JULIA FESTIVAL Band 76
nicht willst. Bei mir ist das natürlich etwas anderes. Ich will nur nicht, dass du denkst, es geht um Geld. Das interessiert mich überhaupt nicht. Für dich muss sich gar nichts ändern, du kannst es einfach ignorieren.“
„Rebecca, wovon redest du überhaupt?“
Sie drehte sich zu ihm um. Er war ganz offensichtlich verwirrt.
„Ich habe einen sehr schönen Beruf“, fuhr sie fort, „und ein gutes Einkommen. Und Freunde, die mir helfen. Und sobald das neue Kinderheim fertig ist, habe ich auch wieder eine Wohnung. Bis dahin finde ich es besser, wenn ich bei den Kindern bleibe.“
„Ich weiß immer noch nicht, worum es geht.“ Offenbar wollte er ihr nicht helfen, und das machte sie nervös. „Sag einfach, was los ist.“
„Ich bin schwanger.“
Nichts veränderte sich an seinem Ausdruck. Rebecca knabberte nervös an ihrer Unterlippe. Sein Schweigen wurde fast unerträglich. Würde Austin ihr Vorwürfe machen? Würde er ihr glauben, dass sie es nicht auf diese Schwangerschaft angelegt hatte?
Sie hätte so gern eine intelligente Bemerkung gemacht, aber ihr fiel nichts ein. Gerade war sie zu der Überzeugung gekommen, dass er nie wieder etwas sagen würde, als er sich räusperte. Sie hatte sich auf alle möglichen Reaktionen eingestellt, aber eine Möglichkeit hatte sie nicht bedacht.
„Rebecca“, sagte Austin klar und deutlich, „willst du mich heiraten?“
8. KAPITEL
Rebecca war unfähig, ihre Gefühle zu verbergen. Austin beobachtete sie aufmerksam. Ganz offensichtlich befand sie sich in einem Schockzustand.
Natürlich würde sie ablehnen, das war ihm klar. Warum sollte sie einen Mann wie ihn heiraten? Er konnte es noch gar nicht glauben. Rebecca und er würden zusammen ein Kind bekommen.
„Austin, die Zeiten haben sich geändert. Du musst mich nicht heiraten, um eine ‚ehrbare‘ Frau aus mir zu machen. Seit wann scheren dich Konventionen?“
„Es geht nicht um Konventionen, ich möchte nur, dass das Kind meinen Namen bekommt.“
„Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass du wütend bist“, erwiderte sie schüchtern.
„Ich habe gelernt, dass man für alles im Leben bezahlen muss.“
„Das klingt nicht besonders romantisch.“ Rebecca strich sich das Haar aus dem Gesicht.
„Ich weiß. Entschuldige. Aber ich meine es ernst.“
„Ich liebe dich nicht.“
Zum ersten Mal lächelte er. „Das weiß ich auch. Es geht nur um das Kind. Diese Ehe muss an unserem Leben nicht viel ändern.“
Rebecca runzelte die Stirn. „Aber ich …“ Sie machte eine kleine Pause. „Ich habe dich gern, Austin, aber eine Heirat ist so ein Riesenschritt. Es muss wirklich nicht sein. Ich komme sehr gut allein zurecht. Ich habe auch nichts dagegen, wenn das Baby deinen Namen bekommt.“
Er machte einen Schritt auf sie zu und strich ihr fast zärtlich über die Wange. „Ich habe viele Fehler, aber ich laufe nicht vor der Verantwortung davon. Du warst noch unerfahren, und ich hätte dafür sorgen müssen, dass nichts passiert. Ich bin an deiner Schwangerschaft schuld, das ist der springende Punkt.“
„Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich alles daran gesetzt, mit dir ins Bett zu gehen. Du hast dich fast bis zum Schluss gewehrt.“ Rebecca lächelte verschmitzt.
„Rebecca Chambers, ich wollte mit dir schlafen, seit ich dich vor zwei Jahren zum ersten Mal gesehen habe.“
„Ist das wahr?“ Er nickte. „Warum hast du dann nie etwas gesagt oder mich eingeladen?“ Ihr Lächeln wurde breiter. „Vermutlich wäre ich dann allerdings auf der Stelle in Ohnmacht gefallen. Der Schock wäre einfach zu groß gewesen.“
„Du bist einfach nicht mein Typ.“
„Wenn ich nicht dein Typ bin, sollte ich versuchen, es zu werden“, meinte sie. „Schließlich bekommen wir ein Kind und müssen viele Entscheidungen gemeinsam treffen.“ Sie hob die Schultern. „Was werden wir für Eltern werden, Austin?“
„Du wirst sicher eine wunderbare Mutter.“
„Ach, ich weiß nicht.“ Sie kräuselte die Nase. „Ich glaube, das kann man nie vorher sagen.“
Ihm war kalt geworden. Wie sollte er mit seiner Vergangenheit einem Kind ein guter Vater sein? Seinen eigenen Vater hatte er ein einziges Mal gesehen, vor zwölf Jahren. Es war schrecklich gewesen. Er hatte gedroht, ihn zu verklagen, wenn er es wagte, ihn jemals wieder zu „belästigen“.
Konnte er sich auf ein Kind einlassen, es erziehen, ihm Vorbild sein? Er selbst hatte nie ein sicheres Heim gehabt und war in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass er
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