JULIA FESTIVAL Band 98
könnte.“
„Danke, aber wenn ich es nicht allein schaffe, komme ich einfach hierher ins Krankenhaus.“
„Ich meine damit nicht, dass ich hierbleiben würde. Ich wollte dir anbieten, dich nach Hause zu fahren.“ Sie zog den Kopf ein und murmelte beinahe unverständlich: „Immerhin bin ich dir was schuldig wegen letzter Nacht. Weil du … mich nicht ausgenutzt hast.“
Er dachte daran, dass sie selbst in trunkenem Zustand sehr reizvoll gewirkt hatte. Zu reizvoll. Auf keinen Fall konnte er so viel Zeit mit ihr verbringen. Selbst angeschossen und mit pochendem Kopf, obwohl sie erneut ein scheußliches Blümchenkleid trug, das eher wie ein Zelt als eine Modeschöpfung aussah, begehrte er sie. Unter dem kratzigen gestärkten Laken, mit den Schmerzmitteln in den Adern, pochten seine Lenden vor Schmerz, der nichts mit seinen Verletzungen zu tun hatte.
Zeit mit Haley zu verbringen, auch wenn sie nur zwei Tage bis Possum Landing brauchten, war mehr Qual, als er verdient hatte.
„Ich will dich nicht aufhalten“, sagte er und versuchte, sanft statt geil zu klingen. „Ist da nicht eine Insel, zu der du fahren musst?“
Sie lächelte. „Ich habe dir schon gesagt, dass ich weiß, dass ich nicht bis Hawaii fahren kann.“
Er musterte sie und sah Hoffnung, Angst und Aufregung in ihren großen Augen. Er machte sie offensichtlich nervös, und doch suchte sie seine Gesellschaft. Warum?
Sah sie ihn als Ritter, der ihr zu Hilfe geeilt war? „Ich gehöre nicht zu den Guten“, entgegnete er schroff. Es ärgerte ihn, dass sie das Beste von ihm annahm – und dass es ihn kümmerte.
„Doch. Du bist US Marshal . Und gestern Abend …“
„Vergiss es einfach. Das zählt nicht.“
„Für mich schon.“
Schwierigkeiten, dachte er nicht zum ersten Mal. Sie brachte ihm Schwierigkeiten, er steckte in Schwierigkeiten, und er ahnte, dass es nur noch schlimmer werden konnte.
Er sollte nicht Ja sagen, aber er konnte nicht Nein sagen. Irgendwie war er gefangen.
Am vergangenen Abend hatte sie ihn gebeten, sie zu küssen.
Wäre sie nicht betrunken gewesen, hätte er es getan. Was wäre dann passiert? Dumme Frage.
„Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst“, sagte er. „Vielleicht kriegst du es. Und was dann?“
Haley blickte ihn forschend an. „War das ein Ja?“
„Ja.“
4. KAPITEL
Am nächsten Tag, trotz heftiger Proteste und Gemurre, wurde Kevin aus dem Krankenhaus gerollt. Der Usus, Patienten zu zwingen, es in einem Rollstuhl zu verlassen, ergab keinen Sinn für ihn. Sobald er das Gelände hinter sich gelassen hatte, war er auf sich gestellt und musste gehen. Warum also nicht gleich?
Seine Verärgerung und das milde Gefühl der Demütigung waren vergessen, sobald er Haley erblickte. Sie trug wiederum ein unglaublich hässliches formloses Kleid, das bis an die Knöchel reichte und ihre Arme bis zu den Ellbogen bedeckte. Irgendwo unter dem blassrosa Blümchenstoff verbarg sich ein großartiger Körper, auch wenn er nicht zu sehen war. Und doch war es nicht ihre Gestalt, die seine Aufmerksamkeit erregte. Es war vielmehr ihr Auto.
Er war ein typischer Mann, der sich für Autos interessierte. Besonders für schnelle, schnittige Modelle. Da Haley eine sehr konservative Frau aus einer Kleinstadt war, hatte er vermutet, dass sie einen vernünftigen Mittelklassewagen fuhr. Nichts Flottes. Nichts Auffälliges. Niemals hätte er ihr den gelben Cadillac Cabrio zugetraut, an dem sie lehnte.
Irgendwann nach seiner Verletzung hatte es aufgehört zu regnen, und das war gut so, denn das Verdeck war zurückgeklappt.
Er schüttelte den Kopf, um seinen Blick zu klären, um die offensichtliche Vision zu vertreiben – und verspürte einen stechenden Schmerz hinter den Augen. Er blinzelte und verkündete: „Das kann nicht dein Auto sein.“
Sie strahlte. Es war, als würde er in die Sonne schauen. „Ist es nicht fabelhaft? Gefällt es dir nicht?“ Sie öffnete die Beifahrertür und strich über den hellbraunen Ledersitz.
Nicht gerade eine praktische Farbe, schoss es ihm durch den Kopf.
„Ich habe es gegen mein altes Auto eingetauscht. Da hättest du niemals reingepasst mit deinem Bein. Ich habe mich auf den ersten Blick darin verliebt. Das ist mir noch nie mit einem Auto passiert.“
„Wie viel hast du bezahlt?“
„Oh, ich habe es sehr günstig gekriegt.“
„Aha.“ Irgendwie war er nicht davon überzeugt.
Die Krankenschwester half ihm auf die Füße. Er ging einen Schritt und sank auf das weiche Leder. Er
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