JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03
Blick wurde finster. „Es gibt Dinge, ohne die man entschieden besser lebt.“
„Was ist passiert, Cameron?“, fragte sie alarmiert. „Wie kommt es, dass du so einsam bist?“
Er zuckte abweisend die Schultern. „Das ist eine uralte Geschichte, Dani. Erzähl mir lieber von deiner Familie.“ Er sah sie neugierig an. „Liebst du sie?“
„Ja.“ Dani lächelte ihn ironisch an. „Wenn ich sie auch manchmal nicht besonders leiden kann. Außer Großmutter. Sie ist etwas ganz Besonderes. Wenn ich alt bin, möchte ich so sein wie sie.“
Camerons Blick bekam wieder diese Wärme und schien sie zu liebkosen. „Warum?“
Dani holte tief Luft und versuchte das Kribbeln, das ihren ganzen Körper in Aufruhr versetzte, zu ignorieren. „Weil sie so weise und gütig ist und nie versucht, sich einzumischen. Sie ist überzeugt, dass man die Menschen ihr eigenes Leben leben lassen muss. Aber wenn du sie um Rat fragst, hilft sie dir, ohne rechthaberisch zu sein. Ich habe die herrlichste Zeit meines Lebens mit ihr verbracht.“
„Wo wohnt sie?“
„Auf einer kleinen Farm außerhalb von Camden. Ursprünglich war die Farm viel größer, aber der Großteil des Landes wurde an Grundstücksmakler verkauft, nachdem Großvater gestorben war. Großmutter hat gerade so viel für sich behalten können, dass sie ihre Hunde, Ziegen und Hühner und ihre Obstbäume und den Gemüsegarten nicht aufgeben musste. Mum und Dad reden immer auf sie ein, sie solle auch den Rest verkaufen und in ein Altersheim nahe dem Haus meiner Eltern ziehen“, ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf Danis Gesicht aus. „Aber niemand bringt Großmutter dazu, etwas zu tun, was sie nicht will.“
Cameron grinste. „Eine sehr starke Persönlichkeit, deine Großmutter.“
„Sehr selbstständig. Dad sagt, sie sei alt, eigensinnig und ganz einfach etwas durcheinander, aber Großmutter hat nichts Seniles an sich.“
Tatsächlich ärgerte sich Danis Familie oft über die kernige Lebensphilosophie der alten Dame, besonders Nicole, die meinte, sie wüsste alles besser. Aber Dani wollte Nicole Cameron gegenüber nicht schon wieder erwähnen.
„Ist sie die Mutter deines Vaters?“
„Nein, Mums Mutter. Dads Eltern sind tot. Wir haben sie nur selten gesehen. Meist sind wir in den Ferien zu Grandma gefahren.“
„Was habt ihr dort gemacht?“
Dani unterhielt Cameron mit Geschichten aus ihrer Kindheit. Er hörte ihr so fasziniert und interessiert zu, dass sie das Gefühl bekam, seine eigene Kindheit wäre völlig anders verlaufen. Sie wollte ihn danach fragen, aber er blockte geschickt jeden Versuch ab und lenkte das Gespräch wieder auf ihr Leben. Nicht, dass es ihr etwas ausgemacht hätte, ihm das alles zu erzählen, aber sie war sich bewusst, dass er sehr viel über sie erfuhr, während er von sich kaum etwas preisgab.
Alles in allem wurde es ein sehr unterhaltsamer Nachmittag. Erst als Dani sich für das Abendessen in einem Restaurant umzog, wurde ihr klar, dass Cameron ein perfekt ausgeklügeltes psychologisches Spiel mit ihr gespielt haben könnte, indem er Interesse vorgegaukelt und sie damit dazu gebracht hatte, so viel zu verraten. Andererseits – warum wollte er all das wissen, wenn er kein wirkliches Interesse an ihr hatte?
Cameron führte Dani in ein kleines französisches Restaurant in Paddington und erzählte ihr Geschichten über die verrücktesten Speisen, die er in fremden Ländern gegessen hatte. Er brachte sie zum Lachen, und sie amüsierte sich sehr, doch konnte sie nicht aufhören zu denken, dass er so viel mehr Lebenserfahrung hatte als sie und dass sie einfach nicht zu ihm passte. Sein Blick verriet ihr jedoch, dass es ihm gefiel, mit ihr zusammen zu sein, und sie fühlte sich wie berauscht vor Freude.
Das Essen, das sie bekamen, schmeckte köstlich und war wunderschön angerichtet. Es stellte sich heraus, dass Dani den Koch gut kannte, da sie mit ihm zusammengearbeitet hatte, bevor sie zu Julio wechselte. Sie ließ ihm durch den Kellner herzliche Grüße ausrichten.
In seiner typischen überdrehten Art erschien Henri wenige Minuten später im Speisesaal und rief Danis Namen laut aus, als wäre sie eine lange verlorengeglaubte Verwandte. Dani stand lachend auf, um sich von ihm mit herzhaften Küssen auf beide Wangen begrüßen zu lassen. Dann musste sie natürlich Cameron vorstellen, der amüsiert dreinschaute, als Henri sich nicht in seinem Redeschwall bremsen ließ.
„Ich habe alles gehört! Julio, wie er dich so
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