JULIA FESTIVAL Band 84
zwei Cappuccinos, denn meine Tochter hat es eilig.“
Katie konnte ihre Ungeduld kaum mehr beherrschen. Sobald der Ober fort war, stellte sie ihren Vater erneut zur Rede: „Wie konntest du nur, Dad?“
„Wie konnte ich nur was?“, fragte er arglos.
„Wieder deine Nase hineinstecken“, stieß sie aus.
Er zog überrascht die Brauen hoch. „Hättest du es vorgezogen, wenn ich Carvers Einladung zum Mittagessen abgelehnt hätte?“
„Carvers Einladung?“
„Er hat mich angerufen, Katie. Und ich dachte, es wäre dir sicher nicht recht gewesen, wenn ich ihn brüskiert hätte.“
„Nein, natürlich nicht“, antwortete sie matt. „Was wollte er denn von dir?“
„Oh, man nennt das wohl ‚vorsichtiges Sondieren des Terrains‘“, lautete die lakonische Antwort. „Ein bisschen diplomatisches Geplänkel über das, was in der Vergangenheit passiert ist. Meine ebenso diplomatische Entschuldigung wurde angenommen. Tatsächlich war es insgesamt eine diplomatische Meisterleistung.“
„Kein Streit?“
„Katie …“, sagte er tadelnd. „Ich hatte dir doch versprochen, dass ich es diesmal nicht vermasseln würde.“
Sie seufzte erleichtert.
„Dein Carver war zweifellos bereit, mit Worten in die Schlacht zu ziehen, aber da der Widerstand von meiner Seite ausblieb, sind wir sehr rasch zu einer Verständigung gelangt und haben dann in angenehmer Stimmung zu Mittag gegessen. Und wir haben uns auf der Basis gegenseitigen Respekts verabschiedet, sodass du dir keine Sorgen zu machen brauchst.“
„Gegenseitiger Respekt“, wiederholte Katie nachdenklich und fragte sich, warum Carver wohl die Initiative ergriffen hatte, anstatt zu warten, bis sie ein Treffen vereinbart hätte. Andererseits war ein Gespräch unter Männern vielleicht besser, um derartige Probleme aus dem Weg zu räumen.
„Er ist ein beeindruckender junger Mann geworden“, bemerkte ihr Vater.
„Er war immer beeindruckend.“
„Nun, ich werde mich nicht mit dir streiten. Nimm einfach zur Kenntnis, dass dein alter Vater dich glücklich sehen will, Katie. Und wenn Carver Dane deine Wahl ist, dann ist er auch meine.“
Sie betrachtete ihn unsicher. „Hat er dir diesmal wirklich gefallen, Dad?“
Rupert Beaumont nickte. „Wenn ich für dich wählen müsste, wäre er ganz bestimmt einer der ersten Kandidaten.“
Katie lächelte zufrieden.
„Und jetzt erzähl mir von diesem Ball, für den du ein Kleid brauchst.“
„Carver hat mich gebeten, ihn zu dem FX-Ball zu begleiten. Da kommen nur Leute aus der obersten Finanzetage hin, und es ist für ihn ein wichtiger Abend, um Kontakte zu knüpfen.“
„Und wann ist dieser Ball?“
„Morgen Abend, im Sheraton am Park.“
„Aha.“
Der Ober servierte die Austern, und Katie ließ sie sich schmecken, wobei sie die Kilpatrick-Sauce mit dem knusprigen Brot aufwischte. „Das war gut!“ Sie lehnte sich lächelnd zurück. „Danke, Dad.“
„Es war mir ein Vergnügen. Und es würde mir ein noch größeres Vergnügen sein, wenn ich dir ein Ballkleid kaufen dürfte.“
„Bitte … fang nicht schon wieder an, dich in mein Leben einzumischen. Nur weil …“
„Aber Katie, ich habe dir schon so lange nichts mehr kaufen können“, unterbrach er sie enttäuscht. „Jeder Vater hat das Recht, seiner Tochter ein paar Kinkerlitzchen zu spendieren.“
„Ein Ballkleid ist kein Kinkerlitzchen.“
Er winkte ab, und Katie wusste natürlich, dass Geld für ihn kein Thema war. Übertrieb sie es mit ihrer Unabhängigkeit? Ihr Vater hatte sich wirklich sehr bemüht, ihre gegenseitige Entfremdung zu überbrücken. Vielleicht war es an der Zeit, ihm etwas entgegenzukommen.
„Du kannst Carver nicht in einem geliehenen Kleid zu einem derartigen Ball begleiten“, beharrte er erneut. „Er wird dort Leute beeindrucken wollen und … verdammt, Katie! Du bist meine Tochter, und er wird dich all diesen Spitzenleuten aus der Finanzwelt vorstellen. Katie Beaumont, Rupert Beaumonts Tochter … und ich will nicht, dass du in einem geliehenen Kleid dort stehst!“
Sein Stolz, natürlich! Andererseits war sie ja seine Tochter, und wenn es ihn glücklich machte … ein Kleid war schließlich nur ein Kleid.
„Ich gebe zu, ich hätte dich beim Aufbau deines Geschäfts unterstützen sollen, als du mich darum gebeten hast“, fuhr ihr Vater fort. „Ich gebe ja zu, viele Fehler gemacht zu haben. Aber Katie …“
„Also gut, Dad.“
Er sah sie verblüfft an. „Also gut, was?“
Sie lächelte. „Du kannst mir
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