JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04

bemerkbar. Hoffentlich machen Sie sich keine ernsthaften Hoffnungen, denn das Ganze ist nur von sehr flüchtiger Dauer.“
    „Sie wissen … von Alessandro und mir?“, fragte Gina heiser.
    Michelle lachte spöttisch. „Natürlich, Darling. Es war am Samstagabend doch nicht zu übersehen, dass Alessandro ganz scharf auf Sie war. Und da ich es nicht so toll finde, wenn er mich liebt und dabei an eine andere denkt, habe ich ihn aufgefordert, sich die Sache aus dem Sinn zu schaffen.“
    Gina wurde es richtig übel. Michelle und Alessandro hatten von ihr als dem Objekt seiner Begierde gesprochen, bevor er nach Hause gefahren und in das Kinderzimmer gegangen war und … Die Liebesnacht mit ihr war nicht zufällig passiert, sondern geplant gewesen. „Aber … Sie erwarten, dass er zu Ihnen zurückkehrt?“, fragte sie erzwungen ruhig.
    „Natürlich. Unsere Partnerschaft ist stark.“ Michelle ging achselzuckend über Alessandros Untreue hinweg. „Ein paar Seitensprünge hier und da machen keinen Unterschied, wenn die Basis solide ist.“
    „Und … praktizieren Sie das selber auch so?“
    Sie zuckte erneut die Schultern. „Wenn mir ein ansehnlicher Mann über den Weg läuft. Tatsächlich war Alessandro am Samstagabend nicht entgangen, dass ich mein Auge auf einen anderen geworfen hatte, und er war ein bisschen sauer, weil er Ihretwegen Gewissensbisse hatte … vor allem, weil Sie der Schützling seiner Großmutter sind. Ich sagte ihm, dass Sie eine erwachsene Frau sind … und wenn Sie es auch wollen, warum nicht?“
    „Schaff es dir aus dem Sinn …“, wiederholte Gina nachdenklich, und etwas starb in ihr.
    „Genau. Alessandro und ich nehmen im Moment eine Auszeit … lassen uns sozusagen eine lange Leine.“
    „Und warum erzählen Sie mir das alles?“
    Michelle seufzte. „Mir ist der Gedanke gekommen, dass ich mich in Ihnen vielleicht geirrt haben könnte. Eine junge Witwe mit Kind, die ein kleines Vergnügen sucht … schön und gut. Aber Alessandro ist ein Mann, den sich jede Frau gern angeln würde, und Sie könnten ernsthafte Absichten verfolgen, die nur Probleme machen und am Ende für alle Beteiligten peinlich werden.“
    „Deshalb wollen Sie mir zu verstehen geben, dass es für Alessandro nur ein kleines Abenteuer ist, das ich genießen soll, solange es dauert.“
    „Betrachten Sie die Dinge doch einmal vernünftig. Ich meine, ohne Sie kränken zu wollen, aber … Alessandro King und Sie?“ Michelle verdrehte spöttisch die Augen. „Können Sie sich das wirklich vorstellen, Darling?“
    Das war die Krux der ganzen Angelegenheit. Und der Verlobungsdiamant an Michelles linker Hand funkelte Gina gnadenlos die Wahrheit entgegen. Eine Auszeit. Ja, es machte Sinn. Keine Zukunft mit ihr, Gina, sondern nur eine vorübergehende Auszeit.

    Peter Owen saß in der Coral Reef Bar und nippte an einem Whisky, während er auf Gina Terlizzi wartete. Normalerweise hätte ihn die Vorstellung amüsiert, dass Alessandro King Michelle mit einer anderen betrog. Das geschah der scheinheiligen Hexe ganz recht. Aber mit Gina Terlizzi?
    Er schüttelte den Kopf. Trotz seiner eher zynischen Einstellung gegenüber Frauen … Gina war anders. Sie war liebenswert, offen, eine Mutter, die sich ganz ihrem kleinen Sohn widmete, und nicht der Typ Frau, mit dem man herummachte. Das hatte sogar er erkannt. War Alessandro King blind? Blind vor Lust? Das hätte er, Peter, dem immer so beherrscht wirkenden Alessandro gar nicht zugetraut.
    Dennoch sprach vieles für Michelles Version der Ereignisse, denn er hatte Alessandro am Sonntag ja selbst von Ginas Haus kommen sehen. Und Alessandro war gar nicht begeistert gewesen, dass er, Peter, Gina auch besuchen wollte. Michelles Wut war ebenfalls echt gewesen, als sie gestern Abend bei ihm aufgetaucht war, um sich darüber zu beklagen, dass sie Alessandros Wagen vor Ginas Haus gesehen hatte.
    „Jetzt treibt er es zu weit!“, hatte sie getobt. „Ich werde ihm den Wind aus den Segeln nehmen. Ja, ich werde der Kleinen klarmachen, dass es nur eine Retourkutsche ist für meinen Seitensprung mit dir, Peter!“
    „Lass meinen Namen da raus, Michelle!“, hatte er heftig entgegnet. Die mögliche Zusammenarbeit mit Gina Terlizzi bedeutete für ihn eine vielversprechende Perspektive, die er sich nicht durch etwas Unwichtiges verderben lassen wollte.
    Jetzt nippte er nachdenklich an seinem Whisky und überlegte, dass er Michelle den Boden unter den Füßen wegziehen würde, wenn sie ihm den Vertrag