JULIA FESTIVAL Band 95
geträumt hatte, sondern ein rotes T-Shirt und weiße Shorts, aber er war nicht enttäuscht. So unauffällig wie möglich betrachtete er die eleganten Beine und ihre schlanken Arme. Das weiche T-Shirt umschmiegte die Brüste, und er sehnte sich danach, sie in die Hände zu nehmen. Heute trug sie ihr Haar offen, eine blonde Lockenpracht, die sich auf Schultern und Rücken ergoss. Bisher hatte sie das Haar jeden Tag anders getragen. Er hatte gehört, wie Anna Jane sie danach fragte. Sie hatte geantwortet, dass sie nicht wisse, wie sie ihr Haar früher getragen hatte, und daher ein wenig experimentiere.
„Ihre Anwesenheit ist erforderlich“, erklärte sie und wedelte mit dem Zweig vor seinem Gesicht. „Der Weihnachtsbaum ist geliefert worden.“ Sie lächelte. „Wir sind in den Tropen, Jarrett. Haben Sie ihn extra einfliegen lassen?“
„Mir blieb keine andere Wahl.“
„Na ja, man hat Ihnen einen tollen Baum geschickt. Frank musste ihn kürzen, damit er ins Wohnzimmer passt. Wir haben überlegt, ob wir ihn in die Eingangshalle stellen, aber das ist nicht sehr gemütlich und nicht das Richtige für ein Familienfest. Das Wohnzimmer ist besser. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.“
„Ich hatte mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht.“
„Typisch“, bemerkte sie und ging zur Tür. „Aber wir verzeihen es Ihnen. Kommen Sie. Wir brauchen Ihre Hilfe beim Schmücken.“
„Ich muss arbeiten.“
Sie drehte sich um. Ihre großen Augen funkelten belustigt. „Spielverderber.“
Ihr Lächeln war unwiderstehlich. „Sind Sie immer so?“
Sie schnüffelte an dem Zweig in ihrer Hand. „Wie denn?“
„So spontan.“
Ihr Lächeln verblasste. „Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es. Lieber spontan als spießig.“
„Soll das etwas heißen, ich bin spießig?“
„Helfen Sie uns beim Dekorieren?“
„Ja.“
„Dann sind Sie nicht spießig. Heute jedenfalls nicht.“
„Wow, danke.“
An ihren Wangen bildeten sich Grübchen. „Gern geschehen.“
Er folgte ihr in die Halle. Eine Fährte aus Piniennadeln führte ins Wohnzimmer. „Erinnern Sie mich daran, auf keinen Fall mit Ihnen wegen irgendetwas zu verhandeln. Sie stellen zu viele Bedingungen.“
„Nichts im Leben ist bedingungslos“, entgegnete Arielle und warf ihr Haar über die Schultern. Die Nachmittagssonne erfasste ihre Locken und ließ sie wie gesponnenes Gold schimmern. „Na ja, die Liebe natürlich nicht, aber sonst alles.“ Sie betrat das Wohnzimmer. „Hier ist er. Ich habe euch doch gesagt, ich werde ihn überreden.“
Anna Jane rannte auf ihn zu und schlang die Arme um seine Taille. „Onkel Jarrett, wir schmücken den Baum, und ich sage, wie wir es tun. Ist er nicht wunderschön? Er ist so groß. Wir mussten etwas abschneiden, damit er hereinpasst.“ Sie zeigte auf einen Stapel Zweige neben der Tür. „Die hat Frank abgeschnitten. Arielle wird damit das Haus schmücken. Riecht es nicht herrlich?“
Er strich ihr über den Kopf und berührte ihre Wange mit dem Handrücken. Wenn sie ihn so anstrahlte, erinnerte sie ihn an seine Schwester. Tracy hatte Feiertage immer geliebt, vor allem die, an denen es Geschenke gab.
Anna Jane wartete seine Antwort nicht ab, sondern rannte zum Baum und sah gespannt zu, wie Frank die Lichterkette aufhängte.
Die beiden weißen Sofas und die grünen Sessel waren zur Seite geschoben worden, um Platz zu schaffen. Der Baum stand in der Mitte des geräumigen Erkers vor dem großen Fenster mit Blick auf den Ozean und reichte direkt bis unter die hohe Decke. Leona hatte bereits die Kartons mit Baumschmuck hervorgeholt.
Die Szene ließ ihn an die Leere in seinem Leben denken. Arielle hatte von bedingungsloser Liebe gesprochen, doch die hatte Jarrett noch nie erlebt. Tracy schon. Seine Schwester hatte ihren Mann über alles geliebt und darüber ihr eigenes Kind vernachlässigt. Selbst der Tod ihres Mannes hatte ihr nicht die Augen dafür geöffnet, was ihrer Tochter fehlte.
Er hatte nie begriffen, was Tracy an Donald so faszinierte. Woher hatte sie gewusst, dass er der Richtige war? Warum hatte sie seinetwegen so viel riskiert? Er hatte sie immer für schwach gehalten, aber offenbar erforderte eine solche Liebe ein Ausmaß an Stärke, das er sich selbst nicht zutraute.
Seine Nichte lachte, und er musste lächeln.
„Amüsieren Sie sich über uns?“, fragte Arielle auf dem Weg zu den Pinienzweigen. Sie hatte schon mehrere über den Kamin gehängt. Das dunkle Grün bildete einen schönen Kontrast
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