bank vor den Rosenbüschen wollte ich dir gestehen, dass ich mich in dem Augenblick in dich verliebt habe, als du mir das Bündel alter Kleider auf den Kopf geworfen hast. Ich wusste, dass ich dich wollte. Und wenn du meinen Heiratsantrag nicht sofort angenommen hättest, wäre ich jede Woche nach Somerset gekommen, um ihn zu wiederholen. Du bist meine Frau, Louise, die einzige, die ich brauche und liebe. Aber jetzt möchte ich dir eine Frage stellen.“
Louise ging auf ihn zu,
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