Julia Festival Band 86
ausgegangen bin? Dass ich seine Nachricht erhalten habe, ihn aber nicht sehen will?
„Oh, nein“, flüsterte sie vor sich hin. „Lieber Himmel, bitte, bitte, bitte …“
Doch der Himmel schien taub zu sein. Die letzten Nachzügler kamen die Rampe des Ausgangs herunter, und wieder war Chase nicht dabei.
Tränen liefen Annie die Wangen herab.
Vielleicht war es ja einfach nur so, dass er es sich doch noch einmal anders überlegt hatte. Sie schluchzte auf. Ein Pärchen in der Nähe schaute neugierig zu ihr herüber. Annie konnte sich lebhaft vorstellen, wie sie in ihrem nachlässigen Outfit wirken musste, den Locken, die ihr vom Regen wirr vom Kopf standen, und jetzt auch noch mit den Tränen, die ihr übers Gesicht liefen. Aber es war ihr gleichgültig.
Nichts zählte mehr, jetzt, da sie Chase ein zweites Mal verloren hatte. Sie wandte sich ab, den Kopf gesenkt, und begann davonzugehen.
„Annie?“
Was für Narren wir doch gewesen sind, wir beide, dachte sie unglücklich. So verliebt und so unfähig, uns über die Dinge zu verständigen, die wirklich wichtig waren.
„Annie?“
Es würde nie wieder eine andere Liebe in ihrem Leben geben. In ihrem Herzen war nur Platz für Chase, für immer.
„Annie!“ Starke Hände umschlossen ihre Schultern, Hände, die ihr lieb und vertraut waren.
„Chase?“, flüsterte Annie, fuhr herum und sah ihren Exehemann vor sich.
Wortlos starrten sie einander an, dann öffnete Chase seine Arme und zog Annie an sich. Sie schlang ihm die Arme um den Hals, und so standen sie aneinandergeschmiegt, ohne den Lärm um sich herum zu bemerken oder die Leute, die sie lächelnd betrachteten.
Eine lange Weile später führte Chase Annie in eine Ecke.
„Annie, Darling.“ Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. Sie war so schön, so vollkommen. Sein Blick verschwamm, als er sich herabbeugte und ihren Mund mit seinen Lippen streifte. „Es tut mir leid, Liebling“, flüsterte er. „Ich hatte nie die Absicht, dich zu verletzen. Ich habe dich immer geliebt, Annie. Alles, was ich tat, die langen Arbeitszeiten, das Kontakte-Knüpfen, die Konferenzen und Partys … Das habe ich alles für dich getan. Ich wollte, dass du alles bekommst, was du dir wünschst. Ich wollte, dass du stolz auf mich bist, dass du glücklich bist, meine Frau zu sein.“
Annie legte zitternd ihre Hand auf seine und lächelte unter Tränen. „Ich bin immer stolz auf dich gewesen. Weißt du das denn nicht? Es wäre mir egal gewesen, ob du Gräben ausschachtest oder nicht, solange du mich nur liebtest.“
Chase drückte sie fest an sich und küsste sie. „Annie Bennett Cooper“, sagte er leise an ihrem Mund. „Willst du mich heiraten?“
„O ja“, antwortete sie. „O ja, Chase. Das will ich.“
„Heute Nacht noch, Schatz. Wir können uns sofort ein Flugzeug nehmen, in die Karibik fliegen und auf St. John heiraten.“
„Das ist eine wundervolle Idee“, sagte sie und erwiderte seinen Kuss.
Chase legte ihr den Arm um die Schultern. „Komm mit. Wir suchen den Ticket-Schalter.“
Kurz vor der Rolltreppe hielt er inne.
„Warte hier“, sagte er, streifte Annies Mund mit einem Kuss und eilte in eines der Flughafengeschäfte.
Annie blickte in das Schaufenster. Eine riesige Vase stand dort hinter dem Glas, gefüllt mit roten Rosen. Annie sah, wie Chase seine Brieftasche herauszog und mit dem Verkäufer sprach. In wenigen Sekunden war er wieder bei Annie, in einer Hand eine perfekte rote Rose.
„Erinnerst du dich an den Abend damals, vor vielen Jahren?“, fragte er. „Ich hatte meinen ersten großen Auftrag bekommen, und ich habe dir eine Rose mitgebracht …“
Ob sie sich daran erinnerte? Annies Lippen bebten, während sie lächelte. „Ja, natürlich.“
„Ich liebe dich genauso, wie ich dich damals geliebt habe, Darling.“ Seine Stimme war rau, als er weiter sprach. „Wenn das überhaupt möglich ist, dann liebe ich dich heute sogar noch mehr.“
Annie nahm die Rose.
„Ich werde nie aufhören, dich zu lieben, Chase“, antwortete sie flüsternd und kam in die Arme ihres Mannes.
– ENDE –
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