JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03
Dinge zu haben.
Trotz all der Enttäuschungen und Katastrophen, die im Laufe der Jahre über sie hereingebrochen waren, hatte Dani doch nie das Gefühl gehabt, ihr Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Ab und zu traf sie Entscheidungen, die sich als falsch erwiesen, aber das war normal. Jeder kannte das. Ihr geschah es allerdings häufiger, dass das Glück sich gegen sie wandte.
Trotz allem hatte sie sich immer wieder aufgerappelt und hatte weitergemacht, in der Hoffnung, zukünftig einen besseren Weg einzuschlagen. Das Problem mit Cameron McFarlane lag darin, dass sie die leise Vorahnung hatte, es könnte Konsequenzen haben, wenn sie einwilligte, seine Privatköchin zu werden. So sehr sie sich auch wünschte, mit ihm zusammen zu sein, schien es ihr doch der Gipfel der Dummheit und nicht etwa eine wohl überlegte Entscheidung, die zu einem guten Ende führen würde.
Mrs. B.’s gute Meinung über Cameron schwirrte Dani durch den Kopf und begann das Bild, das sie sich von seinem Charakter gemacht hatte, zu verschönen. Mrs. B. war entzückt gewesen, dass sie und Cameron sich inzwischen so gut verstanden, dass er den ganzen gestrigen Nachmittag mit ihr verbracht hatte.
„So ein netter Mann. Ich werde es vermissen, für ihn zu arbeiten. So, wie er mich behandelt hat …“ Mrs. B. lächelte in angenehmer Erinnerung. „Aber es wird schöner sein, mit Henry zusammenzuleben.“
„Was meinen Sie mit ‚wie er mich behandelt hat‘, Mrs. B.?“, fragte Dani.
„Oh, er gab mir immer irgendwelche Lebensmittel, die er nicht mehr brauchte, wenn er auf Reisen ging. Und Freikarten fürs Kino. Jedes Mal, wenn ich von einem Kinofilm erzählte, den ich mir gern ansehen wollte, bekam er von irgendjemandem eine Karte, die derjenige nicht benutzen konnte, und gab sie mir.“ Ihre braunen Augen glitzerten vor Vorfreude auf eine weitere Liebesbeziehung, die sich anzubahnen schien. „Er ist ein guter Mann, Dani. Einer, der sich wirklich um dich kümmern würde. Du magst ihn, nicht wahr?“
Als Dani bejahte, hatte Mrs. B. sehr zufrieden ausgesehen, so als wäre ihrer Meinung nach jetzt alles klar. Dani jedoch war noch nicht so ganz überzeugt. Aber sie sah sich gezwungen, ihr Urteil über Cameron McFarlane zu überdenken. Er hatte seinen Charme bei Mrs. B. nicht berechnend eingesetzt. Er hatte ihr mindestens so viel Zuneigung entgegengebracht wie sie ihm. Vielleicht sehr viel mehr. Dani erinnerte sich daran, wie bereitwillig Cameron Mrs. B. Blumen geschickt hatte, und sie schämte sich im Nachhinein für ihren Zynismus.
Vielleicht hatte er ein gutes Herz. Es gab keinen Zweifel daran, dass er großzügig war. Möglicherweise hatte er gar keine Hintergedanken dabei. War es möglich, dass er in allem, was er ihr gesagt hatte, ehrlich gewesen war?
Da ihre Großmutter der klügste Mensch war, den Dani kannte, beschloss sie, ihren freien Tag sinnvoll zu nutzen und einige wichtige Dinge mit der alten Dame zu besprechen. Dani würde natürlich keine Einzelheiten verraten, doch ein allgemeiner Überblick über ihre Lage würde helfen, ihre Gedanken zu ordnen. Sie wollte alle Sinne beisammenhaben, genau gegliederte Argumente parat und eine definitive Entscheidung getroffen haben, wenn Cameron am Nachmittag kommen würde.
Ein kurzer Telefonanruf versicherte Dani, dass ihre Großmutter sich über einen Besuch freuen würde, und so machte sie sich auf den Weg. Ihre Laune hob sich, als sie im Zug saß, der sie zu ihrer Großmutter nach Camden bringen würde, einem südwestlichen Vorort der Stadt. Dani liebte die Besuche bei ihrer Großmutter.
Nicole hatte die Ferien dort immer gehasst und sich beschwert, dass man dort nichts unternehmen könne. Ihre Langeweile rührte jedoch hauptsächlich daher, dass sie sich weigerte, ihre Hände oder Kleidung schmutzig zu machen. Sie hatte nie gelernt, Spaß zu haben, und würde es wahrscheinlich auch nie lernen. Sie war zu bedauern. Dies war eines der wenigen Male, dass Dani ihre Schwester nicht beneidete, sondern einen Anflug von Sympathie für sie spürte.
Dani wollte mit ihrer Großmutter über Nicole sprechen. Sie hatte es noch nie vorher getan, weil sie meistens versuchte, nicht an Nicole zu denken. Dani hatte sich entschlossen, Camerons Beteuerungen zu glauben, keine intime Affäre mit ihrer Schwester gehabt zu haben, aber sie wollte versuchen zu verstehen, warum Nicole solche Behauptungen aufstellte.
Dani hoffte, ihre Großmutter würde einige nützliche Ratschläge für sie haben, denn
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