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JULIA FESTIVAL Band 95

JULIA FESTIVAL Band 95

Titel: JULIA FESTIVAL Band 95 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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Familie geben, betete sie stumm, während das Dessert aufgetragen wurde. Vielleicht zwei kräftige Brüder, die Jarrett Angst machen konnten.
    „Wo bist du geboren?“, fragte Anna Jane und schlug die Hand vor den Mund. „Oje, ich habe ganz vergessen …“
    „Das macht nichts“, erwiderte Arielle rasch. „Vielleicht ist es gut, wenn du mich etwas fragst. Nur so kann ich herausfinden, was ich weiß und was nicht.“ Sie warf Jarrett einen Blick zu. „Vorausgesetzt, Sie haben nichts dagegen.“
    „Keineswegs“, antwortete er. „Reden Sie, worüber Sie mögen.“
    Sicher. Zum Beispiel darüber, warum Sie mich nicht ausstehen können, dachte sie. „Ich weiß nicht, wo ich geboren wurde. Aber ich glaube, ich bin Amerikanerin. Habe ich einen Akzent?“
    „Keinen aus dem Süden oder von der Ostküste“, meinte Jarrett. „Vielleicht kommen Sie aus dem Westen?“
    „Im Westen gibt es viele Bundesstaaten“, sagte Anna Jane. „Arizona, Nevada, Washington, Kalifornien und Oregon. Ach ja, und Utah und Idaho.“
    Arielle lächelte. „Wenigstens wissen wir jetzt, dass du in Erdkunde aufgepasst hast.“
    „Ich mag Erdkunde“, erklärte die Neunjährige. „Ich sehe mir gern Landkarten und so etwas an.“ Sie ließ das Kinn sinken. „Ich hoffe, das Fach gibt es auch in meiner neuen Schule.“
    „Neue Schule?“, wiederholte Arielle.
    Anna Jane nickte. „Gleich nach Weihnachten muss ich hin, nicht wahr, Onkel Jarrett?“
    „Wir werden sehen.“
    Er musste Arielles Verwirrung bemerkt haben. „Meine Schwester ist vor ein paar Wochen gestorben“, fügte er hinzu. „Seitdem ist Anna Jane bei mir.“
    Arielle ging das Herz auf. Die Mutter zu verlieren war schrecklich. Sie wusste nicht, warum sie es der Kleinen nachfühlen konnte, aber sie tat es. Spontan griff sie nach Anna Janes Hand und drückte sie.
    „Das tut mir leid“, sagte sie leise.
    Anna Jane lächelte dankbar. „Ich bin froh, dass du hier bist, Arielle. Ich bin froh, dass ich die Nachricht abgeschickt habe und dass du sie gefunden hast.“
    Arielle nickte, als wäre auch sie froh darüber. Aber das war sie nicht. Hätte sie die Flaschenpost nicht gefunden, hätte sie ihr Gedächtnis nicht verloren. Sie würde ihr eigenes Leben führen. Wie immer das aussehen mochte.
    Jarrett lauschte noch ein paar Minuten in den Hörer, dann dankte er dem Hoteldirektor für die Auskunft. „Wir reden morgen früh weiter“, versprach er und legte auf.
    Von seinem Schreibtisch aus konnte er die Fremde an seinem Arbeitszimmer vorbeigehen sehen. Sie bewegte sich mit einer Anmut, die ihn gegen seinen Willen an lange schlanke Beine und offenes goldblondes Haar denken ließ. Er verdrängte die Vorstellung ebenso wie die lächerliche Idee, sie nicht zu enttäuschen und ihr deshalb zu verheimlichen, was er vom Hoteldirektor erfahren hatte.
    Als spürte sie seinen Blick, blieb Arielle stehen und sah ihn fragend an. Er winkte sie zu sich.
    „Ich habe im Hotel angerufen“, erklärte er und zeigte auf einen Stuhl.
    Sie setzte sich. Ihre Mundwinkel zitterten. „Keine gute Nachricht, nehme ich an.“
    „Es gibt überhaupt keine Nachricht. Bisher wird kein Gast vermisst. Es ist auch kein Einzelzimmer gebucht worden. Seit zwei Wochen nicht mehr. Zu dieser Jahreszeit steigen dort fast nur Familien und Paare ab. Das Personal ist befragt worden, und niemand erinnert sich an eine Frau, auf die Ihre Beschreibung passt.“
    Arielle wirkte so entsetzt, als hätte er sie geohrfeigt. Sie war blass und umklammerte ihre Arme. „Niemand sucht nach mir?“
    Das Gefühl, das in ihm aufstieg, war so ungewohnt, dass er es zunächst gar nicht erkannte. Mitleid? Mit ihr? Das gefiel ihm nicht.
    „Sie sind erst heute Morgen verschwunden. Vielleicht wurde Ihr Fehlen noch nicht bemerkt.“
    Sie warf einen Blick auf die antike Standuhr in der Ecke. „Es ist fast neun. Irgendjemand muss mich doch vermissen. Ich muss doch eine Familie haben.“
    „Warum?“
    „Ich …“ Sie presste die Lippen zusammen, und er sah ihr an, dass sie gegen Tränen ankämpfte. „Es muss jemanden in meinem Leben geben. Ich glaube einfach nicht, dass ich ganz allein bin.“
    „Viele Menschen sind allein. Bis Sie Ihr Gedächtnis wiedererlangen …“ Er zögerte. Es fiel ihm schwer, nicht sarkastisch zu klingen. „Bis dahin macht es keinen Sinn, irgendwelche Vermutungen anzustellen.“
    „Ich finde es schrecklich, mir vorzustellen, dass niemand mich vermisst“, sagte sie, halb zu sich selbst.
    Jarrett fragte sich,

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