JULIA FESTIVAL Band 84
er energisch. „Angela ruft morgen in der Firma an und erklärt deine Abwesenheit. Das kann sie sehr gut.“
Andere Dinge auch, schoss es Sarah durchs Gehirn. Zum Beispiel, eine passende Heiratskandidatin für dich zu finden. Unglücklich blickte Sarah auf seine kräftigen Finger, die ihre so beschützend umschlossen. Es war ein wunderbares Gefühl, dass Ben sich um sie kümmerte – wenigstens so lange, bis sie sich endgültig trennen mussten.
„Entschuldige, dass ich dir derart viel Mühe mache“, bat sie leise.
„Sarah …“
Zögernd schaute sie zu ihm hoch und hoffte, er würde nicht sehen, wie traurig sie war. „Ja?“
„Wie viele Kinder möchtest du haben? Ich finde, wenn wir eine richtige Familie gründen wollen, sollten es ein paar sein.“
Ihr Herz fing zu flattern an. „Du … du spielst mit dem Gedanken, eine Familie zu gründen?“
„Ja. Ich glaube, du hast völlig recht. Als du von deinem Hund sagtest, dass er ein glückliches, langes Leben gehabt hätte, dachte ich nach. Mir wurde plötzlich klar, dass ich bis jetzt eigentlich nur ein oberflächliches Leben geführt habe. Und dann, als wir auf die Bäume zu rasten, war ich überzeugt: Jetzt ist es aus mit dir, und du hast verdammt wenig für deine vierunddreißig Jahre vorzuweisen.“
Leise Hoffnung flackerte in Sarah auf. „Aber Kinder in die Welt zu setzen, nur um etwas von sich selbst zu hinterlassen …?“
„O nein, Sarah. Du irrst dich. Ein solcher Egoist bin ich nicht“, unterbrach Ben sie. „Ich möchte meinen Kindern ein guter Vater sein, so etwa wie dein Vater für dich. Er hat mir heute einiges erzählt.“
„Ben, du würdest daheim bleiben und nicht reisen?“
Er schmunzelte. „Wir könnten ein echtes Heim aufbauen, mit einem großen Garten und Hunden für die Kinder. Warum sollten sich ein Labrador und ein Collie nicht vertragen? Und du leitest deine Boutique, denn ich bin ja zu Hause und passe auf die Kleinen auf.“
Er schien es tatsächlich ernst zu meinen und sich sogar darauf zu freuen. Aber Sarah zögerte. Wahrscheinlich hatten nur der Unfall und die Todesnähe Ben zum Umdenken veranlasst. Jetzt wollte er wirklich eine Familie, doch würde er später mit seinem neuen und so sehr veränderten Leben zufrieden sein? Sicherlich nicht lange.
„Ben, und was würdest du tun?“
„Ideen kann man überall bekommen, Sarah. Ich spiele sehr gern mit einem Computer herum und werde mir zwei aufstellen.“ Bens Augen funkelten vergnügt, als er hinzufügte: „Aber das Allerbeste ist, mit dir verheiratet zu sein.“
Ach ja, er muss doch unbedingt heiraten, und er begehrt mich, dachte Sarah bedrückt. Das sind seine einzigen Beweggründe.
Weil sie so lange nicht antwortete, runzelte Ben die Stirn. „Gibt es da noch andere Bedingungen, die du dir überlegt hast?“
Sie schüttelte den Kopf und blickte wehmütig und zärtlich auf den Mann, der ihr alles geben wollte, was sie sich ersehnte … jedenfalls war er in diesem Augenblick dazu bereit.
„Ein Leben zu führen, wie du es beschrieben hast, würde mir sehr, sehr gefallen. Aber ich befürchte, dass du eines Tages bereust, dich so überstürzt gebunden und eine derart große Verpflichtung auf dich genommen zu haben. Vor diesem Wochenende hast du dir all das noch nicht gewünscht und …“
„Ich brauchte dich, die mir den richtigen Weg zeigte“, erwiderte er und fügte mit strahlendem Selbstvertrauen hinzu: „Ich bin mir absolut sicher.“
Dagegen konnte und wollte Sarah nicht mehr ankämpfen. Trotzdem riet ihr eine innere Stimme zur Vorsicht. „Lass uns ein paar Tage warten. Vielleicht änderst du doch deine Ansichten. Der Unfall und alles Übrige bedrängen dich im Moment viel zu sehr, Ben.“
„Nun gut, wenn du darauf bestehst“, willigte er widerstrebend ein. „Nur werde ich meine Ansichten nicht ändern. Und da wir gerade vom Bedrängen sprechen … Sarah, es drängt mich schon den ganzen Tag, dich zu küssen.“
„Mich auch“, hauchte sie atemlos.
Dann dauerte es ziemlich lange, bis sie wieder zu Atem kam.
Als Ben schließlich von der Nachtschwester weggeschickt wurde, fühlte Sarah sich verwirrter denn je. Weder sie noch er hatten das Wort Liebe erwähnt. Sarah war sich darüber im Klaren, dass sie ein großes Risiko einginge, wenn sie ihn heiratete. Doch sie wünschte sehnlich, dieses Risiko auf sich zu nehmen – falls Ben es sich nicht doch noch anders überlegte.
„Sarah …“
Sie seufzte erleichtert auf, als sie Ben hörte. Der
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