JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
Matteo beiläufig, während sie zur Sicherheitskontrolle gingen.
„Nein. Nicole ist schon heute früh geflogen. Wie Nonna sagt, wollte sie den ganzen Tag in Brisbane verbringen und in Zeitungsarchiven recherchieren.“
Wut keimte in ihm auf. Wieder benutzte sie ihre Arbeit als Ausrede, um ihm aus dem Weg zu gehen. Beim ersten Mal war das ja noch verständlich gewesen, denn er hatte sie tief gekränkt. Aber nachdem er sich lang und breit bei ihr entschuldigt hatte, musste er ihr Verhalten jetzt als bewusste Brüskierung empfinden. „Was hoffte sie denn zu finden?“, fragte er schroff.
„Nun, du weißt doch, dass Nonnas Mann und ihr Bruder im Zweiten Weltkrieg auf demselben Schiff nach Europa gefahren sind. Nicole möchte Hintergrundinformationen dazu.“
Auch wenn das alles furchtbar vernünftig und sinnvoll klang, zweifelte Matteo nicht einen Moment daran, dass Nicole es bewusst so arrangiert hatte, um ihm und seiner Entschuldigung die kalte Schulter zu zeigen. Denn Nonna hätte ihr, ohne mit der Wimper zu zucken, jederzeit einen weiteren Flug nach Brisbane zu Recherchezwecken bezahlt.
„Wirklich Pech, Matteo! Du wirst die nächsten zwei Stunden wohl oder übel mit dir allein verbringen müssen“, sagte Antonio neckend.
„Kein Problem.“ Matteo legte sein Gepäck auf den Drehtisch und ging ohne Beanstandung durch die Schranke.
„Eins muss man Nicole ja lassen“, fuhr Antonio unbefangen fort. „Sie nimmt ihren Job wirklich sehr ernst.“
„Scheint so“, antwortete Matteo ausdruckslos, sammelte sein Gepäck wieder ein und blickte sich in der Abflughalle nach den anderen um.
„Da drüben …“ Antonio winkte ihnen zu. „Offenbar nutzt dein Charme sich allmählich ab, Matteo … wenn ein so hinreißendes Mädchen sich mehr für ihre Arbeit interessiert als für dich.“
Matteo zuckte die Schultern. „Wahrscheinlich bin ich nicht ihr Typ.“
„Beruht das vielleicht auf Gegenseitigkeit? Ist sie auch nicht dein Typ?“
Matteo verdreht die Augen. „Lass es gut sein, Antonio. Ich weiß, dass du glücklich verheiratet bist, aber deshalb musst du ja nicht auch noch mich verkuppeln.“ Schon gar nicht mit dieser rothaarigen Hexe, die trotz seiner umfassenden Entschuldigung so nachtragend war. Und er hatte sogar ihre Biografie ihres Vaters gekauft und gelesen, um mehr über sie zu erfahren, damit er auf dem Flug endgültig Waffenstillstand mit ihr schließen konnte. Ja, er hatte die halbe Nacht wach gelegen und sich überlegt, was er sagen wollte … und das alles umsonst!
Der Flug wurde aufgerufen, kaum dass Matteo und Antonio bei ihrer Großmutter, Hannah und Rosita angekommen waren. Matteo war froh, sich nicht großartig unterhalten zu müssen. Im Flugzeug saß er am Fenster, der Platz neben ihm blieb frei. Die Stewardess reichte ihm eine Zeitung, hinter der er sich vergrub, um mit seinen Gedanken allein zu sein.
Der leere Platz an seiner Seite machte es ihm unmöglich, Nicole Redmans bewusste Abwesenheit auch nur für eine Sekunde zu vergessen. Sie war offensichtlich nicht an einem Waffenstillstand interessiert. Vermutlich hatte sie es auch so arrangiert, dass sie heute Abend im Theater so weit entfernt wie möglich von ihm sitzen würde, und sicher würde sie in der Limousine mit seiner Großmutter und Rosita zum Theater fahren, während er Hannah, Antonio und Alessandro zugeteilt werden würde.
Es konnte ihm egal sein. Sollte sie ruhig auf der Premierenfeier auf Teufel komm heraus mit Peter Owen flirten, er, Matteo, würde sich nicht darum kümmern. Im Gegenteil, er würde sie bemitleiden, weil er die Farce durchschaute. Denn er hatte sich nicht geirrt, was die erotische Anziehung zwischen ihnen betraf … mochte sie es auch noch so sehr abstreiten. Sie hätte sich bereitwillig von ihm küssen lassen, als er auf der Veranda die Schmetterlinge aus ihrem Haar entfernt hatte. Da war sie keineswegs vor seiner Berührung zurückgeschreckt. Erwartete sie im Ernst, dass ein Mann all die eindeutigen Signale, die sie ausgesandt hatte, ignorierte?
Peter Owen, der alte Casanova, hätte jedenfalls in der Situation keine Sekunde gezögert, sich zu nehmen, was sie anbot. Er, Matteo, hatte sich geradezu wie ein Gentleman verhalten, wenn er bedachte, welches Verlangen sie in ihm geweckt hatte. Und was war sein Lohn? Lügen und Verleumdungen!
Was für eine Unverschämtheit von Nicole zu behaupten, es sei seine Schuld gewesen, dass sie sich nicht auf ihren Job hatte konzentrieren können! Sie hatte genauso
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