Julia Festival Band 05
Ordnung.“
Harold wollte also verkaufen. Eine Firma, die nach seinen Angaben, die er vor dem Scheidungsrichter gemacht hatte, tief in den roten Zahlen steckte. Interessant. Wer würde ein solches Unternehmen wohl kaufen wollen? Und warum? Jon war plötzlich klar, dass dies ein sehr aufschlussreicher Abend werden könnte.
Tiffany, die inzwischen seinen Mantel aufgehängt hatte und ihn fragte, was er trinken wolle, schreckte ihn aus seinen Gedanken.
Er folgte ihr in den Salon. Als sie an der halb geöffneten Tür des Esszimmers vorbeikamen, erstarrte er für einen Moment. Die Möbel, die seine Eltern Louisa geschenkt hatten, standen an ihrem gewohnten Platz. Als Louisa das Haus verlassen hatte, hatte Harold ihr die Möbelstücke mit der Begründung verweigert, dass ja alles ihnen gemeinsam gehören würde. Sie habe durch ihr Verhalten ihr Recht auf irgendwelche Dinge aus dem Haus verspielt.
Natürlich hatte Louisa alles darangesetzt, ihr Hab und Gut wiederzubekommen. Sie hatte sogar einen Möbelwagen gemietet und war während Harolds Abwesenheit zum Haus gefahren, um ihre Möbel zurückzufordern. Da alle Schlösser inzwischen ausgewechselt waren, hatte Louisa so lange an die Tür gehämmert, bis ihr die Haushälterin aufmachte. Doch es war umsonst. Wie sie Jon später erzählte, hatte Harold die wertvolle Esszimmereinrichtung beiseitegeschafft und durch billige, hässliche Möbel ersetzt.
Heaven hörte Gesprächsfetzen durch die angelehnte Küchentür. Gerade als sie die Tür schließen wollte, drang eine vertraute Stimme an ihr Ohr und ließ sie für einen Moment wie versteinert dastehen. Es war die tiefe, warme Stimme eines Mannes, den sie kannte und sehr mochte.
Natürlich irrte sie sich. Es konnte unmöglich Jon sein. Schließlich war er Louisas Bruder und hatte in diesem Haus bestimmt keine Freunde.
Trotzdem brachte es Heaven nicht fertig, von der Tür wegzugehen. Während sie lauschte, stiegen Bilder aus der Vergangenheit vor ihr auf, die sie lange Zeit verdrängt hatte. Bald fühlte sie einen Kloß im Hals, der nichts mit ihrer Nervosität wegen Harold, sondern sehr viel mit der Erinnerung an Jon zu tun hatte. Heaven merkte plötzlich, wie viel er ihr bedeutet hatte. Was wäre gewesen, wenn …
Ich muss aufhören zu träumen, ermahnte sie sich streng. Mit aller Macht musste sie sich zusammenreißen, um jetzt nicht die Kontrolle über ihre Gefühle zu verlieren. So etwas konnte sie sich heute Abend wahrhaftig nicht leisten. Sie durfte doch nicht vergessen, weshalb sie hier war.
Tiffany stand mittlerweile immer noch mit Jon im Salon und wunderte sich darüber, dass er so nachdenklich war. Und warum hatte er nach einem Blick ins Esszimmer derart schockiert ausgesehen? Die Türglocke riss sie aus ihren Gedanken. Rasch eilte sie hinaus, um zu öffnen.
Es war Harolds Buchhalter mit seiner Frau. Jon mochte beide nicht besonders, aber er ließ sich so etwas prinzipiell nicht anmerken.
„Na, ist der alte Junge noch nicht da?“, erkundigte sich Jeremy Parton, als er eingetreten war. Er stellte sich vor den Kamin, in dem rotglühende, künstliche Holzscheite eine behagliche Atmosphäre verbreiten sollten, und rieb sich die Hände.
„Nein, ich hoffe aber, dass er bald kommt“, bemerkte Tiffany besorgt. „Er hat mir extra gesagt, dass er pünktlich um halb neun essen möchte.“
„Wen haben Sie denn für das Dinner engagiert, meine Liebe?“, unterbrach Freda Parton unhöflich das Gespräch. „Manche haben einen furchtbar schlechten Service und Wahnsinnspreise. Und dann das Essen …“ Sie verdrehte die Augen.
„Ich …“, begann Tiffany, aber weiter kam sie nicht.
„Ganz sicher nicht unsere süße, kleine, allseits bekannte Nymphomanin“, kicherte Jeremy. „Dabei soll sie ja auch eine tolle Köchin gewesen sein.“ Grinsend sah er von einem zum anderen.
Jon hatte Mühe, sich zu beherrschen. Dieses Gesicht reizte förmlich zum Schlagen, obwohl körperliche Auseinandersetzungen sonst ganz und gar nicht Jons Stil waren. Eigentlich ließ er sich normalerweise auch nicht so schnell provozieren, aber dieser Kerl raubte einem wirklich die Selbstbeherrschung.
„Jeremy, das reicht“, warnte Freda Parton ihren Mann.
„Ach, hör schon auf! Es weiß doch jeder, dass unser guter Harold ganz heiß auf die Kleine war. Ehrlich gesagt, hätte ich mich von der auch gerne einmal bedienen lassen.“
„Jeremy!“, rief Freda zornig. Sie wandte sich an Tiffany, die beschämt und verwirrt daneben
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