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JULIA FESTIVAL Band 95

JULIA FESTIVAL Band 95

Titel: JULIA FESTIVAL Band 95 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SUSAN MALLERY
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angelangt? Da, wo alles angefangen hat – im Waisenhaus.“
    Doch, sie hatte sich sehr verändert. Sie hatte gelernt, standzuhalten. Vor fünf Jahren wäre sie jetzt schluchzend in ihr Schlafzimmer gelaufen und hätte ihm mindestens eine Woche lang nicht mehr in die Augen gesehen. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte er sie verachtet. Das war, bevor er sie richtig kennengelernt hatte. Dann hatte er sie geliebt. In den vergangenen Jahren war aus seiner Liebe allerdings Hass geworden. Einen Mittelweg konnte es für ihn nicht geben.
    „Drei Monate“, sagte er schließlich. „Darauf habe ich mich eingelassen. Millie wird dir erklären, was du zu tun hast. Sie ist dein Boss, nicht ich. Die Kinder stehen bei uns immer an erster Stelle. Sie dürfen auf keinen Fall verwirrt oder verletzt werden. Das heißt, dass du für sie auf jeden Fall Elissa Bedford bist. Sie sollen nicht erfahren, dass wir verheiratet sind.“
    „Wie du willst, Cole. Ich stehe zu meinem Wort. Ich will Antworten auf die vielen offenstehenden Fragen. Ich bin nicht hier, um Ärger zu machen.“
    „Zu spät. Du hast es bereits getan. Und denke daran, du bist in der Probezeit. Wenn du dir etwas zuschulden kommen lässt, fliegst du raus. Ich weiß, dass es beinahe unmöglich für mich ist, das Waisenhaus ohne Millies Hilfe zu leiten, aber wenn ich keine andere Wahl habe, werde ich es versuchen.“
    „Gut.“
    Cole ging zur Tür. „Deine Zimmer liegen im Hauptgebäude im Erdgeschoss. Dritte Tür rechts. Du wirst es schon finden. Muss dir jemand mit dem Gepäck helfen?“
    „Nein, danke.“
    „Gut. Um halb sechs gibt’s Abendessen. Sei bitte pünktlich.“
    Cole war schon im Flur verschwunden, als Elissa ihn zurückrief. „Cole?“
    Er blieb stehen, ohne sich zu ihr umzudrehen. „Was ist?“
    „Können wir nicht versuchen, Freunde zu sein?“
    Elissa hatte keine Ahnung, was sie da von ihm verlangte. Sie wusste nichts von den schrecklichen Wochen, in denen er versucht hatte, seinen Schmerz mit Alkohol zu ertränken. Sie wusste nichts von den endlosen Nächten, in denen er stundenlang durch die leere Wohnung gelaufen war, die Bilder von ihr immer wieder betrachtet und sich unentwegt gefragt hatte, warum er verlassen worden war.
    Cole hatte sich immer geschworen, er würde niemals wieder einem Menschen seine Liebe und sein Vertrauen zu schenken. Doch dann hatte er sich in Elissa verliebt und ihr vertraut. Und sie hatte ihn verlassen.
    „Nein“, sagte er ruhig. „Wir können keine Freunde sein.“

2. KAPITEL
    Elissa legte ihren Koffer aufs Bett und sah sich um. Ihre Vorstellung von Zimmern in Waisenhäusern wich ziemlich von dem ab, was sie hier vorfand. Wahrscheinlich hatte sie zu viele alte Filme gesehen. Schließlich befand sie sich nicht mehr im vorigen Jahrhundert. Statt eines schmalen Bettes mit verwaschenem Bettzeug, einer schmucklosen Nachtkonsole und einer kahlen Glühbirne, die von der Zimmerdecke baumelte, fand sie ein geräumiges Schlafzimmer mit Doppelbett und zwei Nachtschränkchen vor. Die hellblaue Tagesdecke, die auf dem Bett lag, war farblich auf die hellen Wände und Vorhänge abgestimmt. Ein Kleiderschrank aus Eiche und eine Leselampe rundeten das Bild ab. Eine Tür am anderen Ende des Zimmers führte in Elissas eigenes Bad. Neben dem Schlafzimmer gab es noch einen kleinen gemütlichen Wohnraum mit einer bequemen Sitzecke und einem Schaukelstuhl vor dem Fenster. Von hier hatte man eine herrliche Aussicht auf einen kleinen Rosengarten.
    „Es gefällt mir“, sagte Elissa laut, obwohl sie allein im Zimmer war. Sie öffnete ihren Koffer und hängte die Kleider, die sie mitgebracht hatte, in den Schrank. Viele waren es nicht. Sie war vorsichtshalber davon ausgegangen, dass Cole sie sofort wieder hinauswerfen würde. Er war ja auch nahe daran gewesen.
    Elissa schloss die Augen und seufzte. Musste sie wirklich überrascht sein? Schließlich hatte er sich während der ganzen Jahre nicht ein einziges Mal bei ihr gemeldet. Dass er die Scheidung noch nicht eingereicht hatte, war ein schwacher Trost.
    Vielleicht hatte er sie ja völlig vergessen, und ihr Erscheinen hier erinnerte ihn daran, so schnell wie möglich einen Schlussstrich zu ziehen. Diese Vorstellung war schmerzhaft. Aber immerhin war es ihr gelungen, hierzubleiben. Wenn nichts dazwischenkam, hatte sie von nun an drei lange Monate Zeit, herauszufinden, wie sie sich ihr zukünftiges Leben vorstellte und welche Rolle ihr Noch-Ehemann darin spielen sollte. Sie würde nicht eher

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