JULIA FESTIVAL Band 78
Alles an ihm wirkte plötzlich grimmig und hart. „Sie hat dir gekündigt?“, fragte er mit einem unheilschwangeren Unterton in der Stimme.
„Es hat nichts mit der Qualität meiner Arbeit zu tun. Sondern lediglich damit, dass ich für sie zu einem großen gesellschaftlichen Eklat geworden bin. Wenn überhaupt, dann dürfte ich nur ein heimliches Verhältnis zu einem Mann deiner Schicht haben.“
„Ist das so?“, fragte er leise und ruhig, aber der Unterton war noch eine Nuance gefährlicher geworden.
„Ja“, seufzte sie. Doch dann schnitt sie eine Grimasse. „Ich wurde ohne anständiges Zeugnis praktisch auf die Straße gesetzt.“
„Dann ist das der Grund, aus dem du mit mir kommst?“, forschte er weiter.
„Ich hätte mich sowieso für dich entschieden“, sagte sie fest. „Aber ich geb zu, dass ich dich sonst nicht so überrumpelt hätte.“
„Nun, dann komm. Ich glaube, wir haben noch etwas zu erledigen.“ Er nahm Carolyn einfach am Arm und zog sie mit sich auf das Haus der Staffords zu.
„Was hast du vor?“, fragte Carolyn überrascht und etwas ängstlich. Cliffs harte Entschlossenheit erschreckte sie, und sie bereute schon fast ihre bitteren Worte.
„Ich werde dir beweisen, dass ich genau das meine, was ich sage“, antwortete er grimmig.
Sie versuchte noch einmal, ihn zurückzuhalten, als sie notgedrungen neben ihm die Stufen zur Eingangstür hochstieg. „Bitte, Cliff. Sei nicht so wütend. Es ist abgeschlossen. Vorbei.“
„Du wirst überrascht sein, was ich alles ausrichten kann“, wies er sie ab und benutzte den Türklopfer mit einem Ausdruck rücksichtsloser und Unheil bringender Absicht. „Das hat auch nichts mit Wut zu tun. Nur etwas mit Ausgleich.“
Carolyn sagte nichts mehr. Und obwohl sie sicher war, dass es eine nicht gerade angenehme Szene mit Paula geben würde, spürte sie doch einen Hauch von Faszination.
Es passierte ihr heute zum ersten Mal, dass sich jemand für sie einsetzte. Und das war ein gutes Gefühl und aufregend zugleich. Cliff kam ihr fast wie ein Matador vor. Nur der Umhang fehlte noch. Sie hatte wirklich einen Mann zur Seite, der beabsichtigte, für sie zu kämpfen!
John Stafford öffnete die Tür. Er hatte leicht angegrautes, schon etwas lichtes Haar. Seine Augen hinter der schmalen Brille mit Goldrand zeigten einen intelligenten, wachen, Ausdruck, was ihm trotz der untersetzten Statur eine gewisse überlegene Würde verlieh. Sein höfliches Lächeln gefror, als er Cliff zusammen mit Carolyn vor der Tür stehen sah.
„Guten Abend, John“, grüßte Cliff betont herzlich.
„Cliff“, erwiderte er erstaunt und nickte knapp. Man merkte, dass er es gewohnt war, niemals die Fassung zu verlieren.
„Ich würde gern mit Paula sprechen, falls es nicht zu sehr stört. Es ist etwas Geschäftliches.“
John Stafford zögerte, doch das Wort Geschäft schien ihn dann umzustimmen. „Natürlich. Paula ist immer an Geschäften interessiert. Kommen Sie herein, Cliff …“, er machte eine kurze Pause und zwang sich dann, auch Carolyn anzusehen, „und Carolyn.“
„Danke“, sagte Cliff und zog Carolyn mit sich, als er an John Stafford vorbei hineinging.
„Wir nehmen gerade unseren Kaffee in der Lounge“, dirigierte John sie durch das Foyer.
Paula Michaelson wirkte einen Moment wie erstarrt, als sie sah, um wen es sich bei den überraschenden Gästen handelte. Und das war bei ihr äußerst ungewöhnlich. Eins zu null für mich, dachte Carolyn zufrieden.
„Cliff“, brachte Paula schließlich heraus und erhob sich höflich aus dem Sessel. Doch noch immer ohne die übliche, wohleinstudierte Grazie. „Wie nett, Sie zu sehen.“
„Cliff wollte etwas Geschäftliches mit dir besprechen“, erklärte ihr Mann schnell. Ein Signal, welche Antworten notwendig waren. Das Höflichkeitsspiel der High Society konnte beginnen.
„Oh, wirklich?“, fragte sie leicht erstaunt und machte dann eine einladende Geste. „Bitte, setzen Sie sich doch.“
„Danke, Paula.“ Cliff lächelte und führte Carolyn zu der brokatüberzogenen Sofaecke gegenüber den Sesseln, in denen die Staffords Platz genommen hatten. Ein niedriger Marmortisch mit einem Kaffeetablett stand zwischen ihnen. Carolyn war vorher noch nie in diesem Raum gewesen. Sie war froh, dass Cliff in dieser für sie unangenehmen Situation ihre Hand hielt. Langsam wich das unbehagliche Gefühl einer gespannten Neugier. Was er wohl vorhaben mochte?
„Kann ich Ihnen etwas Kaffee anbieten?“, fragte Paula
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