JULIA FESTIVAL Band 89
zueinander passten.
„Aber eines möchte ich wissen“, fuhr sie mit leiser Stimme fort. „Warum machst du mir überhaupt Geschenke?“
So viel zu meinem Glück, dachte Ryan und begriff zum ersten Mal ein paar grundlegende Dinge im Leben. Erstens: Ein Geschenk ist kein Garant dafür, eine Frau ins Bett zu bekommen.
Und zweitens: Er wusste nichts Besseres.
Allerdings war er klug genug, um Suzannes Misstrauen und Angst zu erkennen, und verstand, wieso hier ein paar kleine Geschenke nicht reichten. In ihren Gefühlen ließ sie sich nicht so leicht beeinflussen. Zumindest wehrte sie sich dagegen.
Wenn Ryan ihre Liebe gewinnen wollte, und das hatte er vor, dann musste er sie sich auf andere Weise verdienen. Auf die harte Tour. „Ich habe dir etwas geschenkt, damit du dich freust und lächelst.“
„Doch nicht etwa, um mich rumzukriegen, damit ich …“ Sie senkte die Stimme. „Damit ich mit dir schlafe?“
Auf keinen Fall würde er jetzt zugeben, dass er genau das im Sinn gehabt hatte. „Nur damit du lächelst“, wiederholte er, und zur Belohnung bekam er genau dieses Lächeln.
Im nächsten Moment drehte sie sich um und ging. Das kam so plötzlich, dass er eine Weile verdattert dastand. „Hey!“
Sie ging weiter.
Was sollte das? „Suzanne?“, rief er und lief ihr hinterher, ohne auf das johlende Gelächter seiner Brüder zu achten. Nach ein paar Metern hatte er sie eingeholt, hielt sie an den Schultern fest und drehte sie zu sich herum.
Sie lächelte immer noch, und es sah so reizvoll aus, dass er nicht anders konnte, als ihr Lächeln zu erwidern. „Bist du nur gekommen, um mich anzulächeln?“
„Nein. Ich kam, weil ich mit dir schimpfen wollte, aber jetzt bin ich überhaupt nicht mehr böse auf dich.“
„Lass uns zusammen Lunch essen.“
„Dafür ist es zu früh.“
„Dann eben frühstücken.“
„Ich habe aber keinen Hunger.“
„Suzanne.“ Er stöhnte. „Du machst mich noch verrückt.“
„Ich weiß.“ Sie rieb sich die Schläfe. „Das geht mir genauso. Tut mir leid, ich bin anscheinend auch etwas durcheinander. Ryan, ich brauche einfach Zeit zum Nachdenken.“
„Kannst du das denn nicht, während ich bei dir bin?“
„Offen gesagt, nein.“ Sie strich ihm versöhnlich über die Wange. „Ich will dich nicht verletzen.“
„Dann tu es nicht.“
„Ich muss einfach allein sein, um nachzudenken, okay? Mach’s gut, Ryan.“
Er hielt sie fest. Das hörte sich fast an wie ein Abschied für immer, und das machte ihm Angst. Dennoch zwang er sich zu einem Lächeln. „‚Mach’s gut‘ gefällt mir überhaupt nicht. Klingt mir viel zu endgültig.“
„Ich brauche aber etwas Ruhe. Mehr kann ich dir nicht sagen.“ Damit schüttelte sie ihn ab und ging weiter.
Ich muss geduldig sein, sagte Ryan sich, während er Suzanne hinterherblickte, bis sie in der Menschenmenge verschwand.
13. KAPITEL
Am Abend richtete Suzanne Platten für eine Hochzeitsfeier her. Auch diesen Auftrag hatte sie durch Ryan bekommen.
Flüchtig dachte sie daran, dass er möglicherweise auch eingeladen war, aber dann verwarf sie den Gedanken wieder. Hier handelte es sich um eine goldene Hochzeit, und das glückliche Paar war bereits in den Siebzigern.
„Ich bin einfach dem köstlichen Duft gefolgt. So findet man dich am leichtesten.“ Taylor kam in die Küche, atmete tief ein und seufzte genießerisch. „Wir haben uns überlegt, dass wir dir helfen könnten, alles nach unten ins Auto zu tragen.“
„Wir?“
Taylor trat einen Schritt zur Seite, und Nicole tauchte im Türrahmen auf.
„Ich habe mir gerade die Dachwohnung angesehen.“ Nicole wies nach oben, und ihre unzähligen Armbänder klirrten leise. „Der Duft hat uns angelockt.“ Sie trug eine weite Armeehose, die an den Hüften und Knöcheln eng anlag, und ein ärmelloses T-Shirt in Tarnfarben, das ihre zierliche Figur noch unterstrich. Das kurze Haar lag ihr heute glatt am Kopf an, und sie strich es sich hinter die Ohren, während sie sich über die Speiseplatten beugte und schnupperte. „Du bist anscheinend auch ein Genie.“
„Auch?“ Fragend blickte Suzanne zu Taylor.
„Ja, sie hat bereits mit dreizehn Jahren das College abgeschlossen. Richtig unheimlich, findest du nicht?“
Nicole lachte. „Das würde ich alles eintauschen, wenn ich dafür so gut kochen könnte.“ Sie beäugte die kunstvolle Dekoration, ehe sie hinzufügte: „Nein, stimmt nicht. Ich will gar nicht so gut kochen können. Viel lieber wohne ich im Apartment
Weitere Kostenlose Bücher