JULIA FESTIVAL Band 78
alles“, fügte sie hinzu, weil sie plötzlich unendlich dankbar dafür war, dass er solch ein wundervoller Mensch war.
„Möchtest du, dass ich jetzt gehe?“, fragte Simon leise.
„Nein, ich …“ War es klug, mit ihm allein zu sein, wenn sie sich so nach ihm sehnte? Groß, muskulös und stark, füllte er fast die Türöffnung aus, und der Wunsch, zu ihm zu gehen, sich an ihn zu lehnen und sich für immer geborgen zu fühlen, wurde übermächtig. „Willst du eine Tasse Kaffee?“, stieß sie hastig hervor.
Simon lächelte. „Sehr gern.“
Es war das Lächeln des jungen Simon, den sie geliebt hatte und der sie geliebt hatte. Sie spürte, dass es sie erregte, und eilte schockiert in die Küche.
Ich spiele mit dem Feuer, dachte Rowena. Es war nicht richtig, einen anderen Mann zu begehren, solange sie noch mit Phil verheiratet war. Aber Phil hatte Adriana. Warum sollte sie, Rowena, interessieren, was er oder sonst irgendjemand dachte? Wer interessierte sich denn überhaupt für sie? Nur Simon.
Und die Kinder, verbesserte sich Rowena streng. Sie musste Rücksicht auf Jamie, Emily und Sarah nehmen.
Gerade als Rowena nach dem elektrischen Wasserkocher griff, klingelte das Telefon an der Wand über der Arbeitsplatte. Sie packte den Hörer, als wäre er ein Rettungsanker, mit dessen Hilfe sie ihrem inneren Aufruhr entfliehen konnte. „Hallo. Rowena Goodman“, meldete sie sich. Sie drehte sich um und forderte Simon mit einer Handbewegung auf, sich in einen Sessel im Spielzimmer zu setzen. Es war vernünftiger, ihm nicht zu nahe zu sein.
„Wurde aber auch Zeit, dass du nach Hause kommst.“
Als sie die Stimme hörte, wich ihre Erregung einer schrecklichen Leere.
Es war Phil.
12. KAPITEL
Im ersten Moment hatte Rowena ein schlechtes Gewissen, weil sie den ganzen Tag nicht zu Hause gewesen war, doch dann machte sie sich schnell klar, dass sie das Recht hatte, ihr eigenes Leben zu führen. Warum sollte sie nach Phils Pfeife tanzen? Er hatte sich entschieden, mit Adriana zusammenzuziehen, und konnte nicht erwarten, dass die Ehefrau, die er verlassen hatte, auf seine Wünsche einging. Ein Treffen sollte nur stattfinden, wenn sie beide damit einverstanden waren, und jeder hatte den anderen zu respektieren.
„Jetzt bin ich ja zu Hause, Phil“, erwiderte Rowena gespielt gleichgültig.
Simon, der gerade von der Küche ins Spielzimmer ging, erstarrte und sah sie forschend an, als wollte er ihre Reaktion auf den Anruf abschätzen.
Ein wilder Krieger, bereit, um sein Territorium zu kämpfen. Das war der Eindruck, den Rowena in diesem Augenblick von Simon hatte.
„Ich nehme an, du bist mit Simon Delahunty zusammen gewesen“, sagte Phil höhnisch.
Rowena presste die Lippen zusammen. Zweifellos würde Phil sich gern rechtfertigen, indem er ihre Beziehung zu Simon auf dieselbe Stufe wie seine zu Adriana stellte. Sie würde jedoch nicht zulassen, dass er sich so leicht freisprach.
„Worüber möchtest du mit mir reden?“, fragte sie.
Er lachte. „Kein Grund, dir ins Hemd zu machen. Ich weiß, was vorgeht.“
Phil stellte es als schmutzig hin, und das war es nicht. Sie hatte nichts getan, dessen sie sich schämen musste. „Warum rufst du an?“, fragte sie kühl.
„Ich bin heute Nachmittag da gewesen, weil ich die Mädchen besuchen wollte.“
Trotzig verdrängte Rowena die Schuldgefühle, die sie wieder überkamen. Phil hätte vorher Bescheid sagen können. „Tut mir leid, dass du die Fahrt umsonst gemacht hast. Wenn du …“
„Oh, sie war nicht umsonst. Ich habe alle meine Sachen mitgenommen. Jetzt gehört unser Schlafzimmer dir allein.“
Sie schauderte, als sie sich vorstellte, wie Phil alle seine Sachen aus dem Haus getragen hatte. Das war die endgültige Trennung. Sieben Jahre … vorbei. Und sie, Rowena, war nicht einmal dabei gewesen. Das war vielleicht sogar besser, doch für sie hatte es so, wie es abgelaufen war, etwas Hinterhältiges. Wie ein Dieb in der Nacht …
„Ich verstehe“, sagte sie angespannt. „Danke, jetzt weiß ich wenigstens, dass es kein Einbruch war.“
„Erzähl mir nicht, du wolltest gerade die Polizei rufen.“
„Nein. Ich bin seit meiner Rückkehr noch nicht in unserem … meinem Schlafzimmer gewesen.“
„Warst du mit den Kindern beschäftigt?“, spottete Phil.
Rowena dachte daran, dass Emily ihren Vater sehen wollte, und unterdrückte ihren Ärger darüber, dass er sich über elterliche Pflichten lustig machte. „Wenn du die Kinder besuchen möchtest …
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