JULIA FESTIVAL Band 78
von hinten. Ich halt so lange Ihre Blumen.“
Carolyn zuckte zunächst leicht zusammen. Es war ihr unangenehm, dass gerade er sie bei einer Gefühlsregung ertappt hatte. Doch das war nun nicht mehr zu ändern. Deshalb sagte sie einfach: „Danke.“
„Sehr gefühlvolle Angelegenheiten, solche Hochzeiten“, meinte er verständnisvoll und beobachtete lächelnd, wie sie ihre Augen betupfte und die etwas zerlaufene Wimperntusche wegwischte. „Aber weshalb müssen Frauen dabei weinen“, fügte er betont ernst hinzu, „und Männer nicht?“
Eigentlich traf diese Bemerkung genau Carolyns Sinn für Humor. Trotzdem konnte sie nicht darüber lachen. Aber sie half ihr dabei, sich wieder zu fassen. Sie nahm den Strauß wieder an sich, gab Cliff das Taschentuch zurück und antwortete herausfordernd: „Vielleicht, weil sie wissen, dass es das Ende vom Anfang ist. Und sie verzweifelt hoffen, dass es nicht der Anfang vom Ende wird.“
„Dann zweifeln Sie am ewigen Glück von Ray und Marlee?“, fragte er erstaunt.
„Nein. Bei den beiden nicht.“
„Aber warum haben Sie dann geweint?“
„Es waren bloß Freudentränen“, entgegnete sie trotzig und gab seine Frage dann zurück. „Und Sie? Bezweifeln Sie das Glück der beiden?“
Er zuckte mit den Schultern. „Nein. Bei Ray und Marlee komischerweise auch nicht.“
Plötzlich brach ihre Bitterkeit wieder durch. „Sie hatten da wohl nicht so viel Glück“, bemerkte sie mit dem gleichen beißenden Spott, den er so gern benutzte. „Oder lautet Ihre Devise ‚kurz, aber schmerzlos‘?“
„Ich glaube, das geht Sie nichts an“, antwortete er gefährlich ruhig. Sein Blick war eisig kalt, sein Gesicht eine ausdruckslose Maske.
Carolyn ärgerte sich über sich selbst. Wie hatte sie nur ihre Distanz vergessen können! Schließlich interessierte sie sich nicht für sein Privatleben. Er interessierte sie überhaupt nicht. „Sie haben recht. Entschuldigen Sie bitte“, sagte sie beschämt. Dann schaute sie zur Rosenlaube hinüber. Ray und Marlee saßen bereits am Tisch und unterzeichneten stolz die Heiratsurkunde.
Cliff folgte ihrem Blick. „Ich will, dass die beiden glücklich werden“, sagte er ernst.
„Ich auch. Mehr als alles andere auf der Welt.“
„Nun, wenigstens haben wir das gemeinsam“, antwortete er lächelnd.
„Es ist unwahrscheinlich, dass wir noch mehr finden“, entgegnete sie eisig. Vielleicht konnte sie ihm so deutlich machen, dass sie noch nicht einmal an einem Gespräch interessiert war.
„Oh, das würde ich nicht unbedingt sagen“, meinte er belustigt. Anzüglich ließ er seinen Blick über sie gleiten. „Wenn es die Chance gäbe …“
Natürlich … die Chance, sie ins Bett zu kriegen! Er war ein Musterbeispiel für Männer, die immer nur dies eine wollten! Bitter biss sie die Zähne zusammen, würdigte ihn keiner Antwort und schaute betont gleichgültig zur Seite.
Gerade in diesem Augenblick begann der Fotograf mit seiner Arbeit. Sofort zauberte sie ein unnachahmliches Lächeln hin. Ihre Wangen waren noch vor Wut gerötet, ihre dunklen Augen funkelten – zumindest würde sie nun auf Marlees ersten Hochzeitsfotos dem Anlass entsprechend glücklich aussehen.
Die Urkunde wurde unterzeichnet und dem frisch vermählten Brautpaar überreicht. Der Geigensolist beendete sein Repertoire, mit dem er die Gäste solange unterhalten hatte. Ray führte Marlee aus der Rosenlaube heraus, um jedem stolz seine Frau vorzustellen.
Ihnen wurde ein jubelnder Empfang bereitet. Die Gäste hatten sich von den Stühlen erhoben, die perfekt in zwei Reihen arrangiert am Rand der gepflegten Rasenfläche aufgestellt worden waren, und überschütteten Braut und Bräutigam von beiden Seiten mit Glückwünschen und einem wahren Konfettiregen.
Carolyn wünschte sehnlichst, dass bald alles vorüber wäre. Ihrer Rolle gemäß musste sie sich mit Cliff die ganze Zeit über einen Schritt hinter Ray und Marlee halten. Und so hautnah an einem großen Glück teilzuhaben, wenn das eigene gerade zerbrochen war, wurde mit der Zeit fast unerträglich. „Wissen Sie eigentlich, dass ich Sie heute zum ersten Mal in einem Kleid sehe?“, fragte Cliff unvermutet.
„Welchen Unterschied macht das schon?“, antwortete sie betont gleichgültig. Konnte er sie nicht endlich mit seinen Spielereien in Ruhe lassen?
„Einen sehr großen“, lachte er leise. „Es macht Sie umwerfend schön.“
Carolyn zuckte nur mit den Achseln und blickte desinteressiert zur Seite. Aber Cliff
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