Julia Festival Band 05
stand.
„Jeremy macht nur Spaß, mein Kind“, bemerkte sie freundlich. „Er meint die junge Frau, die Harolds erste Ehe zerstört hat. Eine hinterlistige, durchtriebene Person, die Harold böswillig in eine Falle gelockt hat. Sie hat ihn nach allen Regeln der Kunst verführt.“
„Davon hat er mir nie etwas erzählt“, stammelte Tiffany.
Freda schoss ihrem Mann einen vernichtenden Blick zu und legte Tiffany den Arm um die Schulter. „Natürlich nicht. Er ist wahrscheinlich heilfroh, dass die Sache hinter ihm liegt. Wobei er sich wirklich nichts vorzuwerfen hat. Na ja, wir wissen doch alle, wie Männer so sind. Und Louisa hätte ja auch ein bisschen genauer hinsehen können. Wie geht es Ihrer Schwester denn eigentlich, Jon?“, fragte sie betont mitfühlend.
„Hervorragend, danke“, erwiderte Jon ruhig. „Sie wird die Feiertage mit den Kindern bei unseren Eltern verbringen.“
Er lächelte Tiffany an. „Louisa, Harolds erste Frau, ist meine Schwester“, erklärte er.
Die junge Frau wurde blutrot vor Verlegenheit. „Oh, das wusste ich nicht“, stotterte sie, aber Jeremy mischte sich schon wieder angriffslustig ein.
„Manche Leute finden es ja schon etwas merkwürdig, dass Sie noch immer so enge Beziehungen zu Harold unterhalten“, meinte Jeremy gehässig. „Nach allem, was zwischen ihm und Ihrer Schwester vorgefallen ist.“
„Ich bin Geschäftsmann“, gab Jon seelenruhig zurück. „Meine Gefühle haben nichts mit meiner Arbeit zu tun. Harold und ich haben einige gute Geschäfte miteinander gemacht.“
„Aha. Und Sie hoffen wohl auf mehr, was? Da könnten Sie heute Abend sogar Glück haben. Er hat Sie doch sicher deshalb eingeladen, damit bei seinem geplanten Verkauf finanziell nichts schiefgehen kann.“
Jons Nackenhaare sträubten sich wie bei einem wütenden Hund, während er Jeremy regungslos ansah. Zum Glück funktionierte seine Selbstbeherrschung hervorragend, auch wenn es ihm jetzt gerade sehr schwerfiel. „Ich werde Harold selbstverständlich so beraten, wie er es wünscht. Will er denn die ganze Firma verkaufen?“
„Alles“, bestätigte Jeremy. Er reckte den Hals, als die Lichter eines Autos, das vor dem Haus hielt, hinter dem Fenster sichtbar wurden.
„Das ist Harold“, verkündete Tiffany erleichtert. „Ich mache auf.“
Zwanzig nach acht. Heaven hatte Harolds laute, aggressive Stimme sofort erkannt. Gleich würde Tiffany erscheinen, um die Suppenteller zu holen. Während die Gäste ihre Suppe aßen, würde genug Zeit bleiben, um das Fischgericht für den zweiten Gang fertigzustellen, das bereits in Vorbereitung war. Auf dieses Gericht war Heaven besonders stolz. Es hatte stets viel Lob geerntet.
„Die Suppe war köstlich“, sagte Tiffany strahlend, als sie mit den leeren Tellern zurück in die Küche kam. „Alle waren begeistert.“
„Prima. Dann werden sie vom Fisch absolut hingerissen sein“, versprach Heaven lachend.
„Freda Parton will schon die ganze Zeit wissen, wen ich für das Dinner engagiert habe“, klagte Tiffany. „Ich habe ihr schließlich erzählt, dass eine Freundin mir geholfen hätte. Eigentlich stimmt es ja beinahe. Ich finde, wir haben uns doch wirklich ein bisschen angefreundet, oder?“, schloss sie zaghaft.
Heaven lächelte stumm. Es berührte sie, dass sie so sehr das Gefühl hatte, die junge Frau beschützen zu müssen. Wie hatte sie sich nur mit einem Mann wie Harold einlassen können? Andererseits war Louisa sicher auch einmal in ihn verliebt gewesen, obwohl Jon seinen Schwager nie besonders gemocht hatte. Das hatte Heaven von Anfang an instinktiv gespürt. Jon … Was fiel ihr ein, über Jon und längst vergangene Tage nachzudenken, wenn sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren musste?
Jetzt war bald der Hauptgang an der Reihe und dann das Dessert … In Heavens Magen krampfte sich irgendetwas zusammen. Um sich abzulenken, begann sie, das gebrauchte Geschirr und das schmutzige Besteck wegzuräumen. Sie hatte gerade den letzten Teller in die Spülmaschine gestellt, als Tiffany die Küche betrat.
Jon verfolgte die Unterhaltung zwischen Harold und seinen amerikanischen Geschäftsfreunden mit größter Aufmerksamkeit. Noch hatte sich kein Anhaltspunkt für sein Misstrauen ergeben, doch er war sicher, dass Harold irgendetwas verbarg. Und dass man ihm nicht trauen durfte, war sowieso klar.
Tiffany, die erhitzt und nervös aussah, brachte gerade den Nachtisch herein. Weihnachtspudding. Jon schüttelte dankend den Kopf, als sie nach
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