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JULIA FESTIVAL Band 98

JULIA FESTIVAL Band 98

Titel: JULIA FESTIVAL Band 98 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SUSAN MALLERY
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„Ist das alles?“
    „Ich wollte nur eine Nacht bleiben.“
    Sie dachte an die drei Koffer in ihrem Kofferraum. Da sie keinen genauen Plan geschmiedet hatte, bevor sie in die Freiheit geflohen war, hatte sie fast all ihre Kleidung eingepackt.
    Sie stellte den leeren Beutel auf das Bett und packte im Badezimmer seine Waschsachen zusammen. Dann nahm sie sich die Tüte aus dem Krankenhaus vor. Als sie seine zusammengerollte Jacke herausnahm und ausschüttelte, fiel etwas Hartes, Dunkles auf das Bett.
    Eine Pistole. Haley sprang zurück, als wäre sie von einer Schlange gebissen worden.
    Kevin schmunzelte. „Keine Panik. Sie ist gesichert.“
    „Woher weißt du das?“
    „Ich habe es überprüft. Bring sie her, und ich zeige es dir.“
    Sie holte tief Luft und hob zögernd die Pistole auf, die kalt und schwerer war, als sie aussah, und ging zu Kevin.
    Er nahm sie ihr ab und deutete auf einen kleinen Hebel. „Siehst du, dass er unten ist?“
    Sie nickte.
    „Das bedeutet, dass sie gesichert ist.“
    „Ist sie geladen?“
    „Ja.“
    Sie hatte noch nie eine Schusswaffe in natura gesehen. Ihr ging durch den Kopf, dass sie und Kevin aus verschiedenen Welten stammten. „Hast du schon mal jemanden umgebracht?“
    Stille folgte.
    Kevin warf die Pistole auf das Bett und rieb sich den Nasenrücken. „Stell keine Fragen, wenn du die Antwort nicht hören willst.“
    Haley rang nach Atem, als sie die Wahrheit in seinen Augen sah.
    „Willst du dein Angebot, mich nach Hause zu fahren, lieber zurücknehmen?“, fragte er.
    „Natürlich nicht. Du würdest mir nie etwas antun. Wen immer du erschossen hast, hatte es verdient.“
    „Das klingt sehr überzeugt.“
    „Das bin ich auch.“
    „Verdient es irgendwer, auf diese Weise zu sterben?“
    „Hattest du eine andere Wahl?“
    „Nein.“
    „Das reicht mir.“
    „Einfach so? Du bist nicht neugierig, nicht verängstigt?“
    „Ich glaube dir, dass du keine andere Wahl hattest.“
    „Vielleicht ist es keine gute Idee, mir zu vertrauen.“
    Sie lächelte. „Die Tatsache, dass du mich vor dir zu warnen versuchst, bestätigt nur meinen Standpunkt.“ Sie ging zur Kommode, öffnete eine Schublade und erstarrte beim Anblick der ordentlich zusammengefalteten Wäsche. Sie hatte noch nie die Unterwäsche eines Mannes gesehen – abgesehen von der ihres Vaters. Doch der trug weiße Boxershorts, nicht knappe, dunkelblaue Slips wie Kevin.
    „Ist alles in Ordnung?“, fragte er.
    Sie nickte, raffte die Slips und die Socken zusammen und stopfte sie in den Beutel. In der zweiten Schublade fand sie nur ein einziges weißes T-Shirt.
    „Wir sollten mir ein paar Sachen kaufen“, sagte er. „Ich habe neben dem Highway einen Supermarkt gesehen.“
    „Hast du gar keinen Schlafanzug?“
    Er grinste. „Hab mich nie damit belastet.“
    „Oh“, murmelte sie und fragte sich, worin er dann schlief. In seiner Straßenkleidung? Seiner …
    „In nichts.“
    Verständnislos blickte sie zu ihm hinüber. „Wie bitte?“
    „Du hast dich gefragt, in was ich schlafe. In nichts. Ich schlafe nackt.“
    Mit glühenden Wangen senkte sie den Blick. Nackt! Sie wollte nicht daran denken. Sie wollte an nichts anderes denken. Wie mochte es sein, sich so wohl in seiner Haut zu fühlen, dass man unbekleidet schlafen konnte? Sie konnte es sich nicht vorstellen.
    Wenige Minuten später waren sie unterwegs zum Einkaufen. Während der Fahrt musste Haley unwillkürlich an seine farbigen Slips und die Tatsache denken, dass er nackt schlief und sie ihn am vergangenen Abend gedrängt hatte, sie zu küssen. Einen Moment lang schien er versucht gewesen zu sein. Vielleicht hätte er es getan, wenn ihr nicht übel geworden wäre. Und was wäre dann passiert? Wäre es dann zu mehr gekommen?
    Sie warf ihm einen Seitenblick zu und gestand sich ein, dass sie nicht protestiert hätte. Selbst mit all den Prellungen im Gesicht sah er gut aus. Und sie wusste, dass er sie nicht zu sehr bedrängt hätte. Sie wollte ihn immer noch küssen, aber sie würde nichts sagen. Ohne die Wirkung des Alkohols fehlte ihr einfach der Mut.
    Der Supermarkt tauchte neben dem Highway auf und riss sie aus ihren Überlegungen. Sie bog auf den Parkplatz ab und fand zum Glück eine Lücke in der Nähe des Eingangs, sodass Kevin nicht sehr weit zu humpeln brauchte.
    Haley half ihm zu einem Stuhl in einer Imbissstube, setzte sich ihm gegenüber und holte Papier und Bleistift aus ihrer Handtasche. „Wir brauchen Verbandszeug und Schmerzmittel“,

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