JULIA FESTIVAL Band 84
denn nicht?“, drängte Carvers Mutter beschwörend. „Ich will nicht schuld sein, wenn Carver nicht bekommt, was er sich mit Ihnen erhofft. Und ich will Ihnen nicht in die Quere kommen. Der Himmel weiß, dass ich meine Lektion gelernt habe, mich nicht in Dinge einzumischen, die mich nichts angehen. Ich kann nicht zurücknehmen, was ich damals gesagt habe, aber ich kann Ihnen diesmal den Weg freimachen. Das wäre doch eine Art Wiedergutmachung.“
„Dazu besteht wirklich keine Notwendigkeit“, versicherte Katie unbehaglich.
„Hören Sie mir zu!“ Es war ein schon verzweifelter Befehl. „Damals hatte ich das Gefühl, dass Sie ihn mir wegnehmen würden. Ich war eifersüchtig, grausam und wollte Sie loswerden, um meinen Sohn wieder für mich allein zu haben. Ich erinnere mich noch ganz genau daran – also tun Sie nicht so, als hätten Sie das alles vergessen.“
Lillian Dane blickte zum Haus, ob ihr noch Zeit genug bliebe. Anscheinend war es ihr ein Bedürfnis, all das loszuwerden, was sie gequält haben musste, seit sie von Carver erfahren hatte, dass Katie Beaumont wieder ein Teil seines Lebens sei.
„Ich werde nicht bleiben und ein ständiger Streitpunkt zwischen Ihnen und Carver sein. Ich bitte Sie nur darum, ihm nicht zu erzählen, was ich damals getan habe. Ich könnte es nicht ertragen …“, ihre Stimme überschlug sich angstvoll, „… wenn er mich nicht gelegentlich mit Susannah besuchen würde.“
„Ich verspreche Ihnen hoch und heilig, dass ich es ihm nicht sagen werde“, erklärte Katie nachdrücklich, um ihr diese Angst zu nehmen.
„Sie versprechen es mir?“
„Ja, er wird es nie von mir erfahren.“
Carvers Mutter lehnte sich in den Rollstuhl zurück und ließ Katies Arm los. Aber ihre Augen leuchteten immer noch unruhig. „Er hat ein gutes Herz, mein Carver.“
„Ich weiß.“
„Und Susannah ist ein reizendes Kind.“
„Ja, das stimmt.“
„Können Sie mit ihnen glücklich sein?“
„Ich bin bereits mit ihnen glücklich, Mrs. Dane.“
Carvers Mutter seufzte erleichtert und erschöpft. „Nehmen Sie dies als meine Entschuldigung, Katie Beaumont … dass ich bereit und gewillt bin, Ihnen meinen Sohn und meine Enkelin zu überlassen.“
Katie atmete tief ein. „Ich will diese Entschuldigung nicht, Mrs. Dane. Was Sie vorhaben, schafft genauso viel Uneinigkeit wie alles, was Sie in der Vergangenheit geplant haben.“
Lillian Dane sah sie überrascht an, als wäre ihr das noch gar nicht in den Sinn gekommen.
Katie fuhr unbeirrt fort: „Und wieder einmal stempeln Sie mich als das verwöhnte, reiche Biest ab, das nur an sich denkt.“ Sie sah, dass Carvers Mutter heftig den Kopf schüttelte, ließ sich davon aber nicht aufhalten. Diesmal würde sie Lillian Dane nicht freie Bahn lassen. „Glauben Sie, Susannah würde mir dafür danken, wenn sie meinetwegen ihre Grandma verliert, die seit ihrer Geburt immer für sie da war?“
„Das Kind wird dann ja Sie haben“, lautete die Antwort.
„Und Carver hatte Sie, als Sie es damals geschafft hatten, mich loszuwerden. Haben Sie ihm den Verlust jener Liebe ersetzen können, Mrs. Dane?“
Lillian Dane schwieg und blickte Katie verwirrt und schuldbewusst an.
„Vielleicht wollen Sie ja Carver glauben machen, dass ich Sie jetzt loswerden will. Ein weiterer Wettstreit zwischen uns um seine Liebe, Mrs. Dane? Ist das möglicherweise der wahre Grund hinter Ihrem angebotenen Opfer?“
„Nein!“, wehrte Carvers Mutter ehrlich entsetzt ab. „Ich schwöre es!“
„Dann bemühen Sie sich doch, mit mir zusammenzuleben“, ließ Katie nicht locker. „Versuchen Sie, mich kennenzulernen, anstatt mich wie eine feindliche Macht zu behandeln. Das ist die Lektion, die ich gelernt habe … in zehn Jahren Einsamkeit.“
„Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich … euch beiden das angetan habe.“
„Dann bleiben Sie, und arbeiten Sie mit uns daran, es diesmal besser zu machen“, sagte Katie energisch. „Warum versuchen Sie nicht, sich mit mir anzufreunden … Carver zuliebe und Susannah zuliebe. Bin ich so furchtbar, dass Sie den Gedanken an einen Waffenstillstand zwischen uns nicht ertragen können?“
„Sie … Sie wollen einen Waffenstillstand?“ Diese Vorstellung schien ihr völlig fremd zu sein.
„Warum nicht? Lieben wir nicht dieselben Menschen? Ist das nicht etwas, das uns beide verbindet?“ Carvers und Susannahs Stimmen näherten sich aus dem Haus. Deshalb fügte Katie noch rasch hinzu: „Denken Sie darüber nach,
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