JULIA FESTIVAL Band 78
„Es war doch früher gut. Warum konnte Phil es nicht so lassen, wie es war? Muss denn alles kaputtgehen?“
„Nein. Das sollte es nicht“, sagte Simon leise.
„Phil hat Adriana in dieses Haus gebracht. Er hat ihr erlaubt, meine Lampe mitzunehmen. Ich war mit Emily schwanger, als er sie mir geschenkt hat. Warum hat er das getan?“
„Ich weiß es nicht.“
„Es ist wie damals, als meine Eltern alles fortschafften, was mit dir zu tun hatte. Schrecklich war das. Als würden sie die Erinnerungen ermorden.“
„Aber ich bin nicht verschwunden. Ich bin jetzt hier bei dir“, tröstete Simon sie. „Und wir werden nie wieder getrennt sein, Rowena.“
„Oh, Simon!“ Sie fing laut an zu weinen.
Er umarmte sie fest und strich ihr übers Haar. „Es tut mir leid, dass ich all den Schmerz nicht auslöschen kann. Ich wünschte, ich könnte es.“
„Es ist nicht deine Schuld“, schluchzte Rowena.
„Deine Schuld ist es auch nicht. Du hast immer dein Bestes getan. Denk nur nicht, du bist wegen deiner gescheiterten Ehe weniger wert. Phil ist nichts wert, aber du bist immer noch dieselbe wundervolle Frau.“
„Warum weint Mom?“
Jamie! Sie hatte ihm versprochen, es nicht wieder zu tun. Doch es war schwer, die Tränen zu unterdrücken.
„Hier stand eine Lampe. Sie ist weg“, antwortete Simon.
„Die Stereoanlage auch. Und das …“ Jamie atmete scharf ein. „Hat sich Dad das alles geholt?“
„Er war mit seiner Freundin hier, während ihr bei mir wart. Einige der Sachen hat möglicherweise sie genommen“, erwiderte Simon abschwächend. „Jamie, bringst du deiner Mutter bitte eine Schachtel Papiertücher?“
„Klar.“
Im Nu war der Junge zurück, und Simon gab Rowena eine Hand voll Kosmetiktücher.
„Entschuldige, Jamie“, sagte sie, nachdem sie sich das Gesicht abgewischt hatte. „Du kannst jetzt wieder ins Bett gehen. Ich habe mich schon beruhigt.“
„Das glaube ich nicht“, widersprach Simon ernst. „Weck die Mädchen, Jamie. Deine Mutter ist zu verstört, um heute Nacht in diesem Haus zu bleiben. Ich denke, wir sollten zurück zu mir fahren.“
„Nein … nein, das möchte ich nicht“, protestierte Rowena, die sich Sorgen darüber machte, wozu das vielleicht führen würde. Und sie war im Moment so aufgewühlt, dass sie nicht imstande war, irgendwelche Entscheidungen zu treffen.
„Das ist okay, Mom. Simon wird sich um dich kümmern“, versicherte Jamie ihr. „Ich hole Emily und Sarah.“ Er rannte nach oben.
„Simon!“, flehte Rowena verzweifelt.
„Ich kann dich nicht hier lassen“, erwiderte Simon. „Der Gedanke, dass Adriana in jedem Zimmer war und deine Sachen angefasst hat, wird dich verfolgen. Ihr kommt besser mit zu mir.“
„Aber …“
„Keine Angst. Du wirst dein eigenes Schlafzimmer haben. Eins, in dem Phil und Adriana nicht waren.“
Sie schauderte. Waren die beiden so weit gegangen? Nach dem zu urteilen, was sie sonst getan hatten, war alles möglich.
„Deine Handtasche und die Schlüssel sind in der Küche, stimmt’s?“
„Ja.“
„Na los. Wir holen sie, und dann machen wir uns auf den Weg.“ Simon legte ihr liebevoll den Arm um die Schultern und führte Rowena in die Küche.
Rowena war unfähig, einen zusammenhängenden Gedanken zu fassen. In einer Woche hatte sich so vieles geändert, dass sie das Gefühl hatte, ihr Leben wäre auf den Kopf gestellt, und nichts würde mehr einen Sinn ergeben.
Als Simon und sie in die Diele zurückkamen, standen die drei Kinder an der Wohnzimmertür und blickten auf die kahlen Stellen.
„Seht ihr?“, sagte Jamie.
„Ich wette, das war die böse Hexe“, erklärte Emily, die sich ihrem Vater gegenüber loyal verhalten wollte.
Sarah schaute Simon an. „Kann die böse Hexe ins Schloss?“
„Nein. Ich bewache das Tor, Sarah. Du bist dort völlig sicher“, versprach er.
„Einen tapferen Prinzen zu haben ist schön, stimmt’s, Mom?“, fragte die Dreijährige.
„Ja“, erwiderte Rowena matt. Sie war zu erschöpft, um Simon oder ihre Kinder wegen des Märchens zu tadeln.
„Gehen wir“, drängte Jamie.
Simon kümmerte sich um alles. Er schaltete das Licht aus, schloss die Haustür ab, brachte Rowena auf dem Beifahrersitz seines Autos unter und vergewisserte sich, dass die Kinder auf dem Rücksitz angeschnallt waren, bevor er sich ans Steuer setzte.
Als er den Motor anließ, schaute Rowena auf das dunkle Haus. Es sah unbewohnt aus, als hätte nie jemand darin gelebt und geliebt, und so öde, als
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