JULIA FESTIVAL Band 78
könnte niemand jemals wieder darin glücklich werden. Simon fuhr von der Auffahrt auf die Straße und beschleunigte.
„Vertrau mir, Rowena“, sagte er leise und nahm ihre Hand.
Ein tapferer Prinz, dachte Rowena. Er hatte den Mut, es mit ihr und ihrem Anhang aufzunehmen. Sie spürte die Kraft und Wärme seiner Hand. Simon bot ihr Hilfe an, Liebe, Schutz und Geborgenheit. Er würde sich nicht fortstehlen, oder?
„Vertrau mir“, hatte er gesagt.
Aber war es richtig, ihm zu vertrauen? Sie war nicht mehr sicher, was richtig oder falsch war. Ihre Hand in seiner, das war ein gutes Gefühl, so viel wusste sie. Reichte das? Sollte sie deswegen die Vergangenheit loslassen und sich mit ihm eine Zukunft aufbauen?
13. KAPITEL
Die Kinder waren problemlos eingeschlafen. Simon machte sich ihretwegen keine Sorgen. Er war überzeugt, dass er ihnen geben konnte, was sie brauchten. Kinder hatten etwas herrlich Unkompliziertes.
Er sah in allen dreien Rowena. Sogar Emily erinnerte ihn stark an Rowena als kleines Mädchen, wenn sie ihr Bestes tat, um schnell schwimmen zu lernen. Es war leicht, Jamie, Emily und Sarah zu lieben und ihnen zu zeigen, dass sie sich der Zuneigung der Menschen, die in ihrem Leben die größte Rolle spielten, sicher sein konnten.
Ihre Eltern hatten Rowena dieses kostbare Gefühl genommen. Sie hatten zugelassen, dass Benedicts Tod alles überschattete. Die Tochter hatte nicht mehr gezählt. Und jetzt tat ihr Phil dasselbe an. Rowena musste glauben, als Mensch nichts wert zu sein, und das war so verletzend. Und so falsch. Phil Goodman hatte Glück, dass er nicht in Reichweite war, denn er, Simon, hatte eine fast mörderische Wut auf ihn.
Zumindest wusste Rowena jetzt, dass er sie nicht auch beiseite geschoben hatte. Er hoffte, dass ihr allmählich klar wurde, wie viel sie ihm bedeutete. Er wollte ihre Wunden heilen und ihr die Liebe schenken, die sie verdiente. Als Erstes musste er ihr helfen, dies durchzustehen, ihr Vertrauen gewinnen und ihr die Lebensfreude zurückgeben, die ihr früher eigen gewesen war.
Simon blieb vor ihrer Tür stehen und horchte wieder. Er hörte nichts und war erleichtert. Eine halbe Stunde lang war im angrenzenden Badezimmer die Dusche gelaufen, und er hatte sich gefragt, ob Rowena aus körperlicher und seelischer Erschöpfung so lange unter dem Wasserstrahl stand oder ob sie sich durch das, was Phil und Adriana getan hatten, beschmutzt fühlte und deshalb das Bedürfnis hatte, sich endlos lange zu waschen.
Was auch immer es gewesen sein mochte, die Dusche lief nicht mehr. Er hatte Rowena eins von seinen weichen T-Shirts als Ersatznachthemd gegeben. Vielleicht lag sie schon im Bett, aber bestimmt würde sie nicht so schnell einschlafen können.
Simon fiel ein, dass Rowena in ihrer Kindheit vor dem Schlafengehen immer einen Becher heißen Kakao getrunken hatte, und machte sich auf den Weg in die Küche.
Ob Rowena die Gewohnheit beibehalten hatte oder nicht, spielte keine Rolle. Es würde sie an glücklichere Zeiten erinnern. Simon gab zwei Teelöffel Kakao in einen Becher, goss Milch hinein, rührte kräftig um und stellte den Becher für zwei Minuten in die Mikrowelle.
Glücklichere Zeiten …
An diesem Tag hatte Simon mehrere Male, wenn auch nur flüchtig, den Eindruck gehabt, dass zwischen Rowena und ihm alles so wie früher war. Als er am Morgen den Weg hochgekommen war und sie auf der Veranda auf ihn gewartet hatte, war das so ein Moment gewesen. Und die Schranken zwischen ihnen waren auch gefallen, als Rowena in ihrem Badeanzug erschienen war und ihn in der Badehose gesehen hatte. Und an diesem Abend in der Waschküche wollte sie ausprobieren, was er anbot, davon war Simon überzeugt.
Wenn Phil nicht angerufen hätte …
Aber die Folge von Phils Gefühllosigkeit war, dass Rowena mit ihm, Simon, in sein Haus gekommen war. Sie hatte sich in seinen Schutz begeben. Das war ein Pluspunkt. Wenn es ihm gelänge, sie zum Bleiben zu überreden, hätte er die Chance, ihr zu zeigen, wie es für sie beide sein könnte. Sie hatten so viele Jahre aufzuholen. Simon wollte keine Sekunde des neuen Anfangs vergeuden. Er wünschte, Rowena würde das so sehen wie er.
Die Mikrowelle schaltete sich aus. Er nahm den heißen Becher heraus, rührte noch einmal um und ging zurück.
Simon klopfte an Rowenas Schlafzimmertür und hoffte, dass sie sich über den Kakao freuen würde.
„Ja?“
Sie schlief noch nicht. „Ich bin’s, Simon. Ich habe eine heiße Schokolade für dich.
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