Julia Festival Band 05
KAPITEL
„Die Unschuld der Jugend, nicht wahr?“, flüsterte Ethan Olivia ins Ohr, als er sich über sie beugte.
Sie warf einen Blick hinüber zu Andrew, der den Arm um Shelleys Schultern gelegt hatte. Andrea hatte sich an sie gekuschelt. Alle drei schliefen tief und fest.
„Ich dachte, am Weihnachtstag wäre nach dem Essen ein kleines Nickerchen erlaubt“, meinte sie leise, um die drei nicht zu stören.
Das Essen war ein voller Erfolg gewesen. Der Truthahn hatte herrlich geschmeckt, das Gemüse die perfekte Ergänzung geboten, und zum Nachtisch hatte es flambierten Pudding gegeben.
„Eigentlich für die Älteren, nicht für die Jungen!“, lachte Ethan. „Aber die drei haben offenbar eine ziemlich anstrengende Zeit hinter sich“, meinte er dann mit einem liebevollen Lächeln zu seinem Sohn und seiner jungen Familie hin.
Olivia war es nach ihrer schockierenden Erkenntnis nicht leichtgefallen, zu Ethan zurückzukehren. Aber sie hatte gewusst, wenn sie es nicht tat, würde Ethan herunterkommen und sie holen.
Also war sie schweren Herzens wieder hinaufgefahren und hatte sich überraschend wohlgefühlt in der kleinen Runde. Das Baby Andrea hatte alle bezaubert und wesentlich zu der entspannten Atmosphäre beigetragen. Jetzt war es allerdings an der Zeit aufzubrechen.
„Meinst du, die beiden schaffen es?“ Ethan warf einen Blick auf die drei und ließ sich auf Olivias Sessellehne nieder.
Sofort war sie wieder angespannt, weil er so nah war. Sogar das Atmen fiel ihr auf einmal schwer.
Es war schrecklich! Zehn Jahre lang waren Männer mehr oder weniger geschlechtslos für sie gewesen, und nun hatte sie sich innerhalb von achtundvierzig Stunden in Ethan verliebt. Wie konnte das sein?
Weihnachten ist eine Zeit der Wunder …
Woher kam plötzlich dieser Gedanke? Weihnachten mochte eine wunderreiche Zeit sein, aber für sie persönlich hatte es längst keine Bedeutung mehr. Das war Vergangenheit. Sie spürte nur einen seltsamen Schmerz in sich – konnte das ihre unerwiderte Liebe zu Ethan sein?
„Olivia …?“
Sie zwang sich aufzublicken. Natürlich, Ethan wartete immer noch auf eine Antwort. „Warum sollten sie es nicht schaffen?“, erwiderte sie. „Sie haben die gleichen Chancen wie jedes andere Paar, das sich zu einem gemeinsamen Leben entschließt. Sehr wahrscheinlich noch eine bessere, da sie Andrea haben“, fügte sie mit einem Anflug von Wehmut hinzu.
Ethan schaute ihr ins Gesicht. „Hast du nie den Wunsch verspürt, eigene Kinder zu haben, Olivia?“
Der Druck um ihre Brust verstärkte sich schmerzhaft, als sie Ethan ungläubig anstarrte. Wie konnte er ihr solche Fragen stellen?
Er umfasste ihr Kinn und streichelte es sanft mit dem Daumen. „Du gehst so liebevoll mit Andrea um, Olivia. Du würdest zweifelsohne eine wundervolle Mutter sein.“
Olivia wusste, sie musste dieser Unterhaltung ein Ende bereiten – oder sie geriet in Gefahr, wieder zusammenzubrechen. Für heute hatte sie wirklich schon genug geweint.
„Sind wir schon wieder bei meiner Liebschaft?“, spottete sie.
Sein Gesicht wurde ausdruckslos. „Hat er dich angerufen und eine Nachricht hinterlassen?“
Es hatte zwei Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter gegeben. Eine von ihren Eltern, die ihr frohe Weihnachten wünschten, und eine zweite von Dennis Carter. Es täte ihm leid, dass er sie nicht hätte erreichen können, er würde später noch einmal anrufen. Daraufhin verging ihr alle Lust, das Gerät während der Feiertage überhaupt noch einmal abzuhören!
Kühl erwiderte sie Ethans Blick. „Für einen relativ fremden Menschen entwickelst du ein erstaunliches Interesse an meinem Privatleben, Ethan.“
Sein Griff um ihr Kinn wurde fester. „Wir sind einander nicht mehr fremd, Olivia“, sagte er sanft. „Wir werden es auch niemals wieder sein. Du …“
„Ich glaube, dies ist weder der rechte Ort noch die rechte Zeit für eine solche Unterhaltung, Ethan“, unterbrach sie ihn und schaute vielsagend hinüber zu dem schlafenden Paar. Dann stand sie auf. „Es war wirklich nett hier bei dir, Ethan, aber nun …“
„Auch über das Stadium höflich ausgetauschter Nettigkeiten sind wir längst hinaus“, stellte er klar. „Und wenn du der Meinung bist, dies ist weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt für diese Unterhaltung …“ Er stand auf und packte ihr Handgelenk. „… dann gehen wir hinunter in dein Apartment und führen sie dort zu Ende.“ Unaufhaltsam zog er sie mit sich zur
Weitere Kostenlose Bücher