JULIA FESTIVAL Band 95
wieder loswerden. Danach würde er sich ganz auf seine Nichte konzentrieren.
3. KAPITEL
Nach einem letzten Blick in den Spiegel verließ Arielle ihr Zimmer und ging die Treppe hinunter.
„Arielle! Du siehst ganz toll aus. Das Kleid steht dir.“ Anna Jane erwartete sie in der Eingangshalle. „Leona sagt, es gibt frischen Fisch zum Essen. Ich mag Fisch nicht, aber bei ihr schmeckt er immer gut. Außerdem gibt es Salat und Kuchen zum Nachtisch.“
Arielles Magen knurrte. „Jetzt merke ich erst, wie hungrig ich bin.“ Sie legte die letzten Stufen zurück. „Ich bin froh, dass Dr. Reed mir erlaubt hat, nach unten zu kommen.“
„Ich auch.“ Anna Jane starrte auf die Treppe.
Arielle drehte sich danach um. „Was ist?“
„Nichts. Es ist nur …“ Das Mädchen trug ein pfirsichfarbenes T-Shirt und passende Shorts. Es waren dieselben Sachen, die es getragen hatte, als Arielle aus ihrer Ohnmacht erwacht war, und sie waren auch kein bisschen schmutzig. Anna Jane war zu jung, um den ganzen Tag in makellos sauberer Kleidung herumzulaufen. Bestimmt spielte sie nicht genug.
Anna Jane senkte den Kopf. „Manchmal, wenn ich die Treppe hinaufgehe, habe ich Angst vor Monstern, die nach meinen Füßen schnappen“, flüsterte sie und wartete darauf, dass Arielle ihr sagte, sie würde sich das nur einbilden.
Arielle ging vor ihr in die Hocke. „Dies ist ein sehr großes Haus, und hier gibt es viele Verstecke für Monster. Wenn ich sie sehe, sage ich es deinem Onkel, und er wird sie vertreiben. Bis dahin können wir zusammen die Treppe hinaufgehen.“
Anna Jane strahlte. „Danke. Ich wusste, du würdest mich schon verstehen.“
Arielle fragte sich, wieso das Mädchen so sicher gewesen war. Ihr selbst kam alles unwirklich vor. Vielleicht träumte sie dies alles nur. Das würde erklären, warum sie plötzlich etwas von Kinderpsychologie verstand.
Anna Janes Lächeln verblasste. „Bist du böse auf mich?“
„Wie kommst du denn darauf?“, fragte Arielle verblüfft.
„Weil ich die Flaschenpost abgeschickt habe. Die hat dich doch hergebracht.“ Anna Jane betrachtete ihre Hände. „Ich wollte doch nur eine Freundin. Ich wollte nicht, dass du dir wehtust.“
Arielle berührte ihre Schulter. „Honey, das ist doch nicht deine Schuld. Niemand kann etwas dafür. Dr. Reed hat mir von der Flaschenpost erzählt. Und von der Flut in der Bucht. Du konntest nicht wissen, dass ich den Weg nehmen würde. Es ist alles in Ordnung. Wirklich.“
„Versprochen?“
„Ich schwöre es.“ Arielle hob die Hand. „Und die paar Kratzer heilen schnell. Bestimmt hatte ich eine Tasche bei mir. Die ist wohl weg, aber so etwas lässt sich ersetzen. Mach dir keine Gedanken.“
„Aber du hast deinen Namen vergessen.“
„Der wird mir schon wieder einfallen.“ Jedenfalls hatte der Arzt das behauptet. Hoffentlich behielt er recht.
„Magst du den, den ich dir ausgesucht habe?“
„Arielle ist ein hübscher Name. Vielen Dank.“ Es war ihr überraschend leichtgefallen, ihn anzunehmen.
„Ob ich alles wieder vergessen werde, was passiert, solange ich unter Gedächtnisverlust leide?“, sagte sie leise.
„Was?“ Anna Jane zog die zarten Augenbrauen zusammen.
„Wenn mein Gedächtnis zurückkehrt, werde ich mich dann an das erinnern, was ich jetzt tue?“
„Oh, ich weiß nicht.“
„Ich auch nicht.“
„Wir werden Dr. Reed fragen.“ Die männliche Stimme kam aus dem Nichts.
Arielle wirbelte herum. Jarrett stand oben auf der Treppe. Sie hatte ihn gar nicht bemerkt.
„Sie sind sehr leise“, bemerkte sie und versuchte, das Gefühl abzuschütteln, dass sie bei etwas Verbotenem ertappt worden war.
„Sie waren in Ihre Unterhaltung vertieft. Ich wollte nicht stören.“
Sicher. Obwohl sie am liebsten geflohen wäre oder sich hinter Anna Jane versteckt hätte, blieb Arielle stehen und hielt seinem durchdringenden Blick stand.
Widerwillig gestand sie sich ein, dass er der attraktivste Mann war, den sie je gesehen hatte. Natürlich gab es außer ihm nur zwei Männer, an die sie sich erinnerte: Frank, der Gärtner, und John Reed, der Arzt. Aber das änderte nichts. Arielle wusste instinktiv, dass kein anderer Mann Jarrett Wilkenson gleichen würde.
Er war fast einsneunzig, mit dunklem Haar, das den offenen Hemdkragen berührte. Die dunklen Augen schienen dem Raum, in dem er war, das Licht zu rauben, ohne etwas davon widerzuspiegeln. Zweifellos konnte er lächeln, doch in ihrer Gegenwart hatte er es noch nie getan. Breite
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