Julia Festival Band 86
hatte. Matthew sah es an ihren geröteten Wangen und an der Art, wie sie bei seinem Anblick zusammengezuckt war.
Er betrachtete sie erneut von Kopf bis Fuß. Das war die Chefredakteurin der Zeitschrift? Die Person, der Elerbee die gewaltige Aufgabe anvertraut hatte, „CHIC“ zu einem gewinnbringenden Unternehmen zu machen? Elerbee musste auf seine alten Tage senil geworden sein. Anders ließ es sich nicht erklären. Susan … Clinton? Truman? Die Frau schien ihre Kleidung aus einer Altkleidersammlung zu beziehen, das Haar zu frisieren, indem sie den Finger in eine Steckdose steckte, und ihre Turnschuhe … Matthew blickte zweimal hin. War das nicht ein Marmeladenfleck auf dem einen, dem der Schnürsenkel fehlte?
„Sie sind doch Matthew Romano?“
Matthew sah Susannah an. Sie hatte Zeit gehabt, sich zu fassen. Die heftige Röte war verschwunden, ihr Gesicht war jetzt blass, nur die großen, ausdrucksvollen Augen leuchteten. Haselnussbraune Augen. Oder waren sie grün? Tatsächlich hatte Matthew noch nie eine so ungewöhnliche Farbe gesehen, fast golden mit hell- und dunkelgrünen Schattierungen.
„Claire?“ Susannah sprach, ohne den Blick von Matthew zu wenden. Obwohl ihr das Herz im Hals klopfte, klang ihre Stimme energisch und fest. „Ruf die Sicherheitsleute.“
„Wie bitte?“, flüsterte Claire entgeistert.
„Du hast mich verstanden. Ruf die Sicherheitsleute. Sag ihnen, hier sei jemand unbefugt eingedrungen.“
„Susannah …“ Claire kam rasch an ihre Seite.
„Dann werde ich es eben selber tun.“ Ungeduldig langte Susannah nach dem Telefon und nahm den Hörer ab. „Ihre letzte Chance, Mr. Romano. Entweder Sie erklären Ihre unerwünschte und ungebetene Anwesenheit in diesen Räumen, oder ich lasse Sie hinauswerfen. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?“
„Vollkommen.“
„Nun?“
Er trat lächelnd hinter dem Tisch hervor und kam einen Schritt näher. „Sie gehören mir. Diese Büros, dieser Raum, diese Zeitschrift, das alles gehört mir, Miss Clinton.“
„Meine Name ist …“ Susannah verstummte überrascht. „Wie ist das möglich? Mr. Elerbee hat doch an ‚Update Publications‘ verkauft.“
„Das ist korrekt. Und ich bin ‚Update‘.“ Es war ihm anzusehen, wie sehr er diese Szene genoss. „Was ist los, Miss Clinton? Mögen Sie keine Überraschungen?“
Susannah war wie vom Donner gerührt. Matthew Romano hatte „CHIC“ gekauft. Ihm und nicht einer Gruppe namenloser Aktionäre gehörte „Update“. Das war’s dann wohl. So viel zu ihren hochfliegenden Plänen, „CHIC“ wieder neues Leben einzuhauchen. Vorbei mit ihrem Job, ihren Karriereplänen und den Jobs sämtlicher Mitarbeiter der Redaktion. „CHIC“ war erledigt. Romanos arrogantes Lächeln ließ keinen anderen Schluss zu. Er war hergekommen, um der Zeitschrift den Todesstoß zu versetzen. Nur, warum hatte er sich dazu persönlich bemüht?
Seine Worte fielen ihr wieder ein: „Ich hatte nicht erwartet, Sie sprachlos zu finden, vor allem, was meine Person betrifft.“ Susannah dämmerte es. Das war ein persönlicher Rachefeldzug gegen sie! Nur, dass Matthew Romano sämtliche Mitarbeiter der Zeitschrift in seine Rache mit einbezog.
„Schon wieder sprachlos, Miss Clinton? Zu schade.“ Matthews Lächeln verschwand. „Es freut mich, dass Sie mich erkannt haben. Ich hatte Sorge, dass es Ihnen ohne eine Blondine an meinem Arm nicht möglich wäre. Ich hatte schon überlegt, mir eine zu mieten, aber, wie es aussieht, sind nicht einmal dumme Blondinen so früh am Tag zu bekommen.“
Irgendwo hinter Susannah kicherte jemand. Matthew blickte eisig in die Runde. „Sie können jetzt alle gehen.“
Niemand war so dumm, seiner Aufforderung nicht Folge zu leisten. Mit gesenkten Köpfen schlichen sie zur Tür hinaus. Sogar Claire, wie Susannah entsetzt bemerkte. Sie konnte es ihr nicht verübeln. Claire hing an ihrem Job, wie alle in der Redaktion. Nur würden sie bald feststellen, dass Matthew Romano nicht beabsichtigte, darauf Rücksicht zu nehmen.
Matthew wartete, bis alle Mitarbeiter den Raum verlassen hatten. Dann ging er an Susannah vorbei und schloss die Tür.
„Und nun zum Geschäft.“
Susannah drehte sich überrascht zu ihm um. Er lehnte an der Tür, doch seine lässige Pose täuschte. Es war deutlich zu spüren, dass er innerlich vor Wut kochte.
„Werden Sie immer blass, wenn man auf das Geschäftliche zu sprechen kommt, Miss Clinton?“
Allem Anschein nach hatte er ihre E-Mails gelesen. Gab es
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