JULIA FESTIVAL Band 78
nächtlichen Majestät widerspiegelte. Am hinteren Ende der Galerie befand sich eine Essecke, von der aus man dieses herrliche Panorama ebenfalls genießen konnte.
„Wir bringen die Bücherkisten am besten ins Büro“, sagte Cliff und bog in den Flur, der von der Galerie abzweigte. „Du kannst sie dann in aller Ruhe in die Regale einräumen.“
Sie folgte ihm in einen weitläufigen Raum, dessen Wände nicht nur beeindruckend mit raumhohen Bücherregalen umsäumt waren, sondern der auch noch einfach alles enthielt, was man sich unter modernster und exklusivster Büroausstattung vorstellen konnte. Interessiert fiel ihr Blick auf den Personalcomputer. Sie würde Cliff bitten, sie in die Bedienung einzuweisen. Das würde ihr für einen neuen Job zugute kommen. Und um den musste sie sich als Allererstes kümmern. Denn es behagte ihr überhaupt nicht, von Cliffs Geld zu leben. Und er wäre ihre Sicherheit, falls sie doch nicht in Cliffs Leben passte.
Als sie zum Fahrstuhl zurückgingen, um ihre restlichen Sachen zu holen, öffnete Cliff eine andere Tür an der Seite der Galerie. „Voilá, unser Schlafzimmer“, verkündete er stolz und schaltete das Licht ein. „Schau dich in Ruhe um, während ich deine Taschen hole. Ankleidezimmer und Bad liegen am Ende. Nimm auf meine Sachen keine Rücksicht, wenn du einen Platz für deine suchst.“
„Das solltest du nicht so leichtfertig anbieten“, lachte Carolyn, obwohl ihr nur zu bewusst war, wie lächerlich klein ihr Besitz war. „Du könntest es bereuen.“
„Das glaube ich nicht. Ich denke, der Platz reicht für uns beide“, antwortete er lächelnd. „Und in deinem Appartement hab ich gesehen, dass du peinlich ordentlich bist.“
„Das lernt man als Erstes im Heim. Denn was liegen bleibt, wird meistens geklaut.“
„Dies hier ist dein neues Heim“, sagte er liebevoll. „Ein richtiges. Und du kannst alles machen, was du willst.“
Er ist wirklich lieb, sagte Carolyn sich immer wieder, als sie sich im Schlafraum umblickte. Mit klopfendem Herzen blickte sie zaghaft auf das Bett, das sie schon diese Nacht mit Cliff teilen würde.
Es hatte grandiose Ausmaße, wie überhaupt das ganze Zimmer. Seine Einrichtung war in blauen, grauen und weißen Tönen gehalten, was eine sehr beruhigende Atmosphäre schuf. Es bestand aus zwei Ebenen. Auf der tieferen befand sich das Bett mit allem komfortablen Zubehör, auf der oberen eine gemütliche Sitzecke vor einer Fensterfront, die die ganze hintere Wand einnahm. Durch die dichten weißen Vorhänge schimmerten nächtliche Stadtlichter.
Carolyn ging um das Bett herum und öffnete die Tür am Ende des Raumes, die zum Rest dieser königlichen Suite führte. Sie kam in das Ankleidezimmer, das über eine Fülle von Einbauschränken und eine großzügige, antik gehaltene Frisierecke verfügte. Dahinter lag das Bad.
Ein wahrhaft dekadentes Bad! Ein riesiges Badebecken war in den Marmorboden eingelassen. Die kreisförmige Duschkabine bot genügend Platz für wenigstens zwei Personen. Und überall schienen Spiegel zu sein. Die gesamte Sanitäreinrichtung war aus edlem Marmor, wozu die kleinen Regalschränke mit ihren Messingtüren einen glänzenden Kontrast boten.
Carolyn schüttelte ungläubig den Kopf. Sie musste träumen. Würde sie, Carolyn Lindsey, wirklich in solch einer Pracht leben? Ihre Arbeit als Kindermädchen hatte sie schon in sehr viele reiche Häuser geführt, aber noch nie hatte sie etwas Vergleichbares gesehen. Wie wohlhabend mochte Cliff Selby wirklich sein? Sie vermochte sich noch nicht einmal die Summe vorzustellen, die er allein in dieses Bad investiert haben musste.
Sie atmete tief durch. Aber auch das half nicht, ihren rasenden Puls zu beruhigen. Cliff führte sie in schwindelnde Höhen. In ein Paradies. Würde sie es noch ertragen können, wenn dieser Traum zu Ende ging? Zögernd wandte sie sich ab und kam gerade ins Schlafzimmer zurück, als Cliff mit ihren Taschen eintrat.
„Ist irgendetwas nicht in Ordnung, Carolyn?“, fragte er sofort besorgt und blickte sie forschend an.
„Doch, doch“, wehrte sie hastig ab. „Es ist nur … ich hätte niemals gedacht, dass man sich bei einem Leben an deiner Seite verlaufen könnte.“
Cliff lachte. Doch dann wurde er wieder ernst. „Es ist ganz einfach eine Wohnung, Carolyn. Eine sehr einsame, wenn ich allein bin“, sagte er ruhig. „Und es tut mir sehr leid, dass ich dir keinen Garten bieten kann.“
Carolyn schluckte gerührt. Er zeigte ihr ein Paradies
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