JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
Abend in der ‚Preservation Hall‘ gegenüber von ‚Reverend Zombie’s Voodoo Shop‘, wo die Gespenstertouren anfingen und endeten. Falls Sie es nicht wissen, die ‚Preservation Hall‘ ist allen Jazzmusikern auf der ganzen Welt ein Begriff. Dort …“
„Ich weiß“, unterbrach Matteo sie. „Ich bin an einem Abend auch dort eingekehrt.“
Nicole sah ihn an und schluckte. Hatte er vielleicht ihren Vater getroffen oder ihn sogar spielen hören? „An manchen Abenden, wenn es Dad nicht zu schlecht ging, bat man ihn auf die Bühne und lud ihn ein zu spielen“, sagte sie versonnen. „Er war ein großartiger Jazz-Schlagzeuger.“
„‚Ollies Schlagzeug‘“, warf Matteo sanft ein.
„Sie wissen es? Sie haben ihn spielen hören?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß nur von dem Buch, das Sie geschrieben haben.“
„Das Buch …“ In ihren schönen Augen schimmerten Tränen. „Er war ein Genie am Schlagzeug. Jeder sagte das. Eine Legende. Es gibt so viele Geschichten …“
„Ist er damals in New Orleans gestorben?“
Sie nickte und blinzelte gegen die Tränen an, während sie vor ihrem geistigen Auge den Trauerzug mit den Jazzbands hinter dem Sarg sah.
„Es tut mir leid, Nicole. Wirklich.“
Nicole nickte erneut. Es klang aufrichtig, aber irgendwie war es ihr plötzlich nicht mehr wichtig. „Bitte, gehen Sie“, bat sie heiser.
Matteo zögerte, dann sagte er schroff: „Glauben Sie mir, ich habe Achtung vor Ihnen.“ Ohne ein weiteres Wort verließ er das Zimmer und zog die Tür leise hinter sich zu.
Nicole atmete tief ein und tastete sich tränenblind um den Billardtisch herum zu ihrem Schreibtisch, wo sie sich setzte. Es war zehn Jahre her, seit sie ihren Vater beerdigt hatte, und dennoch war die Erinnerung immer noch so frisch, als wäre es erst gestern gewesen. Man fühlte sich einsam und verloren, wenn man niemanden mehr hatte, den man lieben konnte oder von dem man geliebt wurde.
9. KAPITEL
Sobald Matteo in Richtung Billardzimmer verschwunden war, verließ Isabella Valeri-King ebenfalls die Loggia und zog sich in die Bibliothek zurück, die sie auch als Arbeitszimmer nutzte. Sie setzte sich an den Schreibtisch und schlug ihren Terminkalender auf. Bevor Matteo sich später von ihr verabschieden würde, wollte sie mit ihm noch über einen bestimmten Termin sprechen, aber gegenwärtig war sie in Gedanken mit etwas ganz anderem beschäftigt.
Es war nicht zu übersehen, dass es zwischen Matteo und Nicole Probleme gab. Nicole erstarrte jedes Mal, wenn sein Name erwähnt wurde, und seit ihrem Besuch bei ihm im Kauri King Park schien es noch auffälliger geworden zu sein. Es gab auch keinen plausiblen Grund, warum sie ausgerechnet an diesem Sonntag hatte arbeiten müssen und somit das Familienessen versäumt hatte, zu dem sie herzlich eingeladen gewesen war. Nein, Nicole schien entschlossen, Matteo um jeden Preis aus dem Weg zu gehen. Umgekehrt war er offenbar genauso entschlossen, eine Begegnung mit ihr zu erzwingen, denn er hatte seinen Aufenthalt im Schloss künstlich hinausgezögert, um dann wie von der Tarantel gestochen aufzuspringen, sobald Rosita die Nachricht von Nicoles Rückkehr gebracht hatte.
Das Verhalten der beiden verriet zumindest, dass sie einander nicht gleichgültig waren. Die Kunst bestand darin, der Leidenschaft, die hier am Werk war, eine positive Richtung zu geben. Isabella Valeri-King hoffte, dass, was immer gerade im Billardzimmer vor sich ging, geeignet war, alle negativen Aspekte auszuräumen.
Sie ahnte, dass Stolz hier eine entscheidende Rolle spielte. Leider wusste sie nicht, was den Konflikt zwischen den beiden verursacht hatte, aber ihr war auch klar, dass sowohl Matteo als auch Nicole sich gegen eine offene Einmischung ihrerseits gewehrt hätten. Allerdings blieb ihr, Isabella, immer noch die Möglichkeit, dezent im Hintergrund Gelegenheiten zu inszenieren, sodass die beiden sich finden konnten … wenn sie es denn wollten.
Verlangen, Leidenschaft … aus ihrer Beobachtung zweifelte Isabella Valeri-King nicht daran, dass zwischen Matteo und Nicole starke Gefühle existierten, und sie klammerte sich an die Hoffnung, dass es letztendlich die richtige Mischung war.
Mit diesen Überlegungen war Isabella Valeri-King immer noch beschäftigt, als es einige Zeit später an die Tür der Bibliothek klopfte und Matteo auf der Schwelle erschien.
„Ich bin weg, Nonna. Danke für das tolle Essen. Tolle Neuigkeit, die Sache mit dem Baby. Du freust dich sicher
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