Julia Festival Band 05
Besonders schlimm hatte es die Männer erwischt. Ächzend und stöhnend hielten sie sich die Bäuche. Offensichtlich litten sie unter erheblichen Schmerzen.
„Komm“, befahl Jon und schob Heaven zur Hintertür. Energisch hielt er ihren Arm fest, als hätte er Angst, sie könne ihm davonlaufen. Als sie sich unter seinem Griff unbehaglich wand, schüttelte er sie wie ein unartiges Kind. „Ich denke, du solltest sehen, dass du hier verschwindest“, meinte er. „Wenn Harold dich findet …“
„Genau das hatte ich vor, als du plötzlich aufgetaucht bist“, fauchte Heaven. „Wenn du mich also jetzt bitte loslassen würdest …“
„Tiffany, wo zum Teufel steckt die Köchin?“, hörte man Harold durch den Tumult hindurch brüllen. Sein Ton ließ nichts Gutes ahnen.
Jon lächelte grimmig. „Ich möchte mit dir reden, Heaven“, erklärte er ernst. „Du musst dich entscheiden. Entweder bleibst du hier und setzt dich mit Harold auseinander, oder du kommst mit mir mit.“
Er wollte mit ihr reden? Heavens seelisches Gleichgewicht kam nun vollends ins Wanken. Worüber wollte er sich mit ihr unterhalten? Jon ließ ihr keine Zeit, darüber nachzudenken. Er öffnete die Hintertür und schob sie hinaus.
„Tiffany!“, bellte Harold erneut.
Heaven schluckte.
„Es geht hier nicht nur um Harold“, sagte Jon. „Die Amerikaner werden mindestens genauso sauer sein wie er. Und das mit Recht. Du bist hoffentlich gut versichert?“ Während er sprach, dirigierte er Heaven zu seinem Wagen. Noch immer hielt er ihren Arm fest. Mit der freien Hand schloss er die Fahrertür auf. „Oder etwa nicht?“, fragte er besorgt, als er Heavens unglücklichen Gesichtsausdruck wahrnahm.
Stumm schüttelte sie den Kopf.
„Das ist nicht sehr klug von dir“, bemerkte er. „Genauer gesagt, grenzt es an Dummheit“, stellte er fest. „Jetzt steig ein“, forderte er sie auf.
Heaven hatte keine Wahl. Widerstrebend stieg sie ein. Sie schauderte bei dem Gedanken, jetzt Harold unter die Augen zu kommen. Und schließlich lief ja eigentlich alles nach Plan.
Aber was hatte Jon mit Harold zu tun? Sie konnte kaum glauben, dass er tatsächlich mit so einem Kerl befreundet war, geschweige denn, dass er für ihn arbeitete.
Andererseits gab es sonst keinen plausiblen Grund für seine Anwesenheit bei der Dinnerparty. Das hieß aber, Jon war nicht der Mann, für den Heaven ihn immer gehalten hatte. Also sollte ihr Herz gefälligst aufhören, wie verrückt zu schlagen, nur weil sie neben ihm saß und seine Nähe spürte. Er strahlte Wärme und eine körperliche Anziehungskraft aus, die sie erschreckte. Fast schien es ihr, als könne sie seinen Mund noch auf ihren Lippen fühlen.
„Warum hast du mich geküsst?“, brach es aus ihr heraus, noch ehe sie so recht wusste, was sie da sagte. Fast augenblicklich bereute sie ihre Worte. Jemand wie die kleine, naive Tiffany hätte so sprechen können. Aber doch nicht eine lebenstüchtige, clevere Frau wie sie!
„Du kannst ja mal raten“, konterte Jon. Er startete den Motor. „Dir ist doch wohl klar, dass Jeremy Parton dich sonst erkannt hätte. Und Harold wäre kaum gut auf dich zu sprechen gewesen.“
„Wieso solltest ausgerechnet du ein Interesse daran haben, mir zu helfen?“, fuhr Heaven ihn an. „Du arbeitest doch für Harold. Wahrscheinlich bist du genauso …“ Im letzten Moment hielt sie inne. Verlegen biss sie sich auf die Lippe.
„Sprich nur weiter“, sagte er ironisch. „Was bin ich denn? Genauso unehrlich vielleicht?“
Heaven hob trotzig den Kopf. „Jawohl. Du weißt genau, was für ein Mensch er ist. Moralisch und wahrscheinlich auch dem Gesetz nach verkommen und verlogen. Und ich bin sehr überrascht, dass du mit ihm gemeinsame Sache machst. Nach allem, was er deiner Schwester angetan hat. Er hat sie nach allen Regeln der Kunst hereingelegt und betrogen.“ Sie holte tief Luft. „Außerdem hat mir Tiffany eine ganze Menge über den geplanten Deal mit den Amerikanern erzählt. Harold will ihnen zwar seine Firma verkaufen, aber das Patent für seine neu entwickelte Software wird er behalten. Natürlich ahnen die Leute nichts davon.“
„Was?“, fragte Jon ungläubig. Der schwere Wagen stoppte abrupt, als Jon auf die Bremse stieg. „Kannst du mir das bitte noch einmal sagen?“ Er gab wieder Gas. Sie hatten inzwischen die Hauptstraße erreicht und sich in den Verkehr eingefädelt.
„Du hast mich doch verstanden“, beharrte Heaven. „Ich weiß, dass Harold den
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