JULIA FESTIVAL Band 89
konnte, und bewies, dass es von Herzen kam.
Sie musste vor Rührung schlucken, denn sie konnte sich nicht erinnern, dass sie schon einmal so etwas Persönliches erhalten hätte.
Vielleicht bin ich ja nur übermüdet und deshalb sehr empfänglich für solche Gesten, sagte sie sich. Seit Tagen schlief sie nicht, und wenn, dann träumte sie von Ryan.
Alles seine Schuld. Er hatte sie angerufen, sie besucht, und allmählich schaffte Suzanne es nicht mehr, weiterhin so kühl und gleichgültig zu tun. Die Versuchung, diese Beziehung zu vertiefen, war einfach viel zu groß.
Sie konnte sich nicht einmal mehr einreden, dass sich zwischen ihnen alles nur aufs Körperliche beschränkte. Ihre Gefühle gingen weit darüber hinaus, das hatte sie sich längst eingestanden.
Doch dadurch wurde alles nur noch komplizierter. Sie hatte Angst vor dem, was kam, wo sie es nicht einmal im Ansatz geschafft hatte, ihrem Entschluss treu zu bleiben.
Als sie an diesem Abend nach Hause kam, lag da ein neues Päckchen vor der Tür. Diesmal war es kleiner, aber es hatte auch eine silberne Schleife.
Suzanne kam sich vor wie ein Kind zu Weihnachten, während sie hastig das Geschenk auspackte. Als sie es dann allerdings in den Händen hielt, musste sie sich erst einmal mitten im Hausflur auf den Boden setzen.
Auf einem dunkelblauen Samtkissen lag eine kleine Anstecknadel in Form einer Kochmütze. Auf der Mütze war sogar ihr Name eingraviert, und sie konnte sich an dem kleinen silbernen Schmuckstück gar nicht sattsehen.
Was für ein Geschenk! Was für eine rührende Geste, dachte sie bei sich.
Schließlich öffnete sie die Klappkarte, und beim Anblick seiner Handschrift, glaubte sie seine Stimme ganz deutlich zu hören. Ihr Körper reagierte dabei wie auf ein Streicheln.
Suzanne, ich bin so stolz auf Dich. Sei auch stolz. Ryan.
Spät abends saß Suzanne auf ihrem Bett und trug bereits ihren Schlafanzug, bestehend aus einer Jogginghose und einem engen Baumwoll-Top, an das sie die Anstecknadel geheftet hatte. In einer Hand hielt sie die Kochlöffel, in der anderen das Telefon und wählte Ryans Nummer. Als er sich mit seiner tiefen Stimme meldete, geriet sie fast in Panik.
Weshalb hatte sie ihn eigentlich angerufen? Was wollte sie ihm sagen?
Richtig, er sollte aufhören, ihr Geschenke zu machen. Sie wollte nicht ständig an ihn erinnert werden. Das alles musste ein Ende haben, sonst verlor sie noch den Verstand.
„Wer ist da?“, fragte Ryan.
Unsicher biss sie sich auf die Lippe. Sag’s ihm, machte sie sich Mut. Los, sag’s ihm schon!
„Suzanne? Bist du das?“
Sie bekam keinen Ton heraus.
Ryans Stimme wurde noch tiefer, noch vertraulicher. „Suzanne, wenn du das bist, dann melde dich.“
Sie schloss die Augen. „Woher weißt du das?“, stöhnte sie.
„Dein Atmen würde ich überall wieder erkennen. Du bist aufgeregt, stimmt’s?“
Na wunderbar, dachte sie.
„Freut mich, dass ich mal was von dir höre“, fuhr er ruhig fort. „Ich habe gerade an dich gedacht.“
„Ich … ich muss jetzt auflegen.“
„Nicht, Suzanne.“
„Mach’s gut“, brachte sie mit erstickter Stimme heraus, ehe sie die Verbindung unterbrach.
Was für ein dramatischer Anruf! Sie schämte sich, und es kam ihr so vor, als könnte Ryan sie immer noch sehen, hören und ihre Gedanken lesen. Wie zum Schutz davor kroch sie unter die Decke und zog sich noch zusätzlich ein Kissen über den Kopf.
12. KAPITEL
Kaum war Suzanne am nächsten Morgen wach, lief sie als Erstes zur Wohnungstür und riss sie auf. Sie lächelte, als sie sah, dass Ryan in der Nacht hier gewesen war und wieder ein Geschenk für sie hingelegt hatte.
Vor sich hin summend, packte sie das Päckchen aus. Dieses Mal hatte er sich zwei große Kerzen mit Vanilleduft einfallen lassen. Er wusste genau, dass das ihre Lieblingskerzen waren, und wieder zerfloss sie innerlich vor Rührung.
Auf der Karte stand:
Suzanne, leider konnte ich keine Kerzen mit dem Duft von Schokoladeneis finden. Ryan.
Jetzt musste sie lachen, und dann ging ihr Lachen in Weinen über.
Nachdem sie sich beruhigt hatte, stand sie mit den Kochlöffeln in der einen Hand und den Kerzen in der anderen da und überlegte. Was könnte passieren, wenn sie nachgab? Wenn sie ihre Gefühle zuließ?
Nein, rief sie sich zur Ordnung. Denk in dieser Richtung gar nicht erst weiter. Hast du schon vergessen, was du bei den Männern anrichtest? Einstmals prima Kerle verwandelst du in Egoisten.
Das alles war kein Spiel mehr, und
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