Julia Festival ext.Weihnachten Band 05
überrascht war, als ich ihm den Grund nannte. Es sieht so aus, als hätte sie ihm nichts von ihrer Schwangerschaft erzählt, als sie sich vor acht Monaten trennten.“
„Vielleicht wusste sie es damals noch nicht …“
„Oh, natürlich wusste sie es. Aber sie wollte Andrew nicht zu einer Beziehung zwingen, nur weil sie schwanger war. Ziemlich töricht.“ Er seufzte ärgerlich.
Töricht vielleicht, gestand Olivia sich stumm ein, aber als Frau verstand sie Shelleys Standpunkt. Wenn Andrew vor der Schwangerschaft nicht erkennen ließ, dass er eine ernsthafte Beziehung wollte, wie sollte sie ihm dann von dem Kind erzählen, ohne das Gefühl zu bekommen, er würde nur aus Pflichtbewusstsein bei ihr bleiben?
Olivia sah ihn ernst an. „Sie sind beide jung …“ Sie versuchte sich Andrews Reaktion auf die Neuigkeit vorzustellen. Hatte er sich gefreut, oder war er wütend gewesen? Auf jeden Fall war es bestimmt ein Schock.
„Alt genug, um eine Tochter zu zeugen“, entgegnete Ethan. „Außerdem, ich war in seinem Alter, als Andrew geboren wurde.“
„Aber du hast bereits erzählt, dass deine Ehe mit einer Scheidung endete“, erinnerte ihn Olivia. Entschlossen vertrieb sie die Gedanken an die Zeit, als sie einundzwanzig gewesen war.
„Ein Punkt für dich.“ Ethan lächelte schwach. „Aber ich wollte nicht vorschlagen, dass die beiden heiraten, wenn sie es nicht wirklich wollen. Ich weiß nur, dass Andrew die Trennung damals ziemlich mitgenommen hat …“, fügte er nachdenklich hinzu.
„Das ist vielleicht ein gutes Zeichen“, meinte Olivia.
„Hoffen wir es. Ich habe Andrew gestern vom Flughafen abgeholt und ihn direkt zu Shelley gefahren. Sehr freundlich verlief das Treffen nicht, dazu waren beide noch zu sauer aufeinander – und auf sich selbst. Aber ich habe den beiden vorgeschlagen, dass ich Andrea über die Weihnachtsfeiertage bei mir behalte, damit sie sich zusammensetzen und aussprechen können. Zumindest sollten sie zu einer Übereinkunft kommen, unter welchen Bedingungen Andrea in Zukunft aufwachsen soll, ohne dass Shelley wieder in Verzweiflung gestürzt wird. Ich finde das nur fair, oder was meinst du, Olivia?“ Er sah sie intensiv an.
War es nicht bedeutungslos, was sie dachte? Die ganze Sache ging sie doch gar nichts an. Sie musste sich allerdings eingestehen, sie bewunderte Ethan für die Art, wie er mit dieser gewiss nicht einfachen Situation umging. Mehr noch, eigentlich war er ein wirklich toller Mann.
Sie nickte abrupt. „Ich finde das nur fair.“
„Gut. Dann habe ich ja zumindest etwas in deinen Augen richtig gemacht!“
Olivia starrte ihn an. Wieso war es ihm wichtig, was sie dachte … über ihn oder diese Situation?
„So, und nun hör endlich auf, mich abzulenken, Frau“, meinte Ethan forsch. „Komm, das Gemüse wartet!“
„Du willst immer noch, dass ich zum Essen bleibe?“, fragte sie verwundert. Nach dem Stress der letzten Tage hatte ihre voreilige und nicht gerade schmeichelhafte Annahme das Fass doch sicher zum Überlaufen gebracht …
Ethan schaute sie amüsiert an. „Das werde ich dir sagen, wenn du die Kartoffeln geschält hast“, neckte er sie.
Da bin ich aber glimpflich davongekommen, dachte Olivia erleichtert, als sie ihm in die Küche folgte. Eigentlich hätte er das Recht gehabt, wütend auf sie zu sein. Olivia wusste, sie wäre in der gleichen Lage nicht so großzügig gewesen …
Und das machte ihr zu ihrer Bestürzung klar, wie engstirnig und selbstgerecht sie in den letzten Jahren geworden war.
Sie hatte sich eine Meinung über Ethan Sherbourne gebildet, die auf … ja, worauf basierte? Ihren eigenen Vermutungen, genau. Also, sie hatte sich geirrt, was Andrea betraf, konnte es da nicht sein, dass sie sich auch in den meisten anderen Dingen geirrt hatte, die Ethan betrafen?
Den meisten …?
Nun tat sie es schon wieder – warum nur konnte sie nicht einfach zugeben, dass sie sich in jeder Beziehung in Ethan geirrt hatte … aus und Schluss! Er …
„Hör auf, dich selbst zu prügeln, Olivia“, riss Ethans Stimme sie aus ihren Grübeleien. „Wenn es dir ein Trost ist, ich bin sehr wahrscheinlich das meiste von dem, was du vorher von mir gedacht hast.“
Sie seufzte schwer. „Irgendwie bezweifle ich das!“
„So schlimm?“ Er lehnte sich gegen die Arbeitsplatte und musterte sie abschätzend.
„Ich glaube, ja“, gab sie kleinlaut zu.
„Dann zählt es noch viel mehr, dass du hier bist“, sagte er mit warmer Stimme. „Also, hier
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