Julia Festival Band 05
Leben ganz schön durcheinanderbringen.“
Das machte sie sauer. „Und was ist mit Ihrem Lebenswandel?“, schleuderte sie ihm ins Gesicht. „Wie wollen Sie denn Ihren vielen anderen … Freundinnen die Anwesenheit von Andrea erklären? Freundinnen wie eine gewisse Gwendoline mit dem parfümierten Weihnachtsgruß. Doch bestimmt nicht mit der Wahrheit, vermute ich stark!“
„Sie meinen, das würde nicht so gut ankommen …?“, erwiderte Ethan nachdenklich.
Nein, sicher nicht, solange diese Frauen nicht absolut dumm waren! Und danach sahen sie eigentlich nicht aus. Olivia erinnerte sich, dass ein paar von ihnen eines Tages lachend und schwatzend im Fahrstuhl mit ihr nach oben gefahren waren.
„Das ist doch albern!“, rief sie. „Ich bin nur hergekommen, um …“
„Ja, genau … warum sind Sie eigentlich hier?“
Seine sexy Stimme brachte sie aus dem Konzept. „Das … habe ich Ihnen doch gesagt. Ich hörte Andrea weinen …“
„Und ich habe Ihnen doch wohl bewiesen, dass sie es nicht war, oder?“, meinte er lässig. „Nach dem Windelwechsel habe ich ihr eine Flasche mit warmer Milch gemacht und sie gefüttert. Dann habe ich sie eine Weile an den Füßen gekitzelt, bis sie endlich erschöpft in meinen Armen einschlief. Sie schläft seit mindestens einer Stunde“, endete er bestimmt.
Olivia versuchte gar nicht erst, sich ihn dabei vorzustellen. Dieses Bild passte einfach nicht zu dem, das sie sich von ihm gemacht hatte …
Und dann stellte sich die Frage, wer hatte an ihre Tür geklopft, wenn nicht er? Und woher war das Babygeschrei gekommen?
Hatte sie sich vielleicht einfach verhört? Vielleicht hatte sie sich sogar alles nur eingebildet? Wenn das der Fall war, würde dieses Weihnachtsfest für sie noch schwerer werden als die anderen davor!
Und das war nicht ihr einziges Problem. Leider sah es so aus, als glaubte Ethan Sherbourne, sie hätte eine Ausrede gebraucht, um nochmals in sein Apartment zu kommen – zumindest ließ das sein skeptischer Ausdruck vermuten.
Arroganter, eingebildeter Affe!
„Offensichtlich habe ich mich geirrt, wie Sie selbst sagen“, erwiderte sie daher frostig. „Es tut mir leid, dass ich Sie gestört habe.“
„Oh, entschuldigen Sie sich nicht, Olivia“, antwortete er und fügte galant hinzu: „Ich bin wirklich gern von Ihnen gestört worden.“
Sehr wahrscheinlich ist das nicht einmal gelogen, dachte sie hilflos. Er hat eben gern Frauen um sich.
„Gute Nacht!“, sagte sie abrupt, wandte sich um und schritt hoch erhobenen Hauptes hinaus, ehe er noch die Gelegenheit hatte, eine weitere spöttische Bemerkung vom Stapel zu lassen.
Dieser Mann war ein Weiberheld, mehr nicht. Selbst die Anwesenheit seiner unehelichen Tochter schien ihn nicht davon abzuhalten, mit ihr, Olivia, zu flirten!
Olivia hoffte zutiefst, das Baby würde ihn die ganze Nacht auf Trab halten!
Das war noch zu früh, dachte Faith, als sie Olivias Gesicht sah. Die Abneigung Ethan Sherbourne gegenüber war ihr deutlich anzusehen. Olivia betrat gerade wieder ihr Apartment.
Na ja, es gab ja noch den Heiligabend – und die Weihnachtsfeiertage dazu. Und Wunder waren schon in kürzerer Zeit geschehen.
Außerdem hatte Faith Olivias Abwesenheit genutzt, einen Blick auf die Fotografie in ihrer Nachttischschublade zu werfen.
Faith hoffte nur, Mrs. Heavenly hatte es nicht mitbekommen – sonst käme sie vielleicht auf die Idee, sie würde sie hintergehen!
4. KAPITEL
Als Olivia sich am Heiligabend auf den Heimweg machte, war sie völlig erschöpft.
Nachdem Olivia sich wochenlang mit dem Fall befasst hatte, entschloss sich ihre Mandantin auf einmal zur Aussöhnung mit dem Ehemann. Die Sorgerechtsfrage für das gemeinsame Kind brauchte auch nicht mehr geklärt zu werden. Und da davon auszugehen war, dass die Versöhnung nur bis Weihnachten halten würde – mit viel Glück bis zum neuen Jahr, würde gleich zu Beginn des neuen Jahres, wenn sie die Kanzlei wieder öffnete, alles von vorn losgehen!
Die Weihnachtsfeier im Büro hatte sich über den ganzen Nachmittag und den frühen Abend hingezogen. Normalerweise tat sie alles, um sich davor zu drücken, aber diesmal hatte einer der Seniorpartner sie ausdrücklich gebeten, daran teilzunehmen.
„Es macht sich nicht gut, wenn die Chefs nicht anwesend sind“, hatte Dennis gemeint – dabei war es ihm in Wahrheit nur darum gegangen, sie unter dem Mistelzweig ungeniert küssen zu können. Wenn in diesem Augenblick nicht zufällig jemand ein paar Akten
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