JULIA FESTIVAL Band 76
darauf machte es ganz einfach unmöglich, Austin aus ihrem Leben zu streichen. Sie war schwanger.
Ein paar Minuten lang spielte sie mit der Idee, ihm nichts zu sagen, verwarf sie aber sofort wieder. Sie konnte nicht lügen. Außerdem würde er die Wahrheit zwangsläufig entdecken.
Sie würde also mit ihm sprechen. Es war ihm vermutlich gleichgültig, wenn alle Welt wusste, dass er ein uneheliches Kind hatte. Aber vielleicht befürchtete er, dass sie damit Geld aus ihm herausholen wollte.
Rebecca stand langsam auf und streckte sich. Sie hatte sich immer Kinder gewünscht und war glücklich über ihre Schwangerschaft, auch wenn sie sich die Umstände anders vorgestellt hatte. Irgendwie würde alles gut werden. Wenn Austin ihr seine Hilfe anbot, würde sie sich nicht dagegen sträuben. Aber sie wollte ihn nicht in die Enge treiben.
Sie legte die Hand auf ihren noch flachen Bauch. Leben wuchs in ihr, Leben das sie und Austin in einem Augenblick der Liebe gezeugt hatten. Noch war das Gefühl ganz unwirklich.
Sie setzte sich in Bewegung und hielt dann inne. Liebe? Nein, es war keine Liebe gewesen, sondern einfach nur Sex. Austin glaubte nicht an Liebe, und sie liebte ihn auch nicht. Sie mochte ein naives Unschuldslamm sein, aber sie war nicht ganz verrückt. Wenn sie sich in Austin verliebte, war das die Garantie für ein gebrochenes Herz. Sie mochte ihn und war gern mit ihm zusammen, aber das war noch keine Liebe.
Sie zog sich an und ging nach unten. Immer wieder entwarf sie in Gedanken, was sie sagen würde, und versuchte, sich Austins Reaktion darauf vorzustellen. Als sie die Spannung schließlich nicht mehr aushielt, meldete sie sich bei Mary ab, verließ das Haus und machte sich zu ihm auf.
Aus der Garage drangen undeutliche Stimmen.
„Austin?“, rief sie.
„Wir sind hinten in der Werkstatt.“
Die Werkstatt war ein großer offener Raum mit hohen Fenstern und einer Werkbank in der Mitte. Am Ende der Bank saßen Austin und David, einen kleinen Holzkasten zwischen sich.
„Wir bauen ein Vogelhäuschen“, erzählte David stolz. „Austin hat gesagt, dass ich es ganz allein anmalen darf.“
Austin räusperte sich. „Ich war sozusagen mit meiner Arbeit in einer Sackgasse angekommen und brauchte eine kleine Pause. Und nachdem David gerade da war, beschlossen wir, etwas Sinnvolles zu tun.“
Rebecca betrachtete ihn eine Weile, bevor sie den Ausdruck in seinen Augen benennen konnte. Es war Verlegenheit. Sie musste ein Lächeln unterdrücken. Austin war es tatsächlich peinlich, dass sie ihn in Davids Gesellschaft ertappt hatte! Ganz offensichtlich amüsierten die beiden sich prächtig miteinander. Warum konnte Austin nicht einfach zugeben, dass er das Kind mochte?
Männer. Sie würde sie wohl nie verstehen.
„Toll macht ihr das“, sagte sie und kam näher. „Wo wollt ihr das Vogelhäuschen denn aufhängen?“
„Vor meinem Fenster“, erklärte David. „Dann kann ich immer die Vögel beobachten.“
Rebecca fuhr ihm liebevoll durchs Haar. Am liebsten hätte sie ihn selbst adoptiert. Aber als alleinstehende Frau waren ihre Chancen nicht besonders groß und außerdem war sie vermutlich mit ihrem eigenen Kind bald ausgelastet genug.
Sie warf Austin einen schnellen Blick zu. Er beobachtete sie. Erriet er, warum sie gekommen war?
Sie ging vor David in die Hocke. „Ich habe etwas mit Austin zu besprechen“, sagte sie. „Wäre es sehr schlimm, wenn ihr das Vogelhäuschen später fertig macht?“
„Nein.“ David sah zu Austin auf. „Kann ich morgen wiederkommen?“
Austin wirkte nicht sehr begeistert, aber er nickte. „Klar, Sportsfreund.“
David warf die Arme um seinen Hals und drückte sich an ihn. Austin saß steif da und machte keinen Versuch, die Umarmung zu erwidern. Dann ließ David ihn los und rannte davon.
Sie waren allein.
Rebecca spazierte in der Werkstatt herum und inspizierte Geräte und Maschinen.
„Was gibt es?“, wollte Austin wissen. Er saß noch immer auf der Werkbank und studierte höchst interessiert das Vogelhäuschen.
Dass er sie nicht anschaute, machte es ihr leichter. Trotzdem wusste sie nicht, wie sie anfangen sollte. Warum fiel es ihr nur so schwer? Alles, was sie sagen musste, war: Austin, ich bin schwanger. Das war doch nicht so kompliziert.
Sie betrachtete angelegentlich eine rote Werkzeugkiste. „Es muss überhaupt nichts bedeuten.“ Das war kein besonders guter Anfang. Sie versuchte es noch einmal. „Ich meine, dich betrifft es ja weiter nicht, wenn du
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