Julia Festival Band 05
Andererseits, wer war geeigneter dazu als Andreas Vater?
Als sie ihr stilles Apartment betrat, hörte sie das Baby immer noch brüllen – zumindest meinte sie es zu hören. Aber ob Einbildung oder nicht, sie schaltete den Fernseher ein, um es zu übertönen. Allerdings half es nicht viel, denn sie machte sich auch weiterhin Sorgen um das Kind.
Würde Ethan Sherbourne Andrea richtig füttern? Wusste er überhaupt, wie man das Milchpulver zubereitete? Dass er das Wasser abkochen musste und nicht direkt aus dem Hahn nehmen durfte? Wusste er, wann die Milch die richtige Trinktemperatur für Andrea hatte? Dass er das Baby am Ende der Mahlzeit ein Bäuerchen machen lassen musste, damit es kein Bauchweh bekam?
Ungeduldig schaltete Olivia den Fernseher wieder ab und marschierte ins Badezimmer, um zu duschen, bevor sie ins Bett ging. Vielleicht half ihr eine Dusche, sich zu entspannen. All das zu vergessen, was eventuell in dem Apartment über ihr schieflaufen konnte.
Vielleicht aber auch nicht.
Sie stand über zehn Minuten unter dem kräftigen Wasserstrahl ihrer Massagedusche und versuchte verzweifelt ihre Gedanken auf die Fälle zu lenken, die sie gerade bearbeitete. Olivia versagte kläglich. Wie konnte sie aber auch angesichts der Ereignisse vorher an ihre Arbeit denken?
Schließlich kehrte sie in ihrem pfirsichfarbenen Seidenmorgenmantel zurück ins Schlafzimmer und schaute sich unter den schönen Dingen um, mit denen sie es eingerichtet hatte, damit sie sich entspannen und wohlfühlen konnte. Es war das Beste, was man für Geld bekommen konnte: eine im mediterranen Stil eingerichtete Küche, antike Möbel in jedem Zimmer, geschmackvolle, teure Teppiche auf den Fußböden und ein paar Originalgemälde an den cremeweiß gestrichenen Wänden.
Sie setzte sich auf die Bettkante und wusste genau, was sie gleich tun würde – und dass sie machtlos dagegen war.
Die Fotografie lag in der obersten Schublade ihres Nachttischs – das einzige Stück, das sich in dieser Schublade befand. Ihre Hand zitterte leicht, als sie sie öffnete und es herausholte. Heiße Tränen strömten ihr über die Wangen, noch bevor sie sich das Bild überhaupt angeschaut hatte.
Oh, Gott, flehte Olivia zum Himmel. Bitte, bitte, hilf mir, es durchzustehen.
3. KAPITEL
„Was?“ Faith rückte ein wenig zur Seite, um zu sehen, was auf dem Foto war, das Olivia in der Hand hielt. Aber leider drückte Olivia es plötzlich gegen die Brust, und Tränen rannen ihr über die bleichen Wangen.
Mrs. Heavenly richtete sich auf, strich mit der Hand über die Vision, die sich daraufhin umgehend auflöste. „Wie du siehst, erbittet sie unsere Hilfe, um Weihnachten zu überstehen.“ Sie lächelte Faith an. „Keine allzu schwierige Aufgabe, denke ich.“
Faith schaute ihre Mentorin forschend an. Eigentlich war es nicht genau das, worum Olivia gebeten hatte …
„So, nun weißt du Bescheid, meine Liebe“, erklärte Mrs. Heavenly fröhlich und schob ein paar Papiere auf ihrem Schreibtisch zusammen. „Es ist alles so weit vorbereitet, dass du es recht einfach hast. Eigentlich geht es nur noch darum, Olivia und Ethan weiter zusammenzubringen …“
„Ethan Sherbourne?“ Faith konnte ihre Überraschung nicht verbergen. „Aber ist er nicht …?“
„Ethan ist nicht genau der, der er zu sein scheint“, versicherte ihr Mrs. Heavenly freundlich. „Im Gegenteil, er könnte auch sehr gut ein wenig himmlische Hilfe gebrauchen! Doch ich denke, in diesem Fall mag es vielleicht besser sein … Bitte, zeig dich nicht zu sehr, meine Liebe“, gab sie Faith noch mit auf den Weg. „Weder Olivia noch Ethan sind … nun, sagen wir, besonders gläubige Menschen.“
Bilde ich es mir nur ein, dachte Faith bei sich, oder mag Mrs. Heavenly mir nicht in die Augen schauen?
Was für ein Unsinn, schalt sie sich im nächsten Moment. Mrs. Heavenly war der offenste, ehrlichste aller …
„Armer Ethan.“ Mrs. Heavenly hatte die Vision wieder geöffnet und schüttelte bedauernd den Kopf, als sie nach unten schaute. „Obwohl er sich angesichts der Umstände ganz wacker hält“, setzte sie dann bewundernd hinzu. „Vielleicht wäre es jetzt der richtige Zeitpunkt, Faith …?“
„Natürlich.“ Faith riss sich aus ihren Gedanken. „Zeit für mich zu gehen“, gab sie Mrs. Heavenly recht.
„Vergiss bitte eins nicht, Faith!“, rief ihr Mrs. Heavenly hinterher, bevor sie verschwand. „Egal, was es an anderen Ablenkungen geben mag, Olivia ist dein Auftrag.“
„Ich
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