JULIA FESTIVAL Band 95
Millie zurück. „Lass es uns wenigstens versuchen. Wir können uns ja auf eine dreimonatige Probezeit einigen.“
Nachdem Cole fast fünf Jahre nichts von Elissa gehört hatte, kehrte sie jetzt ohne jede Erklärung in sein Leben zurück. Und er konnte nichts dagegen tun. Wollte er es denn überhaupt?
„Cole, es ist nicht, was du denkst“, warf Elissa ein.
Er sah sie endlich an, weil er schließlich nicht drei Monate lang an ihr vorbeisehen konnte. Das goldblonde Haar hatte sie auf dem Kopf festgesteckt. Nur ein paar Locken hatten sich daraus gelöst. Sie fielen ihr in den Nacken. Grüne Augen, helle Haut und ein sinnlicher Mund. Meistens lächelte sie, doch im Moment zitterten ihre Mundwinkel leicht. Das fließende weiße Kleid verdeckte ihre weiblichen Rundungen. Kurven, die er nie im Leben vergessen würde, ganz gleich, wie lange er auch von ihr getrennt sein mochte.
„Was willst du hier?“, fragte Cole. „Wenn du dringend einen Job brauchst, hättest du in Los Angeles mit Leichtigkeit einen finden können.“
„Ich will aber diesen Job.“ Hatte Cole sie schon durchschaut? Erriet er bereits, wieso sie hierhergekommen war?
„Warum?“
„Schluss jetzt, Cole“, mischte Millie sich ungeduldig ein. „Gib ihr den Job für drei Monate, und wenn es nicht klappt, sehen wir uns nochmals um.“
Millie würde nicht mit sich handeln lassen. Sie hatte in den vergangenen sieben Monaten die doppelte Stundenzahl gearbeitet – und das unentgeltlich, weil das Budget des Waisenhauses ständig ausgeschöpft war.
„Du hast gewonnen, Millie.“ Cole trat ins Zimmer. „Drei Monate. Aber wenn sie einen Fehler macht oder gegen die Regeln verstößt, fliegt sie raus.“
„Einverstanden“, erwiderte Millie. „Kommen Sie, Elissa, ich zeige Ihnen alles.“
„Heute nicht mehr. Millie, du solltest zusehen, dass du nach Hause kommst. Es ist schon spät. Ich werde Elissa ihre Zimmer zeigen.“
Millie sah ihn misstrauisch an. „Kann man sie dir anvertrauen?“
„Eigentlich nicht. Aber ich verspreche dir, ihr nichts anzutun.“
„Versprichst du auch, dass du sie nicht feuerst?“
„Meinetwegen.“ Zumindest so lange, bis ich weiß, warum sie hier ist, fügte er in Gedanken hinzu.
„Also gut.“ Millie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Ich habe es tatsächlich eilig, weil ich noch zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung wollte. Ganz im Vertrauen, Elissa, er ist nicht so furchterregend, wie er tut. Wenn man ihn näher kennt, ist er ganz nett.“ Millie lachte. „Aber wem erzähle ich das? Sie müssen es ja besser wissen als ich. Also dann, viel Spaß noch. Ich komme morgen früh wie immer.“
Millie nahm ihre Handtasche aus der Schreibtischschublade und deutete auf einige Blätter Papier. „Der Arbeitsvertrag ist schon fertig. Er muss nur noch unterschrieben werden. Gute Nacht.“ Mit diesen Worten rauschte sie aus dem Zimmer.
„Setz dich doch“, wandte sich Cole an Elissa, als sie allein waren.
Während sich Elissa auf dem Besuchersessel niederließ, setzte sich Cole auf eine Ecke des Schreibtisches und starrte sie an. Er versuchte, seine Situation zu begreifen, aber es gelang ihm nicht. Mit ihrem plötzlichen Erscheinen hatte Elissa seine Welt aus den Fugen gebracht.
Und wie stand es mit seinen Gefühlen? Obwohl er ärgerlich war, fühlte er sich unverständlicherweise zu ihr hingezogen. Wahrscheinlich verspürte er deshalb so etwas wie Selbstverachtung. Aber das Gefühl, das im Augenblick überwog, war zweifellos die Neugier. Warum war sie zurückgekommen?
Lag die Antwort nicht auf der Hand? „Bist du gekommen, weil du die Scheidung willst?“, fragte er direkt und sagte sich, dass ihm gleichgültig war, wie ihre Antwort ausfiel.
Elissa sah ihn mit großen Augen an. „Nein, ich wollte wirklich nur diesen Job.“
Spontan spürte Cole Erleichterung und ärgerte sich deswegen gleichzeitig über sich. „Ich glaube dir nicht.“
„Das ist dein gutes Recht.“ Sie wich seinem Blick aus. „Willst du dich denn scheiden lassen?“
Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Ja, er wollte die Scheidung. Warum sollten sie diese Farce einer Ehe noch länger aufrechthalten? Sie taten es schon viel zu lange. Wem nützte eine Beziehung, die nur auf dem Papier bestand?
„Darum geht es nicht.“ Cole erwartete, dass sie seine ausweichende Antwort nicht akzeptieren würde, doch sie reagierte nicht darauf. Stattdessen betrachtete sie fasziniert ihre Schuhspitzen. Erfreulich, dass er nicht der Einzige war,
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