JULIA FESTIVAL Band 78
ließ sich nicht beirren. „Flieder steht Ihnen. Dazu noch Ihre herrlichen Locken … Sie wirken tatsächlich wie eine der berühmten Südstaatenschönheiten vergangener Zeiten. Sehr romantisch.“
Romantisch? Carolyn konnte gerade noch ein verächtliches Schnauben unterdrücken. Romantik war das Letzte, woran sie in Zusammenhang mit Cliff Selby denken würde. Machte er sich über sie lustig? Oder versuchte er, mit ihr zu flirten? Hoffte er, dass sie seinem Charme unterlag?
„Marlee hat es ausgesucht, nicht ich“, entgegnete sie abweisend und blickte ihn kühl an. „Sie wollte eine romantische Hochzeit, und ihr zuliebe wäre ich mit allem einverstanden gewesen. Und in ihrem Namen bedanke ich mich für das Kompliment.“
Mit Friseur und Ankleiden waren mehrere Stunden vergangen, und sie wusste, dass sie eine auffällig schöne, aber äußerst uncharakteristische Erscheinung bot.
Rüschen, Spitze, Schleifen, gebauschte Ärmel und Reifröcke entsprachen wirklich nicht unbedingt Carolyns persönlichem Stil. Aber sie passten hervorragend zu Marlees altmodischem Brautkleid mit langem Schleier und Krinoline. Und sie war schließlich die Brautjungfer.
Doch sie hatte sich von Anfang an unbehaglich darin gefühlt. Das schulterfreie Oberteil war so eng geschnitten, dass es nicht nur mit einem Korsett verglichen werden konnte, sondern zudem noch ihre Kurven unangenehm betonte und die Aufmerksamkeit unweigerlich auf ihre vollen Brüste lenkte. Die Satinschärpe brachte außerdem ihre schlanke Taille noch mehr zur Geltung.
Passend zu dem Blumenstrauß trug sie ein Diadem aus Hyazinthen, Rosen und Gänseblümchen, der das Haar aus dem Gesicht zurückhielt, ohne das kunstvoll gestylte Wirrwarr an Locken zu zerstören.
Wenn doch nur Jeff hier wäre, dachte sie plötzlich wehmütig. Dann wäre sie vielleicht sogar etwas stolz auf ihr Aussehen gewesen. Doch mit Cliff Selby an ihrer Seite fühlte sie sich nur noch unbehaglicher.
Sie schaffte es trotzdem, ihre Haltung zu bewahren. Kühl und etwas spöttisch gab sie Cliffs Musterung zurück. „In diesem Anzug wirken Sie auch recht beeindruckend“, stellte sie schließlich gelassen fest.
„Das ist wirklich höchst verwunderlich“, antwortete er lachend. „Dabei schien es mir, dass Sie nicht weit genug aus meiner Nähe kommen können.“
Sie hatte wirklich den größten vertretbaren Abstand zu ihm gewählt. Gerade so, dass sie noch wie ein Paar wirkten, sie aber nur noch ganz leicht mit den Fingerspitzen seinen Arm berührte. „Es tut mir leid, wenn das auffällig sein sollte“, entschuldigte sie sich rasch. Schließlich hatte sie eine Pflicht zu erfüllen.
„Keine Sorge“, beruhigte er sie lachend. „Sie machen das wirklich sehr subtil. Nur ich kann es merken.“
„Dann können wir es ja dabei belassen. Der weite Rock benötigt sehr viel Spielraum.“ Sie dachte nicht daran, etwas vorzutäuschen, was sie nicht fühlte. Und sie würde ihn ganz sicher nicht auffordern, näher zu kommen.
Zumal sie ihn wohl noch etwas länger ertragen musste. Diese Zeremonie schien einfach kein Ende nehmen zu wollen. Ray und Marlee hatten sich zwar inzwischen schon zu den hinteren Stuhlreihen vorgearbeitet, aber solange sie mit den Gratulanten sprachen, mussten auch Carolyn und Cliff stehen bleiben.
Und Cliff nutze diese Pausen jedes Mal, um Carolyns Nerven noch mehr zu strapazieren. „Ungeachtet Ihrer Abneigung“, fing er gerade wieder an, „ich finde Sie noch immer sehr attraktiv.“
Carolyns Kehle war wie zugeschnürt. Alles Jeffs Schuld, dachte sie bitter. Wenn er sie noch immer heiraten wollte und wie verabredet hier wäre, dann müsste sie diese blöden Schmeicheleien nicht ertragen.
Aber sie wusste zumindest, wie solche Schmeicheleien zu bewerten waren. Cliff war kein Wolf im Schafspelz. Er ging ganz direkt auf sein Ziel los. Und nach der bösen Erfahrung mit Jeff sollte sie eigentlich dankbar für diese Offenheit sein. Wie hatte sie nur so dumm sein können, auf Jeffs miese Tour hereinzufallen und sich ihm hinzugeben …
Genauso dumm, wie sich diesen Gedanken hinzugeben. Denn bevor sie es noch merkte, standen ihr erneut Tränen in den Augen.
Und Cliff trat näher an sie heran. „Erlauben Sie es diesmal mir“, sagte er leise und betupfte auch schon zart mit seinem Taschentuch ihre Augenwinkel.
„Passen Sie auf das Make-up auf.“ Ihre erstickte Stimme klang ziemlich ungnädig, aber sie war zu überrascht, um ihn abzuweisen.
„Ich bin mir grundsätzlich der
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