JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03
Sie auf der Stelle mein Haus!“
„Ihr Haus?“, fragte er ruhig.
„Ja! Mein Haus!“
„Seit wann denn?“
„Das geht Sie gar nichts an! Lassen Sie jetzt diese dummen Scherze und gehen Sie!“
„Sie haben doch sicher eine Kopie des Kaufvertrags, oder?“, erkundigte er sich mit einem ironischen Unterton in der Stimme, der Selina den letzten Nerv raubte.
„Was bitte?“, fragte sie verblüfft.
„Der Kaufvertrag“, wiederholte er ungerührt. „Wo ist er?“
„Bei der Bank!“
„Bei welcher Bank?“
„Wieso interessiert Sie das? Nun … beim Bankhaus Barclay in Rye“, brachte sie hervor, als sich seine Miene verfinsterte. Besser, sie reizte ihn nicht zu sehr.
„Na ja! Wenigstens das stimmt.“
„Ist ja wundervoll! Ich wusste gar nicht, dass wir ein Quiz veranstalten!“
„Als ich hier eintraf, wusste ich das auch noch nicht. Von wem haben Sie das Haus gekauft?“, fragte er mit weicher Stimme, die aber Selina nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass er verärgert war. Aber warum ärgerte er sich?
„Ich habe das Haus von niemandem gekauft! Julie hat es mir hinterlassen …“
„Aha!“, rief er und lächelte überheblich. „Julie. Und wo bitte, wenn ich fragen darf, ist die entzückende Julie jetzt?“
„Sie ist tot“, antwortete Selina geradeheraus und bemerkte schadenfroh, wie der Ausdruck von Selbstzufriedenheit mit einem Mal aus seinem Gesicht verschwand. Und während er sie unverwandt anblickte, begann sie ruhig zu überlegen. Seine Fragen waren auf sie niedergeprasselt, dass sie keine Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken, was das alles eigentlich bedeutete. Wer war dieser Mann mit dem zerzausten braunen Haar, in das die Sonne helle Strähnen gebleicht hatte? Sie nahm jedenfalls an, dass es die Sonne gewesen war, denn er wirkte nicht wie jemand, der zum Friseur ging, um sich Strähnchen machen zu lassen. Bei diesem Gedanken musste sie ein Lächeln unterdrücken.
„Wann ist sie gestorben?“, fragte er ruhig.
„Vor drei Monaten an Leukämie“, antwortete Selina.
„Das tut mir leid“, sagte er kaum hörbar.
Vielleicht meint er es wirklich ernst, dachte sie. Sein Blick verriet zweifellos Betroffenheit.
„Also, wer ist Paul? Ihr Liebhaber?“, erkundigte der Fremde sich unerwartet.
„Nein“, stritt sie unwillkürlich ab und ärgerte sich im nächsten Moment über seine Frage. „Selbst wenn er mein Liebhaber wäre, ginge Sie das überhaupt nichts an. Außerdem haben Sie mir immer noch nicht erklärt, was Sie hier wollen.“
„Hab ich das nicht?“, entgegnete er gelangweilt, und seine Stimme hatte wieder jenen spöttischen Unterton. „Wie nachlässig von mir.“ Übertrieben freundlich fügte er hinzu: „Ich, Miss Selina Anne Martin, bin der Hausbesitzer.“
„Der Haus…“, begann Selina verwirrt. „Was soll das heißen, der Hausbesitzer? Das Haus gehörte Julie.“
„Nein, gehörte es nicht. Ich habe es Julie für fünf Jahre vermietet. Die Tatsache, dass bis zu meiner Rückkehr fast sechs Jahre vergangen sind, war ein Vorteil für sie. Aber dadurch, Miss Martin, ändert sich nichts daran, dass ich der Besitzer und nun wieder daheim bin.“
„Daheim?“, wiederholte sie mit erstickter Stimme.
„Zu Hause.“
„Aber das geht doch nicht“, protestierte sie schwach. „Ich wohne hier.“
„Nein, Miss Martin. Ich wohne hier.“ Er hängte seine Jacke wieder auf, griff seine Tasche und drängte sich an Selina vorbei ins Wohnzimmer.
Selinas Gedanken wirbelten durcheinander, während sie dem Fremden folgte und dann an der Tür stehen blieb. Hilflos sah sie den Mann an, der ihr seinen breiten Rücken zugewandt hatte und sich am Kaminfeuer die Hände wärmte.
„Aber es kann nicht Ihr Haus sein!“, brachte sie schließlich hervor. „Das hätte Julie mir bestimmt gesagt.“
„Dies ist mein Haus, ob Julie das nun erzählt hat oder nicht“, erklärte er bestimmt. „Vermute ich richtig, dass ein weiteres Mitglied dieser reizenden Familie in Kürze hier auftauchen wird?“, fragte er, ohne sich umzudrehen.
„Wie bitte?“
„Paul … Mason war sein Name, nicht wahr?“
„Paul?“ Selina hatte ihn völlig vergessen. Sie trat ins Zimmer und sank entmutigt auf einen Stuhl. Das fehlte gerade noch, dass er jetzt auftauchte! Bitte, lieber Gott, bat sie inständig, wenn dir etwas an mir liegt, dann lass ihn nicht kommen. „Nein“, fuhr sie leise fort, „er gehört nicht zur Familie. Er ist … ach, das ist unwichtig.“ Paul war im Moment ihre
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