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JULIA FESTIVAL Band 78

JULIA FESTIVAL Band 78

Titel: JULIA FESTIVAL Band 78 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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als dass sie einen solchen Mann in ihre Nähe ließe. Bisher wusste niemand von den entsetzlichen Erlebnissen, wegen denen sie von zu Hause weggelaufen war. Und wegen denen sie sich immer wieder strikt geweigert hatte, nach Hause zurückgeschickt zu werden. Noch nicht einmal Marlee. Oder Jeff. Das war etwas, das sie niemandem erzählen würde. Niemals.
    Aber gerade weil ihr die Unschuld der Kindheit auf so grausame Weise genommen worden war, wurde Jeffs zärtliche Liebe unsagbar kostbar für sie. Zumal sie durch andere Männer, denen sie begegnete, immer wieder durch eindeutige Avancen an ihren ‚Stiefvater‘ erinnert wurde. Bei Jeff könnte sie mit der Zeit vielleicht vergessen.
    Carolyn lächelte zufrieden. Denn sie hatte Marlee vor solch hässlichen Erfahrungen bewahrt. Alle Jungs aus dem Heim, die Marlee belästigten, bekamen es mit ihr zu tun. Unter ihrem Schutz hatte Marlee sich ihr liebes Wesen bewahren können.
    Plötzlich wurden sie aus ihren sentimentalen Erinnerungen herausgerissen. Von der Auffahrt her war ein aggressives, kraftvolles Motorengeräusch zu hören. Sofort schauten sie neugierig aus dem Fenster. Ein dunkelgrüner Jaguar SL näherte sich dem Haus.
    Typisch für seinen Besitzer, dachte Carolyn zynisch. Marlee zuliebe musste sie höflich zu ihm sein. Doch sie war ziemlich sicher, dass er ihr diesen Tag verderben würde. Das lag ganz einfach schon in seiner Natur.
    „Cliff kommt“, rief Marlee erfreut. „Weißt du überhaupt schon, dass er uns das tollste Hochzeitsgeschenk gemacht hat?“
    „Du meinst, dass er die Getränke des Empfangs übernimmt?“, fragte Carolyn trocken. In ihren Augen war das ganz einfach gesellschaftlicher Stolz. Cliff würde immer dafür sorgen, dass bei Anlässen, mit denen er in Verbindung stand, nur das Beste angeboten wurde.
    „Das allein wäre schon toll“, meinte Marlee aufgeregt. „Aber er will uns auch noch bei der Finanzierung eines Hauses helfen. Das heißt, wir müssen bei der Suche nur darauf achten, dass es uns gefällt. Die Raten sind in jedem Fall erschwinglich. Ist das nicht einfach fantastisch?“
    Carolyn nickte überrascht. Das war kein alltägliches Angebot. Auch, wenn es Cliff sicher nicht sonderlich schwer fiel. Schließlich war er ein erfolgreicher Bankmanager mit dem Ruf, eine ungewöhnlich glückliche Hand bei Geldanlagen zu haben. Trotzdem – es war ziemlich großzügig.
    „Cliff ist ein wunderbarer Mann“, schwärmte Marlee auch schon weiter und lehnte sich aus dem Fenster, um ihrem zukünftigen Schwager zuzuwinken. „Es ist einfach ein Jammer, dass er noch nicht die richtige Frau gefunden hat.“
    „Ich glaube, dass Cliff nicht der Typ ist, der heiratet“, wandte sie vorsichtig ein. Er würde schließlich jede Frau bekommen, die er wollte. Und sei es nur für ein amouröses Abenteuer.
    „Aber er war schon einmal verheiratet“, verteidigte Marlee ihn sofort. Sie sah wie immer in jedem Menschen nur das Gute.
    „Und schon nach einem Jahr wieder geschieden!“
    „Ich bin sicher, dass das nicht seine Schuld war“, sagte Marlee fest.
    Carolyn widersprach nicht, obwohl sie erhebliche Zweifel daran hegte. Überhaupt hatte sie mit Marlee noch nie über Cliff gesprochen. Marlee mochte ihn. Zu ihr und Ray war er nett und großzügig. In ihren Augen war er ganz einfach unfehlbar.
    Doch Carolyn hatte schon sehr viele gegenteilige Meinungen gehört. Ihre Arbeitgeber gehörten Cliffs Bekanntenkreis an. Und es war allgemein bekannt, dass er noch kein einziges Mal sein Kind besucht hatte, das aus dieser kurzen Ehe entstammte. Mit einer mehr als großzügigen Scheidungsabfindung hatte er sich offenbar auch von jeglicher Verantwortung freigekauft.
    Aber das mochte sie mit Marlee nicht diskutieren. Nicht heute. Es war schließlich ihr Hochzeitstag und Cliff der auserwählte Brautführer.
    Sie bemerkte, wie er den Jaguar seitlich der Auffahrt parkte und somit ausreichenden Platz für die Floristen und Lieferanten ließ. Immerhin schon ein kleines Anzeichen von Rücksichtsnahme, dachte sie ironisch. Vielleicht war sie auch nicht völlig fair in ihrer negativen Beurteilung. Und wenn sie es schaffte, während der Feierlichkeiten nur daran zu denken, wie nett und zuvorkommend er Marlee immer behandelte, würde sie ihn schon irgendwie an ihrer Seite ertragen können.
    Trotzdem wich sie instinktiv vom Fenster zurück, als Cliff aufs Haus zukam. Sie war noch nicht angezogen. Zwar war der dichte Baumwollstoff ihres Nachthemdes völlig undurchsichtig.

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