JULIA FESTIVAL Band 84
verlassen hast wegen alledem, was meine Mutter dir gesagt hat, als die Ärzte im Krankenhaus meinen gebrochenen Kiefer wieder zusammengeflickt haben. Ihre Boshaftigkeit zusammen mit der Gewalttätigkeit deines Vaters … kein Wunder, dass du es für das Beste für mich gehalten hast, ganz aus meinem Leben zu verschwinden.“
„Ja“, flüsterte sie. „Ich wollte nicht, dass du meinetwegen verletzt wirst, Carver. Und deine Mutter …“
„Sie hat mir alles erzählt, Katie.“
„Wann?“, fragte Katie verblüfft.
„Vor einigen Tagen.“
„Also nach … Sonntag?“
„Ja. All die Jahre hatte ich keine Ahnung und habe mich mit dem Gedanken gequält, dass du dir einen anderen, passenderen Mann suchen würdest.“
„Nein, niemals!“ Sie drückte seine Hand.
„Ich hätte es dir nicht verübeln können, so, wie meine Mutter dich behandelt hat. Es ist mir wichtig, dir etwas zu erklären … Ich hatte damals das Vertrauen in deine Gefühle für mich restlos verloren. Deshalb wollte ich dich nicht mehr nahe an mich heranlassen, als wir uns jetzt wieder getroffen haben.“
„Aber du hast es trotzdem getan“, sagte sie erleichtert.
„Ich wünschte, du hättest mir alles erzählt, Katie. Ich war dir gegenüber nicht fair.“
„Sie ist deine Mutter, Carver. Du hättest mir damals nicht glauben wollen.“
Wahrscheinlich hatte sie recht. Selbst aus dem Mund seiner Mutter hatte ihn das Eingeständnis des boshaften Giftes, das sie auf Katie verspritzt hatte, entsetzt … wie sie den günstigsten Zeitpunkt abgepasst hatte, um Katie das Gefühl zu geben, das Allerletzte zu sein. Wie sie sie beschimpft und beschuldigt hatte, selbstsüchtig sein Leben zu zerstören.
„Das alles waren Lügen, Katie … was deine angeblich nachträgliche Auswirkung auf mein damaliges Studium betraf … dass ich deinetwegen das Studium abbrechen wollte … Und zusätzlich hasste meine Mutter dich, weil sie in dir die Tochter einer privilegierten Klasse sah, die mit dem silbernen Löffel im Mund geboren worden war, wohingegen sie ihr ganzes Leben schuften musste, um mir Chancen zu ermöglichen, die ihr selbst verwehrt worden waren. Für sie repräsentierte der Beruf des Mediziners Erfolg auf jeder Ebene, und sie bildete sich ein, deinetwegen würde ihr Sohn es nicht schaffen, in diese Höhen vorzudringen.“
„Vielleicht stand ich dir ja auch im Weg.“
„Nein. Ich hätte in jedem Job Tag und Nacht geschuftet, um uns eine gute Zukunft aufzubauen. Meine Mutter konnte es einfach nicht ertragen, dass du plötzlich an ihrer Stelle im Mittelpunkt meines Lebens standest.“
„Bei meinem Vater war es wohl ähnlich.“
Carver nickte. „Besitzergreifende Eltern. Nur meine Mutter hat mit ihrer scharfen Zunge noch mehr Schaden angerichtet. Wie sie dich niedergemacht hat …“
„Ich möchte eigentlich nicht mehr daran denken, Carver.“
„Es tut mir leid. Ich wollte nur …“ Er hielt sich zurück. Für ihn war das alles ja neu, aber Katie hatte all die Jahre damit gelebt und schon größere Distanz dazu entwickelt. „Es ist unglaublich großzügig von dir, das alles vergessen zu wollen“, sagte er ehrlich. „Tatsächlich war es diese Großzügigkeit letzten Sonntag, die meine Mutter so beschämt hat, dass sie mir gestanden hat, wie sie dich damals vertrieben hat.“
„Mein Vater hatte auch seinen Anteil daran, Carver. Die Schmähtirade deiner Mutter war für mich der Schock, der das Fass zum Überlaufen brachte.“
„Jetzt verstehe ich das alles, und es tut mir unendlich leid, dass ich dich wegen deiner Entscheidung damals so verurteilt habe.“
„Deine Mutter bat mich, es dir nicht zu erzählen.“
„Das hat sie mir auch gesagt. Ich glaube, dieses Versprechen hat sie letztlich gezwungen, endlich dir gegenüber fair zu sein, Katie.“ Carver streichelte ihre Hand. „Kannst du mir verzeihen, dass ich an deinen Gefühlen gezweifelt habe?“
„Du hattest allen Grund dazu, Carver“, antwortete sie sanft. „Ich hätte offen mit dir reden müssen.“ Sie sah ihn mit leuchtenden Augen an. „Aber glaube mir, du bist … und warst immer … der einzige Mann, den ich je geliebt habe.“
„Und du warst die einzige Frau, die ich je geliebt habe“, antwortete er dankbar. „Ich habe es deinem Vater übrigens am Mittwoch erzählt.“
„Das hat er mir gar nicht gesagt.“
„Ich wollte, dass er weiß, dass ich dich zu heiraten beabsichtige … falls du mich willst.“
„Heiraten?“, flüsterte sie ungläubig. Und
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