JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06
zu verschaffen, Dad?“
„Vergiss nicht, deine Schwester von uns zu grüßen. Und sag ihr, dass wir uns schon darauf freuen, sie bald wiederzusehen.“
3. KAPITEL
Sam unterdrückte ein Gähnen, während sie sich mit den Fingern durch die noch feuchten Locken fuhr. Trotz der erfrischenden Dusche war ihr nur zu deutlich bewusst, dass es erst drei Uhr morgens war.
Sie nahm sich fest vor, im Flugzeug zu schlafen, legte vor dem Spiegel ein wenig pinkfarbenen Lippenstift auf und zog eine Grimasse.
Nicht schlecht für eine Frau über dreißig, dachte sie. Ihre Haut war noch glatt und leuchtend. Schon, ihre Augen wirkten reifer und nachdenklicher als mit zwanzig, aber um das zu erkennen, musste man schon sehr dicht vor ihr stehen.
James war Mitte dreißig, hatte aber noch diese jugendliche Ausstrahlung, wie man sie bei Engländern seines Alters hin und wieder fand. Obwohl er so groß und athletisch wie sein älterer Bruder Luke war und ebenso gut aussah, hatte er etwas Sanftes, ja Zärtliches an sich. Er würde einen wunderbaren Ehemann und Vater abgeben. Aber auch einen so einfühlsamen Liebhaber wie Liam?
Sam legte den Lippenstift hin und runzelte die Stirn. Wieso, um alles in der Welt, fragte sie sich denn so etwas?
Liam als Liebhaber! Ihr Liebhaber? Niemals!
Sie sah auf die Uhr. In fünf Minuten würde er sie abholen. Und Liam war die Pünktlichkeit in Person.
Obwohl Samantha sich schon am Abend zuvor von ihnen verabschiedet hatte, eilten ihre Eltern nach unten, um sie in die Arme zu nehmen.
„Du solltest Liam nicht warten lassen“, riet ihr Vater, als es an der Haustür klopfte.
Sie öffnete ihm, und er gab ihrem Vater die Hand und umarmte ihre Mutter. Eins musste sie Liam lassen. An seinem Verhalten ihren Eltern gegenüber war nichts auszusetzen. Mit ihr stritt er sich andauernd, aber sein Verhältnis zu den beiden war harmonisch und voller Zuneigung.
Wortlos lud er ihre zwei Koffer ein. „Wie ich sehe, hast du meinen Rat befolgt“, stellte er fest, als er zu ihr in den Wagen stieg.
Samantha funkelte ihn an. „Dass ich neu gepackt habe, hat nichts mit dir zu tun“, log sie. „Mom hat mich gebeten, noch ein paar zusätzliche Geschenke für die Familie mitzunehmen.“
Liam lächelte nur.
„Dad hat erzählt, dass du am Flughafen jemanden aus Washington abholst“, wechselte sie das Thema.
„Hmm …“
„Du verblüffst mich, Liam. Ich dachte, du bist so selbstsicher, dass du keine PR-Berater brauchst, um dein Image aufzupolieren.“
„Ich brauche keine“, versicherte er. „Aber einige einflussreiche Anhänger deines Vaters befürchten, dass Lee Calder sich als großer Freund der Familien verkaufen wird, und darauf wollen wir vorbereitet sein.“
„Wie denn? Indem sie dich mit dieser PR-Frau verheiraten?“, fragte Samantha schnippisch. „Wäre es nicht einfacher, wenn du deine aktuelle Freundin heiratest? Wer immer das ist.“
„Es gibt keine aktuelle Freundin. Und um ehrlich zu sein, Samantha, langsam bin es leid, von dir als notorischer Frauenheld hingestellt zu werden. Zu deiner Information …“ Fluchend brach er ab, als ein Truck direkt vor ihnen aus einer Querstraße geschossen kam.
Sam war dankbar für die Ablenkung. Es war außerdem vernünftiger, den Rückzug anzutreten.
Liam sah sie an. „Und wenn du deinen Kollegen unbedingt beweisen willst, dass du Frau genug bist, um Mutter zu werden, gäbe es nicht einen besseren Weg, als dir in England einen Erzeuger für dein Kind zu suchen?“
„Was schlägst du denn vor? Etwa eine künstliche Befruchtung? Ganz bestimmt nicht!“ Wütend wandte sie sich ab und starrte schweigend aus dem Fenster.
Liam war ein guter Fahrer, und schon bald war Sam eingeschlafen, halb zu ihm gedreht, eine Hand an der Wange.
Nachdem er einen LKW überholt hatte, betrachtete er sie. Sam war eine der atemberaubendsten Frauen, die ihm je begegnet waren. Ihre Schwester Bobbie war wunderschön, strahlte jedoch immer eine gelassene Selbstbeherrschung aus. Sam dagegen war impulsiv, spontan, ungestüm, manchmal ungeduldig, stolz, sehr empfindsam und …
Liam fluchte im Stillen. Er hatte oft genug erleben müssen, wozu Samantha fähig war, wenn man ihren Stolz verletzte. Er hatte beide Schwestern aufwachsen sehen und wusste vielleicht besser als alle anderen, dass sie insgeheim Probleme mit ihrer Größe hatten.
Er erinnerte sich daran, wie Sam als Teenager einmal schluchzend zu ihrer Mutter gerannt war. „Mom, die anderen Mädchen in der Schule sagen,
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