JULIA FESTIVAL EXTRA Band 03
Hilfsbereitschaft: „Ich helfe dir, Dani.“
Abgesehen davon, dass Dani die Teller hätte fallen lassen und eine unangenehme Szene hätte provozieren können, konnte sie nichts Vernünftiges tun, um Nicole davon abzuhalten. Dani sah Cameron wütend an, der sie aufmunternd anlächelte.
In dem Moment, als die Küchentür hinter ihnen zugefallen war, eröffnete Nicole den Kampf. „Was um alles in der Welt denkst du dir dabei, Cameron McFarlane zu erlauben, dass er dich zur Schau stellt wie eine Hure?“
„Würdest du dich selbst als die Hure deines Liebhabers bezeichnen?“, gab Dani hitzig zurück.
„Ich habe immerhin einen Job, und ich kann mir dieses Kleid leisten. Ich verkaufe mich nicht“, zischte Nicole.
„Ich verkaufe mich auch nicht, Nicole. Diese Kleider bringt mein Job als persönliche Köchin von Cameron mit sich.“
„Seine was?“
„Seine persönliche Köchin. Er hat mir den Job angeboten, und ich habe ihn angenommen. Ich koche alle Mahlzeiten für ihn, und er zahlt mir ein … sehr großzügiges Gehalt.“
„Versuch doch nicht, mir weiszumachen, dass du nicht auch das Bett mit ihm teilst“, spottete Nicole.
„Ich habe mein eigenes Schlafzimmer, in dem ich allein schlafe.“ In Danis Blick lag Verachtung. „Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Und da wir schon beim Thema sind, kannst du mir erklären, warum du mir diese Lüge aufgetischt hast, du hättest mit Cameron geschlafen?“
Nicole setzte einen erhabenen Blick auf. „Es war nur zu deinem Besten, Dani.“
„Du musst mir nicht sagen, was das Beste für mich ist, Nicole.“
„Doch, das muss ich. Du kümmerst dich kein bisschen um andere, nur um das, was du willst.“
Die Wut und Verzweiflung in Nicoles Stimme alarmierte Dani. „Du bist eifersüchtig auf mich, habe ich recht, Nicole?“
Nicoles Züge um den Mund wurden hart, und ihre grünen Augen blitzten vor Stolz. „Warum sollte ich eifersüchtig auf dich sein?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete Dani ehrlich. „Aber du bist es. Also, warum gibst du es nicht zu, Nicole? Was habe ich an mir, das dir so zu schaffen macht?“
Nicoles Gesichtsausdruck veränderte sich, und schließlich antwortete sie grimmig: „Nun gut. Ich werde es dir sagen. Du tust Dinge, und es ist dir egal, was die anderen darüber denken. Du gehst deinen eigenen Weg, rücksichtslos gegen … einfach gegen alles. Du kümmerst dich nicht um die Regeln. Und weil du das Nesthäkchen der Familie bist, kommst du ungestraft damit durch.“
Dani sah ihre Schwester verblüfft an. „Welche Regeln habe ich verletzt?“
„Alle. Alle, nach denen ich mich zu richten hatte. Du hast dich durchgemogelt. Du durftest deine Kleider schmutzig machen. Du bist als kleines Kind nicht früh ins Bett geschickt worden. Du durftest aufbleiben, bis ich ins Bett musste. Du konntest schlechte Noten von der Schule mit nach Hause bringen. Von dir wurde nichts erwartet. In mich wurden alle Erwartungen der ganzen Familie gesetzt. Während du ein verwöhntes Ding warst, das seinen eigenen Kopf durchsetzen konnte.“
Dani runzelte die Stirn, als sie langsam anfing zu verstehen. „Aber du bekommst doch die ganze Anerkennung, Nicole“, erinnerte sie ihre Schwester.
„Ich habe sie mir schwer verdient.“
„Ja, ich glaube, das hast du“, sagte Dani langsam und nachdenklich. „Es tut mir leid, Nicole. Mir war nicht bewusst …“
„Nein, du hast dir nie Gedanken über mich gemacht. Immer war ich verantwortlich dafür, auf dich aufzupassen, und wenn du irgendetwas Falsches gemacht hattest, bekam ich die Schuld, weil ich nicht gut genug auf dich aufgepasst hatte. Aber du hast niemals Notiz von mir genommen.“
Dani schüttelte den Kopf. „Aber du warst immer so etepetete. Du wolltest nie Spaß haben.“
„Das ist alles, woran du immer denken konntest. Spaß haben.“
„Was ist daran falsch?“
Nicole sah sie an. „Einiges! Warum solltest du deinen Spaß haben?“
„Ich muss dir sagen, es war auch nicht immer spaßig, dich ständig als die perfekte Tochter vorgehalten zu bekommen“, konterte Dani. „Die Intelligente. Die Schöne. Die, die nie etwas falsch gemacht hat. Was glaubst du, wie ich mich dabei gefühlt habe? Die schwache, schusselige Dani mit ihrem krausen Haar und den Sommersprossen.“
Nicole runzelte die Stirn.
„Ich konnte mit dir nicht mithalten, Nicole. Wenn ich nur an dich dachte, fühlte ich mich klein und elend, weil du immer und bei allem besser warst als ich. Verstehst du
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