JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
immer noch damit beschäftigt, als ihre Tante mit einer überraschenden Ankündigung auf der Schwelle erschien.
„Gina? Alessandro Kings Verlobte fragt im Laden nach dir.“
Gina verschlug es die Sprache.
„Michelle Banks, die Modedesignerin“, führte ihre Tante aus.
„Aber …“ Gina verkniff sich noch gerade, damit herauszuplatzen, dass die Verlobung doch gelöst sei. Andererseits, wenn Michelle behauptete … oder war es nur eine Vermutung seitens ihrer Tante?
„Offensichtlich war Miss Banks auch auf der Hochzeitsfeier am Samstag im Schloss“, fuhr ihre Tante fort, „und würde gern bei einem Mittagessen mit dir die Lieder für ihre eigene Hochzeit festlegen.“ Ihre Tante strahlte bei der Aussicht, dass ihre Nichte zu solchem Ruhm gelangte. „Deine Stimme ist jetzt gefragt. Komm, du solltest Miss Banks nicht warten lassen.“
„Aber …“ Gina wusste nicht, was sie denken und sagen sollte. Michelles Hochzeit war doch angeblich abgesagt!
„Mach dir keine Gedanken wegen der Blumenbestellungen. Das kann warten, bis du zurück bist.“ Ihre Tante drückte ihr ihre Handtasche in die Hand und schob sie zur Tür. „Du darfst nicht die Chance ausschlagen, bei einer Hochzeit der Kings zu singen.“
Hatte Alessandro sie belogen? Mit weichen Knien ging Gina in den Laden, um der Frau gegenüberzutreten, die eigentlich in Alessandros Leben keine Rolle mehr spielen sollte.
Michelle Banks stand im Laden und betrachtete ein wenig gelangweilt die Blumenarrangements im Schaufenster. Der Anblick der makellosen Schönheit dieser Frau versetzte Gina einen weiteren Stich. Die Modedesignerin trug einen seidenen Hosenanzug, dessen graugrünes Muster exakt die auffällige Farbe ihrer Augen aufnahm. Das goldblonde Haar war zu einer eleganten Rolle hochfrisiert, was die schlanke Silhouette ihres Nackens und die klassischen, ebenmäßigen Züge ihres Gesichts hervorhob.
Als Gina eintrat, bedachte Michelle sie mit einem gönnerhaften Lächeln, das Gina sofort das Gefühl gab, klein und gewöhnlich zu sein. „Da sind Sie ja!“ Sie hob bedauernd die schlanken, perfekt manikürten Hände. „Sie sind am Samstagabend einfach verschwunden, bevor ich mit Ihnen sprechen konnte.“
Gina hatte den funkelnden Diamantring an Michelles linker Hand bemerkt und konnte den Blick nicht davon wenden. Mit diesem Ring erstarben all ihre Hoffnungen. Alessandro hatte sie aus dem Ballsaal entführt, hatte sie geküsst, hatte sie leidenschaftlich geliebt, hatte ihr erzählt … Aber Michelle Banks trug immer noch seinen Ring!
„Ihre Tante hat mich informiert, dass Sie Zeit haben, mit mir essen zu gehen, und ich würde gern meine Hochzeitspläne mit Ihnen besprechen“, fuhr Michelle selbstbewusst fort. „Können wir?“ Sie war bereits auf dem Weg zur Tür. „Wie ich gehört habe, gibt es ein Stück die Straße hinunter ein nettes kleines Café.“
Michelle öffnete die Ladentür und sah Gina herausfordernd an. Gina hätte sich am liebsten geweigert und die Pläne der arroganten Designerin durchkreuzt, aber der Wunsch, Klarheit in diese Situation zu bringen, quälte sie zu sehr. Als sie an Michelle vorbei auf den Gehweg hinaustrat, bemerkte sie ein triumphierendes Aufleuchten in den Augen der Modedesignerin.
Hass stieg in ihr auf, wie sie ihn noch nie empfunden hatte. Alessandro konnte diese Frau unmöglich lieben!
Falscher Schein. Sie klammerte sich an Alessandros Worte von vergangener Nacht. Vielleicht hatte er Michelle ja den Ring nach der Trennung einfach nur gelassen. Vielleicht … Aber warum war sie in den Laden gekommen und sprach von ihrer Hochzeit? Wer log hier? Und zu welchem Zweck?
Auf dem Weg zu dem Café redete Michelle über die Duette mit Peter Owen. Gina hörte kaum zu. Sie war zu sehr mit ihrem Gefühlschaos beschäftigt. Michelle wählte einen Tisch in einer ungestörten Ecke, winkte sofort energisch die Kellnerin herbei und bestellte einen Salat und einen schwarzen Kaffee. Gina entschied sich, ohne groß darüber nachzudenken, für Cappuccino und überbackenen Schinken mit Tomaten. Wahrscheinlich würde sie sowieso keinen Bissen hinunterbringen. Aber bei diesem Treffen ging es ja nicht um ein gemeinsames Mittagessen.
Sobald die Kellnerin fort war, ließ Michelle ihre Maske fallen und kam unverblümt zur Sache. „Ich nehme an, Sie und Alessandro sind immer noch scharf aufeinander.“
Gina verschlug es vor Schreck die Sprache.
Michelle seufzte. „Ja, die gute, alte Lust. Sie macht sich immer mal wieder
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