JULIA FESTIVAL Band 89
den Vorschlaghammer abzunehmen, bevor sie sich noch verletzte.
Mit einem Ellbogen stieß Taylor ihn weg. „Zurück“, stieß sie zwischen den Zähnen hervor.
Halb verärgert, halb belustigt gehorchte er. „Also schön, vielleicht habe ich mich in Ihnen tatsächlich getäuscht.“
„Nein.“ Noch ein Schlag und noch ein Schlag. „Sie hatten recht, das hier ist genau das Richtige. Außerdem …“, sie hämmerte weiter, „… ist es viel billiger als eine Therapie.“ Sie machte einen Moment Pause, um Luft zu schnappen.
„Sie könnten doch Ihren Daddy bitten, dass er Ihnen etwas zuschießt.“
Taylor erstarrte. Dann stellte sie langsam den Vorschlaghammer ab, bevor sie sich mit eiskaltem Blick zu Mac umwandte. „Wissen Sie, wenn ich es mir recht überlege, bin ich jetzt doch fertig. Vielen Dank.“ Sie sprach betont förmlich, ging an Mac vorbei und zog die Tür hinter sich zu.
Mac schüttelte den Kopf und pfiff leise. Die Frau bewahrte selbst dann, wenn sie vor Wut fast platzte, eisern Haltung. Mac verließ das Haus und wusste nicht, ob er sich über Taylor Wellington ärgern oder amüsieren sollte. Er würde nachgeben und ihr ihre Ruhe lassen. Aber nur, weil es ihm sehr gut passte.
Mac stieg in seinen Pick-up und fuhr in Richtung Osten. Er lebte nicht im noblen und beliebten South Village, wo die Mieten hoch waren, sondern in einer Gegend, die von den Stadtvätern bislang völlig vernachlässigt worden war.
Nach zehn Minuten betrat er sein eigenes kleines Haus, und es war wirklich winzig. Als Erstes warf er seine Post ungeöffnet auf den Tisch zu den anderen Stapeln von unbezahlten Rechnungen.
Für Mac spielte seine finanzielle Lage keine sehr große Rolle. Ihm war nur wichtig, dass er unabhängig war. Frei von jeglichen Verpflichtungen seiner Familie gegenüber. Sie meinten es alle gut mit ihm, doch er fühlte sich oft regelrecht von ihnen erdrückt. Außerdem war er frei von seiner Exfrau, der er es verdankte, dass er seine Rechnungen nicht bezahlen konnte.
Er hatte sich damals geweigert, ihrem Wunsch nachzugeben, dass sie beide vom Geld seiner großzügigen Familie lebten. Sie hatte zur feinen Gesellschaft gehören wollen, doch das Leben der Reichen und Vornehmen war nicht seine Welt. Schließlich hatte sie all sein Geld an sich gerissen und ihn mit voller Absicht so sehr verletzt, wie sie nur konnte, indem sie ihr gemeinsames Kind abtreiben ließ.
Nein, beschloss Mac, heute werde ich nicht daran denken. Er zog sich aus, streifte sich alte Shorts über und reagierte auf seine Weise den Zorn ab: mit langem, kraftraubendem Jogging.
In aller Frühe fuhr Mac am nächsten Morgen wieder zu Taylors Haus. Diese Tageszeit mochte er besonders. Wenn die Sonne noch nicht ganz aufgegangen war, kam ihm der Tag noch frisch und unverdorben vor.
Seine Männer würden heute überall im Haus alten Putz abklopfen, defekte elektrische Leitungen und alte Wasserrohre herausreißen. Gestern hatte er ganz für sich allein seinen Ärger abreagieren wollen, und davon gab es genug. Seine Mutter hatte ihn angerufen. Trotz ihres aufreibenden Jobs war sie eine warmherzige, liebevolle Frau, die davon überzeugt war, ihr Sohn müsse ohne ihre selbst gekochten Gerichte verhungern. Ständig bedrängte sie ihn, wann er wieder einmal am Sonntag zum Essen kam.
Dann hatte ihn sein früherer Captain angerufen, der ihn wieder zur Polizei zurückholen wollte. Den Polizeidienst hatte Mac vor vier Jahren, kurz nach der Scheidung, aufgegeben.
Er war gern Polizist gewesen, aber die Baubranche gefiel ihm noch besser. Seit seiner Kindheit bastelte und werkelte er, und es machte ihn immer noch glücklich, etwas mit seinen eigenen Händen aufzubauen.
Es brachte ihm Spaß, heruntergekommene historische Häuser zu renovieren, sodass sie wieder in ihrem ursprünglichen Glanz erstrahlten. Bisher hatte er noch keinen Tag bereut, den Polizeidienst quittiert zu haben. Zuerst hatte er in der Firma eines Freundes der Familie gearbeitet, um die Branche kennenzulernen. Jetzt war er seit zwei Jahren sein eigener Chef. Angefangen hatte er mit der Renovierung einzelner Räume, bis er im letzten Jahr zum ersten Mal ein ganzes Haus restauriert hatte.
Taylors Haus war sein bislang größter Auftrag und seine Chance, die nächste Stufe auf der Erfolgsleiter zu erklimmen.
Er konnte nur hoffen, dass ihm das gelang. Nachdem Ariel ihn finanziell, moralisch und seelisch ruiniert hatte, konnte er es sich noch nicht leisten, sein eigenes Haus zu renovieren. Na
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