JULIA FESTIVAL Band 84
Augen zusammen. „Und was würdest du dann tun, Katie? Irgendwo untertauchen und eine Abtreibung machen lassen, ohne es mir zu sagen? Oder dich direkt an mich wenden, damit ich dir dabei helfe, das Baby loszuwerden? Hast du auch nur einen Moment an die möglichen Konsequenzen eines solchen Irrtums gedacht?“
Katies Herz pochte, als ihr klar wurde, dass hinter diesen verächtlichen, brutalen Worten eine ganz konkrete Erfahrung stehen musste. „Ist dir das passiert, Carver?“, fragte sie und wartete mit angehaltenem Atem auf seine Antwort.
Er lächelte zynisch. „O ja, ich habe es erlebt und möchte es nicht noch einmal mitmachen. Nie wieder. Die Frau hat das alleinige Sagen in dieser Sache, nicht wahr? Sie kann den Mann erpressen … wenn er sein Kind will. Und er bezahlt nicht nur in Geld.“
Katie glaubte zu begreifen. „Deine Tochter?“ Es war schrecklich, aber im Grunde wünschte sie sich, dass es so war, denn sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass Carver seine Frau geliebt hatte. Da war es viel leichter, zu akzeptieren, dass eine ungewollte Schwangerschaft zu dieser Ehe geführt hatte. Was auch erklärt hätte, warum er so bald nach seiner Reise nach England geheiratet hatte.
Doch Carver schien nicht bereit, noch mehr preiszugeben. „Meine Tochter ist allein meine Angelegenheit, Katie“, sagte er schroff.
Sie spürte, dass sie sich auf unsicherem Terrain bewegte, und ihr Instinkt warnte sie, sich lieber auf das zurückzuziehen, was sie und Carver persönlich betraf. Sie streckte die Hand aus und streichelte ihm zärtlich die Wange. „Du hast mir zwei Fragen gestellt, Carver. Bekomme ich eine Chance, sie zu beantworten, oder willst du von vornherein das Schlechteste von mir annehmen?“
Seine dunklen Augen blitzten interessiert auf, und ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. „Nur zu, kläre mich auf.“
„Erstens, ich habe nicht die Absicht, eine ungewollte Schwangerschaft zu riskieren.“
„Angesichts deines Engagements für dein neu gegründetes Geschäft erscheint mir das nur logisch.“
„Sollte die Biologie es aber irgendwie schaffen, der Natur und der medizinischen Wissenschaft ein Schnippchen zu schlagen“, fuhr sie unter spöttischem Hinweis auf seine vorangegangenen Zweifel fort, „und ich doch wider Erwarten schwanger werden, werde ich ganz bestimmt nicht abtreiben.“
Er blickte sie skeptisch an. „Glaub mir, ein Kind ändert alles, Katie. Kein Aspekt deines Lebens bleibt unberührt.“
„Ungeachtet aller Konsequenzen würde ich das Kind bekommen“, beharrte sie. „Das ist meine Entscheidung. Meine Verantwortung.“
„Und was wäre mit mir … dem Vater des Kindes?“
„Es läge ganz bei dir, inwieweit du deine Vaterrolle übernehmen würdest, Carver. Ich würde nichts von dir erwarten, weil ich ja wüsste, dass du das Kind nicht gewollt hättest.“
Er schüttelte den Kopf. „Das ist blanke Theorie. Die Realität sieht ganz anders aus. Du hast es noch nicht durchgemacht und solltest es besser auch nie erleben.“ Er beugte sich vor und küsste sie auf den Mund. „Lass es uns nicht unnötig verkomplizieren, Katie, und unser Vergnügen lieber gegen solchen Schmerz schützen.“
Sie wusste nicht, ob sie es geschafft hatte, wenigstens ein bisschen durch die Mauer zu dringen, die er um seine Gefühle errichtet hatte. Aber als er sie jetzt küsste und auf erregende Weise streichelte, verdrängte sie diese Gedanken erst einmal und gab sich ganz der Lust hin, die Carver erneut in ihr weckte. Sie wehrte sich nicht mehr dagegen, dass er auch weiterhin Kondome benutzte. Lieber wollte sie ihn zu seinen Bedingungen als gar nicht.
Doch das Geheimnis um Carvers Heirat und die Frage des Vertrauens zwischen ihnen drängten sich wieder in Katies Bewusstsein, als es schließlich für Carver Zeit wurde, zu gehen, und er vom Bett aufstand. Katie sah ihm zu, wie er sich anzog. Gleich würde er sich von ihr verabschieden und die Tür hinter sich schließen bis zum nächsten Mal. Aber immerhin war sie sich jetzt sicher, dass es ein nächstes Mal geben würde. Viel mehr hatte sie allerdings nicht erreicht. Lediglich Carvers Bemerkungen über die Probleme einer ungewollten Schwangerschaft hatten sie seine Gedanken und Gefühle zumindest ahnen lassen.
Andererseits hatte er diese Bemerkungen nicht direkt mit seiner eigenen Heirat verknüpft und jeden Versuch, sie mit seiner Tochter in Verbindung zu bringen, abgeblockt. Natürlich war es möglich, dass er in all den
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