JULIA FESTIVAL Band 98
die Antwort wusste.
„Nein. Ich habe natürlich in der Kirche gespielt, und bei Schulfesten.“
„Du hast also nicht klammheimlich in einer wilden Rockband mitgewirkt?“
Ihre Augen funkelten belustigt, und ihre Lippen öffneten sich ein wenig, als sie lachte. In diesem Moment wollte er sie mehr als alles andere küssen. Außerdem wollte er sie schnellstens wegbringen, denn auf keinen Fall konnte sie diese rowdyhafte Menge zähmen. Ihm wurde ganz anders bei dem Gedanken an das potenzielle Desaster.
„Du musst es wirklich nicht tun“, sagte er daher.
„Da hast du recht. Ich muss es nicht tun. Aber ich habe in den letzten fünfundzwanzig Jahren getan, was andere von mir wollten. Ich glaube, ich werde die nächsten fünfundzwanzig Jahre nur das tun, was ich selbst will.“
Da er sie nicht unter Druck setzen wollte, winkte er eine Kellnerin an den Tisch, bestellte Getränke und ein Formular zur Teilnahme an dem Wettbewerb.
Eine Viertelstunde später hatte er sein Bier ausgetrunken und dachte bei sich, dass er vielleicht ein Getränk mit mehr Alkoholgehalt hätte zu sich nehmen sollen, um seine Anspannung zu mildern.
Haley hatte inzwischen das Formular ausgefüllt und schickte sich an, zur Bühne zu gehen. Sechs Teilnehmer waren gemeldet, und sie sollte als Letzte an die Reihe kommen.
Kevin packte sie am Handgelenk. „Fühlst du dich gut?“
„Nein. Aber ich werde es überleben.“
„Gable bloß keine fremden Männer auf.“
„Als ob sich ausgerechnet von mir jemand aufgabeln lassen würde!“ Sie grinste. „Außerdem will ich nur dich.“
Und dann, während er sprachlos vor Verblüffung über ihr Geständnis dasaß, beugte sie sich zu ihm hinab und küsste ihn auf den Mund, bevor sie sich abwandte und davonging.
Kevin fiel auf, dass er nicht der einzige Mann war, der den reizvollen Schwung ihrer Hüften bewunderte. Das gibt Probleme, dachte er grimmig und bereute, dass er seine Pistole im Motelzimmer gelassen hatte.
Die erste Wettbewerbsteilnehmerin, eine vollbusige Rothaarige, betrat mit einer Gitarre die Bühne. Es war relativ still im Saal, während sie einige Balladen vortrug.
Kevin bestellte sich ein zweites Bier und ließ eine lausige Band, einen blutjungen Zauberer und zwei völlig untalentierte Sänger über sich ergehen.
Als Haley schließlich an die Reihe kam, waren seine Nerven zum Zerreißen gespannt. Die Zuschauer hatten zwar Nachsicht mit dem minderjährigen Zauberer geübt, aber die Band und die Sänger ausgebuht und vorzeitig von der Bühne vertrieben. Haleys hübsches Aussehen konnte ihr zwar Sympathien einbringen, aber würde das ausreichen?
Kevins Muskeln spannten sich, sobald sie die Bühne betrat. Einige Pfiffe ertönten, als sie zu dem Piano ging, das mitten auf die Bühne geschoben worden war. Die Lichter im Saal erloschen, und ein Scheinwerfer wurde auf Haley gerichtet.
„He, Baby, warum zeigst du mir nicht deine anderen Talente?“, rief einer der Männer in der vordersten Reihe.
Sie beschattete sich die Augen vor dem Scheinwerfer, musterte den Mann mit kritischer Miene und schüttelte den Kopf. „Danke für das Angebot, aber ich spiele lieber Klavier.“
Gelächter ertönte im Saal. Kevin entspannte sich ein wenig. Er glaubte nicht, dass sie verstanden hatte, wovon der Typ gesprochen hatte, aber sie schien die Situation im Griff zu haben.
„Ich habe eine ganze Weile nicht mehr gespielt“, gestand sie. „Ich möchte mich eine Sekunde aufwärmen.“
„Ich bin schon heiß, Baby!“
Haley runzelte die Stirn, legte die Hände auf die Tasten und schlug eine rasche Folge von Akkorden an. Kevin spürte, dass die Leute unruhig wurden. Sie begann ein Stück, das er nicht kannte. Es klang klassisch. Er stöhnte. Es war nicht der geeignete Ort für eine Bachsonate.
Mehrere Buhrufe ertönten. Jemand rief ihr zu, dass sie von der Bühne verschwinden solle. Kevin sprang auf, um ihr zu Hilfe zu eilen.
„Nicht euer Stil, wie?“, bemerkte sie mit einem gelassenen Schulterzucken. „Ich wollte etwas Kultur in diesen Laden bringen, aber das war wohl nichts. Nun, wie gefällt euch das?“
Kevin horchte auf, als sie einige Noten klimperte. Er kannte auch diesen Song nicht, aber es klang wie eine faszinierende Kombination aus Jazz und Blues. Als die Leute zu klatschen begannen, sank er zurück auf seinen Stuhl. Offensichtlich kam Haley ausgezeichnet ohne seinen Beistand aus.
Haley nahm die Hände von den Tasten und verschränkte sie im Schoß. Eine Sekunde lang herrschte
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